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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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zu urteilen. Vier Indianerinnen, alle in Jeans und bauchfreien Tops, eines davon mit der Aufschrift »I love Britney Spears«. Die Mädchen waren ungefähr siebzehn, trugen ihre schwarzen Haare lang und glatt und lächelten in die Kamera. Sie lehnten an einem rostbraunen Pick-up-Truck. Nur schattenhaft waren die Umrisse eines jungen Mannes hinter dem Steuer zu erkennen.
    Havelka betrachtete das Foto genauer. Es war etwas unscharf, aber sie hätte Stein und Bein schwören können, dass eines der Mädchen Candice Morgan war. Candy Morgan, das Mädchen, das sich vom Hochhaus gestürzt hatte. Was hatte sie mit Sarah Anderson zu schaffen? Und wer waren die beiden anderen? Sie kramte nach dem Bücherei-Ausweis, den Dexter erwähnt hatte, und verglich das Passfoto von Sarah Anderson mit dem Foto. Sie war das Mädchen neben Candy. Vielleicht doch nur Zufall, dachte Havelka, bei den Pow-Wows kamen alle Mädchen eines Reservats zusammen. Aber kam Sarah Anderson nicht aus dem Irokesenreservat im Staat New York? Und stammte Candy nicht aus Minnesota? Woher kannten sich die beiden?
    Havelka steckte das Foto in ihre Umhängetasche undnahm sich noch einmal die Plastikhülle mit den Zeugnissen und Empfehlungsschreiben vor. Irgendetwas störte sie daran. Sie waren alle neu, als hätte man sie erst vor kurzer Zeit geschrieben oder ausgedruckt.
    Sie zog ihr Handy hervor und ließ sich die Privatnummer des Professors geben, der sie als Kuratorin empfohlen hatte. Der Operator verband sie gleich.
    »Ja?«, meldete sich ein älterer Mann.
    »Professor Mundy?«
    »Äh … ja, was wollen Sie?«
    »Lieutenant Karen Havelka vom Chicago Police Department«, erwiderte sie. »Entschuldigen Sie die späte Störung. Kennen Sie eine Sarah Anderson?«
    »Sarah Anderson … was ist mit ihr?«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    »Ja natürlich«, antwortete der Professor nervös, »sie war eine meiner Studentinnen. Indian Studies, der Kurs über indianische Literatur. Ist sie okay?«
    »Stehen Sie noch mit ihr in Verbindung, Professor? Hat sie angerufen?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber …«
    »Carol Heisler. Haben Sie den Namen schon mal gehört? Eine Weiße.«
    »Nein. Aber jetzt sagen Sie mir …«
    »Vielen Dank, Professor, das war’s auch schon.« Sie drückte ihn weg, bevor er eine weitere Frage stellen konnte, und wählte noch einmal die Auskunft. »Helen Lame Deer«, nannte sie den Namen der Dame, die für das Oneida Museum unterschrieben hatte.
    Auch sie ging sofort dran. »Ja?«
    »Helen Lame Deer? Hier spricht Lieutenant Karen Havelka vom Chicago Police Department. Ich habe ein Empfehlungsschreiben für Sarah Anderson vorliegen. Esträgt Ihre Unterschrift. Sie hat ein Praktikum bei Ihnen absolviert.«
    »Das stimmt«, bestätigte die Frau. »Aber warum rufen Sie mich zu Hause an? Ist Sarah irgendetwas passiert?«
    »Wie kommen Sie darauf ?«
    »Sie sind von der Polizei, oder?«
    »Reine Routine, Ma’am. Sie wissen, wo Sarah Anderson jetzt arbeitet?«
    »Sie hat sich nicht mehr bei mir gemeldet, seitdem sie das Reservat verlassen hat. Wir haben keinen Kontakt.«
    »Ist das nicht seltsam? Kennen Sie irgendjemand, mit dem sie noch in Kontakt stehen könnte? Eine Freundin vielleicht? Bekannte? Ihre Verwandten?«
    »Nein … ich kenne niemand. Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Havelka bedankte sich und legte auf. Sie blieb auf dem Bettrand sitzen und blickte nachdenklich auf das Bild an der Wand. »Buffalo Bill’s Wild West« stand darunter, ein Plakat der legendären Show. Ich könnte wetten, die beiden kennen Sarah Anderson gar nicht, dachte sie. Sie hatte das Gefühl, einem Geheimnis auf der Spur zu sein, ohne etwas Konkretes nennen zu können.
    Sie verstaute ihr Handy und stand auf. Als sie in den Flur zurückkehrte, sah sie einen Mann und eine Frau in der offenen Haustür stehen. Auch ohne ihre Ausweise zu sehen, ahnte sie, dass es sich um Bundesbeamte handelte. So steif konnten nur Feds sein.
    »Special Agent Russ Tumblin vom FBI«, stellte sich der Mann vor. Beide zeigten ihre Marken. »Und das ist US Marshal Margaret O’Keefe. Können wir Sie sprechen, Lieutenant Havelka?«

7
    Sarah saß auf der Sitzbank hinter dem Fahrer, die Hände zu Fäusten geballt, und blickte nervös aus dem Fenster. Die Killer würden einige Zeit brauchen, um ihren Escalade zu holen, aber lange würde es bestimmt nicht dauern. Sie konnten jeden Augenblick zurück sein.
    Sie musste so schnell wie möglich handeln. Jede Sekunde, die sie

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