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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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spritzte auf.
    Keine Zeit, um den Aufzug aus einem der oberen Stockwerke zu holen. Sie öffnete die Tür zum Treppenhaus und hetzte die Betonstufen nach oben. Düsteres Notlicht zeigte ihr den Weg. Weg von den Killern, nur weg, irgendwas würde ihr schon einfallen, um ihnen zu entkommen. Musste ihr einfallen, wenn sie am Leben bleiben wollte.
    Sie hatte keine Ahnung, wie hoch das Haus war, zehn, zwanzig oder hundert Stockwerke. Im Loop war alles möglich. Mit der linken Hand hangelte sie sich am Geländer entlang. Ihre nassen Kleider hingen wie Blei an ihrem Körper, machten jeden Schritt zur Qual. Ihr blieb nur noch die Flucht nach oben, in eines der Stockwerke oder aufs Dach.Auf den Dächern solcher Häuser gab es Lüftungsschächte, in denen sie sich verstecken könnte. Wenn die Häuser eng beieinander standen, könnte sie vielleicht von einem Dach zum nächsten springen, das sah man doch immer wieder in den Fernsehkrimis. Daran, dass es zu schneien aufgehört hatte und ihre Spuren im Schnee sie den Killern verraten würden, besonders auf einem Dach, dachte sie in diesem Augenblick nicht.
    Zwei Stockwerke unter ihr wurde die Metalltür geöffnet. Die Killer wussten, wo sie war. Sie rannte schneller, nahm jetzt zwei Stufen auf einmal, obwohl sie durch die anstrengende Flucht geschwächt war. Von Panik getrieben holte sie das Letzte aus ihrem Körper heraus. Immer höher, sie musste es schaffen!
    Im zehnten Stock blieb sie stehen und verschnaufte. Sie hielt sich mit beiden Händen am Geländer fest, starrte schwer atmend nach unten und sah die glühenden Augen ihrer Verfolger. Der Wendigo! Er hatte sich noch einmal mit den Killern vereint und würde ihnen übermenschliche Kräfte verleihen. Sie hatte ihn am Riesenrad besiegt und gedemütigt. Er war wütend auf sie, benutzte gleich zwei Männer, um sich an ihr zu rächen. »Du kriegst mich nicht, Wendigo!«, flüsterte sie trotzig.
    Weiter nach oben, zwei Stufen auf einmal, den Blick nach oben gerichtet. Ein Stockwerk nach dem anderen. Sie hatte längst aufgehört zu zählen. Zwölf, dreizehn, vielleicht schon mehr. Auf den Türen standen keine Zahlen. Die Verfolger waren dicht hinter ihr, hatten sogar etwas aufgeholt. Erst als einem die Pistole aus der Hand fiel und er sie ein paar Stufen tiefer aufheben musste, gewann sie einen Vorsprung. Sie beschleunigte ihre Schritte, wunderte sich selbst, wie viel Kraft noch in ihr steckte.
    Dann plötzlich die Tür zum Dach, eine schwereMetalltür, die im dunklen Schatten eines Mauervorsprungs lag. Sie ließ sich nicht öffnen, sosehr Sarah auch rüttelte. Erst dann sah sie das Kästchen mit den Tasten an der Wand. Die Tür ließ sich nur mit einem bestimmten Zahlencode öffnen. Eine Sicherheitsmaßnahme, um potenzielle Selbstmörder vom Dach fernzuhalten. Das gab es in vielen Hausfluren.
    Sie hörte, wie die Killer ständig näher kamen, lief ein Stockwerk zurück und verschwand in dem Flur mit den Wohnungen. Wenn sie Glück hatte, merkten die Verfolger nicht sofort, in welchem Stockwerk sie sich befand. Sie schloss die Tür so leise wie möglich hinter sich.
    Um irgendeinen der Bewohner aus dem Schlaf zu wecken, fehlte ihr die Zeit. Eine Feuertreppe gab es nicht an diesem Haus, jedenfalls hatte sie keine gesehen, und so optimistisch, zu glauben, dass sie ein wildfremder Mensch in seine Wohnung lassen würde, ohne ihr Fragen zu stellen, war sie nicht. Ihre einzige Fluchtmöglichkeit war der Aufzug.
    Sie drückte immer wieder verzweifelt auf den Aufzugknopf und hörte an dem lauten Geräusch, dass er höchstens zwei oder drei Stockwerke unter ihr sein konnte. Mit einer Hand am Türgriff wartete sie darauf, dass die helle Kabine erschien.
    Im selben Augenblick, als der Aufzug hielt und sie die Tür aufriss, stürmten die Killer aus dem Flur herein. Ein Schuss peitschte. Die Kugel bohrte sich dicht neben Sarah in die Wand. Eine zweite Kugel ging auch daneben.
    Sarah zog die Tür zu und drückte auf den untersten Knopf. Quälend langsam reagierte der Lift. Mehrere Sekunden schienen zu vergehen, bis er sich endlich in Bewegung setzte. Vergeblich hämmerten die Killer gegen die Glastür.
    Die wütenden Fratzen der Männer verschwanden, ihre glühenden Augen blieben im trüben Licht des Hausflurs zurück. Sarah atmete erleichtert auf. Es gab nur diesen einen Aufzug, und es würde einige Zeit dauern, bis ihr die Verfolger zu Fuß gefolgt waren. Die Knöpfe neben der Tür verrieten ihr, dass das Haus dreißig Stockwerke hatte. Dieser

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