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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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jungen Frauen ein dunkles Geheimnis? Und wen außer Sarah, Wendy und Candy hatte Niskigwun noch mit einem Fluch belegt? Father Paul glaubte nicht an böse Magie und an den Wendigo erst recht nicht, aber Candy Morgan war tot und Wendy lag im Koma, und beide Eltern hatten den Wendigo dafür verantwortlich gemacht. Und Sarah hatte ebenfalls das Gefühl, von ihm gejagt zu werden. Verfügte Niskigwun über magische Kräfte, die Unheil über die betroffenen jungen Frauen brachten?
    Der Pater zog an seiner Pfeife und blickte dem Rauch nach, der die kalte Fensterscheibe beschlug. Es hatte wieder zu schneien begonnen und auch der Wind war stärker geworden, als hätte das Wetter nur eine kurze Pause eingelegt, um gleich darauf noch stärker und noch heftiger loszubrechen.
    Das Telefon klingelte. Kein gutes Zeichen, befürchtete er, warum sonst sollte jemand so spät anrufen? Er ging dran. »St. Stephens Mission, Father Paul.«
    »Lieutenant Karen Havelka von der Polizei in Chicago«, antwortete eine Frauenstimme. Im Hintergrund war Verkehrslärm zu hören. »Entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber ich war mir sicher, dass Sie noch wach sein würden. Ich habe Ihre Nummer vom FBI. Wie ich höre, hat sich Sarah bei Ihnen gemeldet … Standing Cloud hieß sie wohl, als sie noch im Reservat lebte. Wir arbeiten mit dem FBI und den US Marshals zusammen …«
    »Ist ihr was passiert?«, unterbrach Father Paul die Polizistin. »Ist sie verletzt? Ist sie …« Er wagte das Wort nicht auszusprechen. »Sie klang verängstigt. Angeblich hat die Mafia sie aufgespürt. Die haben ihr doch nichts getan?«
    »Bisher nicht«, erwiderte Havelka, »aber wir machen uns große Sorgen. Ich darf doch offen zu Ihnen sprechen …«
    »Ich bitte darum, Lieutenant.«
    »Es sieht nicht gut aus, Father Paul.« Der Verkehrslärm wurde lauter, und sie legte eine kurze Pause ein, wohl auch, um die Möglichkeit zu geben, sich an die schlechten Neuigkeiten zu gewöhnen. »Sie haben recht, es spricht alles dafür, dass Bruno Cavani sie aufgespürt und zwei Killer auf sie angesetzt hat. Sobald wir sie finden, müssen ihr das FBI und die Marshals sowieso eine neue Identität geben, also können Sie es ruhig wissen: Sie heißt Sarah Anderson und lebt in Chicago.«
    Father Paul hörte gar nicht mehr richtig hin. »Auftragskiller?«, wiederholte er entsetzt. »Hitmen? Sie wird von Killern gejagt? Aber ich … ich hab ihr gesagt, sie soll sich sofort bei der Polizei melden. Ist sie denn nicht zu Ihnen gekommen?«
    »Doch«, antwortete Havelka, »das ist ja das Komische. Einmal saß sie im Revier und das andere Mal bei mir im Wagen, und beide Male lief sie davon. Sie verschwand so plötzlich, als würden wir ihr entsetzliche Angst einjagen. Wir haben natürlich sofort eine Fahndung nach ihr rausgegeben, das FBI und wir, konnten aber bisher weder sie noch die Killer aufspüren, obwohl wir alle verfügbaren Beamten im Einsatz haben. Der Blizzard ist nicht gerade hilfreich. Sie kennen Sarah anscheinend sehr gut, Father Paul. Haben Sie eine Ahnung, warum sie sich vor der Polizei versteckt?«
    Father Paul paffte nervös an seiner Pfeife, merkte gar nicht, wie der Rauch ihm die Sicht vernebelte. »Haben Sie es schon auf ihrem Handy versucht?«, fragte er nach einer viel zu langen Pause. In seinen Gedanken tauchten die glühenden Augen des Wendigo auf. »Das FBI oder die US Marshals haben doch sicher ihre Nummer.«
    »US Marshal O’Keefe hat sie, aber ihr Handy ist abgeschaltet, deshalb können wir es auch nicht orten. Entweder hat man es ihr gestohlen und der Dieb will nicht, dass wir ihn finden, oder sie hat es selbst abgeschaltet.« Im Hintergrund tönte eine Polizeisirene. »Aber warum? Sie haben wirklich keine Ahnung, Father Paul? Könnte es sein, dass Sarah etwas zu verbergen hat?«
    »Sarah? Nein … das kann ich mir nicht vorstellen!«, antwortete Father Paul. Der Wendigo geisterte noch immer durch seine Gedanken. »Ich habe zwei Jahre nichts mehr von ihr gehört, aber sie würde niemals etwas Unrechtes tun. Das würde ich ausschließen. Ich nehme eher an, sie hatte Angst. Vielleicht hat sie die Killer gesehen und geriet in Panik … Das müssen Sie besser wissen. Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen, Lieutenant.«
    »Vielleicht doch, Father. Der eigentliche Grund meines Anrufes ist nämlich ein Foto, das ich bei Sarah gefunden habe. Sie kennen Candice Morgan?«
    Father Paul seufzte. »Ich hab schon gehört. Sie ist von einem Hochhaus gesprungen, nicht

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