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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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wahr? Seltsam, sie war eine so lebenslustige junge Frau. Eigentlich nicht der Typ für so was. Sind Sie sicher, dass es Selbstmord war?«
    »Ich habe meine Zweifel«, räumte Havelka ein, »sonst würden wir von der Mordkommission uns nicht mit dem Fall befassen. Seltsam, dass sie aus demselben Reservat wie Sarah stammt. Ich habe bereits mit der Stammespolizei gesprochen, einem Officer John Redbull. Er glaubt, dass ein indianisches Ungeheuer sie auf das Hochhaus getrieben und sie vom Dach gestoßen hat. Wie hieß es noch … Wen…«
    »Wendigo«, ergänzte Father Paul. »Ein Fabelwesen, so was wie der Yeti, nur gerissener und böser.« Er überlegte, ob er ihr von Wendy Running Wolf erzählen sollte, dieebenfalls ein Opfer des Wendigo geworden war, wenn man dem »Mocassin Telegraph« glaubte, entschied sich aber dagegen. Havelka klang wie eine nüchterne Frau und hatte bestimmt nichts mit solchen Theorien am Hut. »Indianer sind abergläubisch.«
    »Das ist natürlich Unsinn«, beeilte sich Havelka zu sagen, »obwohl sich der Officer ernsthafte Sorgen über einen gewissen … der Name eines Schamanen, ich hab ihn nicht verstanden …«
    »Niskigwun«, klärte er sie auf.
    »… über einen gewissen Niskigwun zu machen schien. Der hätte wohl etwas dagegen, dass manche Ojibway ihre Tradition verleugnen und das Reservat verlassen. Ich nehme an, der Schamane hat das Reservat nicht verlassen.«
    »Ich habe ihn vorhin getroffen.«
    »Dann käme er als Mörder sowieso nicht infrage«, sagte sie, »und den Hokuspokus mit dem Wen… dem Fabelwesen können wir wohl ausklammern.«
    »Was ist das für ein Foto, Lieutenant?«
    »Es lag in Sarah Andersons Apartment«, erwiderte Havelka. »Ich hab es auf meinem Handy und würde es Ihnen gern auf Ihren Computer mailen. Wenn Sie mir Ihre E-Mail-Adresse geben …«
    Father Paul gab sie ihr und fuhr gleichzeitig seinen Computer hoch. Während sich der Monitor einschaltete, setzte er sich davor. Nur weil er erwartungsvoll auf den Bildschirm starrte, übersah er den Schatten am Fenster.
    »Das Foto zeigt vier Mädchen, ungefähr siebzehn oder achtzehn, und einen jungen Mann, aber der ist nur sehr undeutlich zu sehen. Wenn ich mich nicht täusche, sind Sarah und Candy dabei. Vielleicht kennen Sie die anderen Mädchen oder es fällt Ihnen irgendwas beim Anblick des Fotos ein, das uns bei den Ermittlungen weiterhelfen könnte.«
    »Sie glauben, dass eine Verbindung zwischen Candy und Sarah besteht? Soweit ich weiß, hatten die beiden keinen Kontakt mehr. Candy wusste wahrscheinlich gar nicht, dass Sarah in Chicago wohnt. Wie auch? Niemand außer dem FBI und den US Marshals wusste das. Es sei denn, Sie sind sich zufällig über den Weg gelaufen, aber dazu ist Chicago ein bisschen zu groß.«
    »Sagen Sie das nicht, Father.« Ihre Stimme klang, als ob sie lächelte. »Haben Sie das Foto?«
    Father Paul öffnete seine E-Mails und lud das Foto herunter. Er erkannte die Mädchen sofort. Jetzt blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als Havelka doch von Wendy zu erzählen. Von ihr und Flo. »Ja, ich hab es auf dem Monitor«, sagte er. »Das sind Sarah und Candy, ganz recht … vor ungefähr fünf Jahren.«
    »Und die anderen beiden?«
    »Die Dritte von links ist Wendy Running Wolf«, antwortete er mit belegter Stimme, »und die vierte Florence Weinert.« Er zögerte einen Moment. »Eigentlich wollte ich es Ihnen nicht sagen, aber jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Wendy Running Wolf … sie hatte heute Abend einen schweren Unfall und liegt im Koma. Ihre Eltern sind bereits auf dem Weg zu ihr nach Grand Forks, North Dakota. Sie glauben nicht an einen Unfall, Lieutenant.« Er wartete auf eine Erwiderung, doch Havelka schwieg, und er fuhr fort: »Wendy fuhr ungebremst in einen Truck. In Grand Forks ist genauso ein Sauwetter wie hier, aber sie ist eine gute Fahrerin und würde eher zu langsam als zu schnell fahren. Das ist doch seltsam.«
    »Und warum wollten Sie mir nicht sagen, was ihr passiert ist?«, fragte sie. Sie klang, als ob sie es schon wüsste.
    »Weil der junge Mann, der hinter den Mädchen an dem Pick-up lehnt, der Sohn von Niskigwun ist. Er hieß Bobby.Und weil das Foto drauf hinzudeuten scheint, dass Niskigwun es tatsächlich auf diese vier Mädchen abgesehen und den Wendigo auf sie gehetzt hat.«
    »Schalten wir mal dieses Ungeheuer aus, dann ist es zumindest seltsam, dass ich ausgerechnet dieses Foto bei Sarah gefunden habe. Ich werde Officer Redbull anrufen und ihn bitten,

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