Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
meine eigene Stimme. Die vom Ossi-Klaus: so gut wie nicht vorhanden.
»Schauens’ Eberhofer, jetzt hätt ich Ihnen einmal ein Podium gegeben für Ihren merkwürdigen Verdacht, unddann kommen Sie mir mit so was! Was soll ich dazu sagen? Fahrens’ zum Spechtl! Vielleicht kann der Ihnen helfen. Ich hab in einer halben Stunde meine erste Verhandlung und möcht mich jetzt noch gern vorbereiten.«
Wie ich rausgeh, halt ich das blöde Diktiergerät in der Hand und würd es am liebsten an die nächste Wand schmeißen.
»Franz!«
Es ist eine wohlbekannte Stimme, die ich jetzt hör.
»Was hat er denn gesagt, der Moratschek?«
Der Birkenberger Rudi steht da, und ich glaub, ich seh nicht richtig.
»Der Moratschek hat gesagt, dass er jetzt die Schnauzevoll hat vom Eberhofer seinen Spinnereien!«, sagt der Richter statt meiner. Er kommt grad durch seine Bürotür und macht sich auf den Weg zum Kaffeeautomaten.
»Was machst du denn da?«, frag ich den Rudi.
»Glaubt er dir die Geschichte wieder nicht, der Moratschek?«
»Nein, der Moratschek glaubt überhaupt nix von diesem Scheißdreck! Habt ihr zwei Spinner eigentlich nichts Besseres zu tun, als rechtschaffene Beamte von der Arbeit abzuhalten?«, sagt der Moratschek auf dem Rückweg mit einem Kaffee in der Hand.
»Geben Sie mir fünf Minuten, Moratschek. Dann werden Sie eine andere Meinung haben!«, sagt der Rudi.
»Fünf Minuten. Die Uhr läuft!«
Dann geht alles ganz schnell. Der Rudi packt seine Kamera aus und präsentiert dem Richter und mir seine Exklusivaufnahmen aus dem Bekleidungslager auf Mallorca. Der Klaus Mendel ist gut zu sehen und einwandfrei zu hören,und ich mach auch keine schlechte Figur. Der Rudi steht zwischen den Schaufensterpuppen völlig unentdeckt und macht am Schluss einen Schwenk auf sein eigenes Gesicht. Er sagt seinen Namen, Datum und Uhrzeit. Sehr professionell sozusagen. Dem Moratschek bleibt sein Schnupftabak direkt am Nasenloch hängen, weil er gleich telefonieren muss. Beim Verabschieden ist er ganz förmlich, erhebt sich von seinem Thron und schüttelt uns beiden die Hände.
»Du hast mir meinen Fall geklaut!«, sag ich so beim Rausgehen.
»Es war Teamwork! Wie früher halt«, sagt der Rudi.
»Teamwork ist aber, wenn beide gemeinsam was machen. Und nicht einer den anderen observiert und nebenbei noch zum Deppen macht!«, sag ich und bin leicht eingeschnappt.
Weil aber der Rudi weiß, wie er mir den Bauch pinseln muss, gehen wir auf ein paar Weißwürste mit Brezen und dem guten Händlmaier-Senf und gönnen uns ein kaltes Weißbier. Danach schaut die Welt gleich wieder anders aus.
Kapitel 22
Ja, auch die Welt vom Ossi-Klaus und dem Ferrari schaut jetzt anders aus. Die deutsch-spanische Verbindung der Behörden arbeitet überaus eifrig, und im Handumdrehen stehen die zwei am Münchner Flughafen, handgeschellt und weiß wie Winterkartoffelknödel. Ich bin natürlich live dabei, sagen wir als Urheber des ganzen Szenarios. Der Rudi nicht, der will mir die Schau nicht stehlen, sagt er.
Der Ferrari weint, aber Tränen kleiden sie göttlich, und sie hat die Mütze auf dem Arm. Wir stehen uns so gegenüber und irgendwie erwart ich jetzt, dass sie sich an mich schmiegt. Tut sie aber nicht. Vermutlich wegen den ungünstigen Umständen. Stattdessen sagt sie: »Du, Franz, ich muss dich um einen Gefallen bitten. Und sag bitte nicht Nein!«
Ein Tränlein rollt ihr übers Kinn und ich schmelze so dahin. Ich nicke.
»Kannst du das Klärchen zu dir nehmen, für ein paar Jahre vielleicht? Ich weiß, sie mag dich … und ich weiß, sie mag den Ludwig. Und wenn sie in guten Händen ist, geht es mir besser.«
Ich nicke wieder und hab dann einen Knödel im Hals und einen Hund auf dem Arm. Dann wird sie von den Kollegen weggeführt.
Die Oma freut sich über den Familienzuwachs, weil er umsonst ist. Und sie weiß haargenau, was diese reinrassigen Viecher normalerweise kosten. Ich sag ihr, dass es nur eine Leihgabe ist, aber auch geliehen mag sie die Mütze. Der Papa dagegen ignoriert sie total, der hat Wichtigeres zu tun. Der Leopold kommt nämlich morgen und da muss er schließlich fit sein. Die Mütze mag den Papa schon, und wenn sie nicht gerade in der Mulde vom Ludwig verweilt, dann auf dem Bauch vom Papa, oder sie verfolgt ihn auf Schritt und Tritt.
Weil die Oma jetzt über zwei Wochen nirgends hingekommen ist, bin ich natürlich fällig. Dazu muss ich vielleicht kurz erklären, dass die Oma mit dem Papa nicht
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