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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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hat seinen geliebten Bruder verraten, das verzeiht er ihr nie. Böse Zungen behaupten, dass er sogar beim FBI und bei den Cops, vielleicht sogar bei uns seine Kontaktpersonen hat. Oder er beschäftigt einen dieser jungen Hacker, die den NATO-Code geknackt haben. Wenn so einer in unser System eindringt, braucht er keine Ratespielchen mehr zu veranstalten.« Sie seufzte leise. »Dennoch … ich war fest davon überzeugt, dass ihre neue Identität seinen Nachforschungen standhält. Warum ist sie weggelaufen?«
    »Sie muss die Killer gesehen und durchgedreht haben«, überlegte Havelka laut, »anders kann ich es mir nicht vorstellen.« Sie wandte sich an Tumblin. »Haben Sie eine Ahnung, wer die Killer sein könnten? Sie wissen doch sicher, mit wem die Mafia zusammenarbeitet.«
    »Wenn Sie damit andeuten wollen, dass zu viele Auftragskiller in dieser Stadt sind, haben Sie recht«, räumte der Agent ein. »Aber Sie wissen ja, wie das mit den Beweisenist. Bruno Cavani beschäftigt die besten Anwälte des ganzen Landes.«
    »Keine Namen?«
    »Coleman und DiMaggio vielleicht.« Er rang sich ein säuerliches Lächeln ab. »DiMaggio, wie der legendäre Baseball-Star … so nennt er sich tatsächlich. Könnte auch sein, dass er einen seiner neuen Killer auf sie angesetzt hat. Es gibt Gerüchte, dass eine eiskalte Frau für ihn arbeitet. Niemand weiß, wie sie heißt oder aussieht. Aber der Chef weiß Bescheid und hat bereits die ganze Nachtschicht auf den Fall angesetzt. Wir suchen nach den Killern und Sarah Standing Cloud. Ich nehme an, das Chicago Police Department und die Marshals tun dasselbe.«
    O’Keefe nickte und Havelka sagte: »Nicht nur das. Wir fahnden auch nach Sarahs Mitbewohnerin. Carol Heisler … so steht es zumindest auf ihrem Führerschein. Ihr wirklicher Name ist Carol Hagman. Mehrere Ladendiebstähle, eine Bewährungsstrafe, eine versuchte Erpressung, die ihr wahrscheinlich etliche Jahre eingebracht hätte, wenn ihr Vater nicht einen der besten Anwälte der Ostküste verpflichtet hätte. Ich bin ziemlich sicher, dass sie etwas damit zu tun hat, dass Sarah von der Mafia aufgespürt wurde. Sie ist ebenfalls auf der Flucht, hatte unterwegs einen Unfall, also dürfte es nicht besonders schwer sein, sie aufzuspüren.« Sie trank ihren Becher leer. »Ich nehme an, wir arbeiten ab sofort zusammen?«
    Tumblin nickte. »Unter Leitung des FBI, das brauche ich hoffentlich nicht extra zu betonen. Wir müssen Sarah unter allen Umständen finden. Wenn ihr etwas zustößt, wird niemand mehr bereit sein, gegen Mörder wie Alberto Cavani auszusagen. Ganz zu schweigen von der negativen Presse, die wir dann bekommen. Die Leute sind allergisch gegen die Ermordung schöner Frauen.«
    Und ich bin allergisch gegen FBI-Agenten, die sich nur um ihren guten Ruf sorgen, dachte Havelka, sagte aber nichts.
    Ihr Handy klingelte. Sie zog es aus ihrer Handtasche, stellte erleichtert fest, dass es nicht ihr Verlobter war, und ging dran. »Was gibt’s, Dens? Habt ihr sie gefunden?«
    »Carol Heisler«, antwortete er knapp, »eine Kugel in den Rücken. Die Arbeit eines Profis. North Avenue Beach.«
    »Was Wichtiges?«, fragte Agent Tumblin, als sie ihr Handy wegsteckte.
    »Wir haben Carol gefunden«, sagte sie knapp. »Mit einer Kugel im Rücken.«
    Father Paul stand in seinem Büro und blickte nervös aus dem Fenster. Einen Moment war es ihm so vorgekommen, als wäre ein dunkler Schatten durch den trüben Lichtkegel der Straßenlampe gehuscht, aber das war unmöglich, das konnte nicht sein, nicht um diese Zeit. Es ging bereits auf Mitternacht zu.
    Nervös kramte er seine Pfeife aus der Jackentasche. Er stopfte sie und paffte nachdenklich vor sich hin. Normalerweise beruhigte ihn der würzige Geschmack des Tabaks, den einer seiner indianischen Freunde für ihn mischte, doch diesmal blieb seine Unruhe. Immer wieder kehrten seine Gedanken zum Wendigo zurück, der Candy Morgan und Wendy Running Wolf auf dem Gewissen haben sollte und auch hinter Sarah her war.
    Niskigwun hatte den Wendigo auf die jungen Frauen gehetzt, auf die »bösen Weiber«, die seinen Sohn in den Selbstmord getrieben hatten. So behauptete der Schamane und Medizinmann, der bei der Mehrheit seines Stammes längst sein Ansehen verloren hatte. Was meinte er damit? Niemand hatte den armen Bobby in den Tod getrieben,und er hatte vor seinem Ableben weder etwas sagen noch einen Abschiedsbrief schreiben können.
    Wusste Niskigwun etwas, das die anderen nicht wussten? Hüteten die

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