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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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Auto fährt. Weil: der fährt wie ein Geisteskranker, sagt sie. Und nicht, dass sein Fuß etwa bleischwer auf dem Gaspedal kleben würde. Nein, gar nicht. Es ist mehr das Gegenteil. Wenn er seinen alten Hobel nämlich endlich einmal aus der Garage holt, dann fährt er mit Genuss, wie er sagt.
    Also Schrittgeschwindigkeit.
    Und das eine oder andere Mal haben sich schon Autofahrer bei mir im Büro beschwert, dass er den gesamten Verkehr lahmlegt. Sogar ein Traktorfahrer war darunter.
    Der Papa sagt halt, man verlangt ja auch von einem alten Menschen keine Sprints mehr. Warum dann von einem alten Auto? Und die Oma sagt, sie geht lieber zu Fuß, als dass sie sich die ganze Zeit das Vogelzeigen der Überholer anschaut. Und genau aus diesem Grund hat sie jetzt Entzugserscheinungen, weil sie eben so lange den Hof nicht mehr verlassen hat. Jetzt bin ich also fällig.
     
    Wie ich aus dem Saustall rauskomm, hockt sie schon im Auto.
    »Aldi, Lidl, Wochenmarkt«, schreit sie und schaut auf ihren Zettel, wo sie es genauso notiert hat. Ich glaub aber, der Wochenmarkt am Anfang wär besser, weil da noch mehr Auswahl ist, und deute ihr das auf den Notizen, aber sie schüttelt den Kopf.
    »Nein! Den Wochenmarkt am Schluss. Weil: bevor die zusammenpacken und heimfahren, kriegst du alles viel billiger.«
    Ja, klar!
    Da hätt ich auch selber draufkommen können.
    Wie wir heimfahren, ist das Auto voll, das kann man gar nicht glauben. Wir haben Vorräte für weiß-Gott-wie-lang, weil die Oma behauptet, die Inflation wird immer schlimmer und man muss vorsorgen. Wir fahren noch schnell beim Simmerl vorbei und bestellen Fleisch für das Willkommensessen morgen Abend. Die Oma kann natürlich nicht über den Tresen schauen, und so beugt sich der Simmerl weit darüber, um mit ihr zu reden.
    »Schrumpelst ganz schön so dahin, gell, Lenerl!«, sagt er in der Gewissheit, dass sie ihn eh nicht hören kann.
    »Sag ihm, er soll sein blödes Maul halten!«, sagt die Oma zu mir und geht hinaus. Weil sie nämlich an einem Gesicht ganz genau ausmachen kann, was der Besitzer so von sich gibt.
    »Halt dein blödes Maul!«, sag ich zum Simmerl im Rausgehen.
    »Sehen wir uns heute auf ein Bier, Franz?«, schreit er mir hinterher.
    »Kann schon sein.«
    Dann fällt die Tür ins Schloss.
     
    Am Nachmittag muss ich dann das Gras mähen, weil es ja eindeutig meine Schuld ist, dass der Papa das momentannicht tun kann. Und abschließend fahr ich ihn noch zur Krankengymnastik. Wegen der Hitze draußen hock ich in den klimatisierten Räumen der Praxis und hör ständig sein gequältes Gestöhne. Bei jeder einzelnen Übung. Lächerlich.
    Nach so einem ausgeprägten Familientag ist mir nach Abwechslung und Bier, und beides find ich beim Wolfi. Der Simmerl ist auch schon da, und eigentlich fehlt nur noch der Flötzinger. Und der ist es auch, nach dem ich jetzt frag. Wie auf ein Stichwort haut mir der Simmerl auf die Schulter und sagt: »Der Flötzinger? Ja, der Flötzinger hat für uns momentan keine Zeit mehr, Franz. Der hat nämlich was Besseres zu tun, weißt. Weil er halt die Schnauze jetzt endgültig voll hat von der Mary und ihrem Flanell. Und da hat er sich nun lieber eine Zuckerschnute in zarten Spitzen zugelegt, der Hund!«
    Ich bin ziemlich platt, muss ich schon sagen, und der Simmerl erzählt weiter. Also, der Flötzinger hat jetzt ein Gspusi, keiner weiß was Genaues. Vermuten tut man aber, dass es sich dabei um die Susi handelt.
    Das ist ja allerhand!
    Meine Susi und der Flötzinger!
    Unglaublich!
    Darum also die blöde Joggerei und die Jeans und die Verbannung vom grün-blauen Jogger. Das gibt jetzt alles einen Sinn. Weil mir momentan das Bier nicht mehr schmeckt, geh ich lieber heim.
     
    Am nächsten Tag kommt der Leopold. Ja, was soll ich da noch sagen? Der Papa völlig von der Rolle, freut sich wie ein Kleinkind zu Weihnachten und wird auch dementsprechend beschenkt. Kriegt einen Buddha in Lebensgröße, was ja nicht schwer ist, weil die Thailänder an sichja winzig sind, und natürlich ein Buch über Thailand mit Hochglanzfotos.
    Die Oma bekommt ein erstklassiges Gewürzset mit lauter scharfen Sachen, die sie seit jeher nicht mag. Und ich bekomm nix.
    »Na, wie war’s denn auf Mallorca, Franz?«, will der Leopold wissen. Lehnt sich überheblich auf dem Sofa zurück und streckt beide Arme über sich auf die Lehne.
    »Großartig! Einfach großartig!«, sag ich so.
    »Ist doch eigentlich die Insel der Putzfrauen und Alkoholiker, nicht

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