Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition)

Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition)

Titel: Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Owen Matthews
Vom Netzwerk:
er sich an Mervyn vorbei in sein wartendes Auto schob. »Sie dürfen keine Schwierigkeiten machen.«
    Derek erzählte der Evening Post , die Begegnung sei »eines der ermutigendsten Dinge gewesen, die mir seit Langem widerfahren sind. Zumindest beweist sie, dass die Russen um unseren kontinuierlichen Kampf, heiraten zu dürfen, wissen.«
    Mervyn gab nicht auf. Angeregt durch den Vorfall mit Smirnowski, schrieb er allen 110 Leitern der diplomatischen Gesandschaften in London in seiner Angelegenheit. Er kaufte eine gebrauchte Druckmaschine, um damit Flugblätter und Rundbriefe herzustellen, die er in London verteilen wollte. Doch die Maschine richtete nur eine große Sauerei in seinem winzigen Schlafzimmer an, mit dem Resultat, dass seine Bettwäsche voller Druckerschwärze war. Anfang April entwarf Mervyn ein Flugblatt, auf dem er Fotos von Mila, Eleonora und Frau Smirnowski einander gegenüberstellte mit der Bildunterschrift »Drei sowjetische Frauen«. Auf der Rückseite stand eine kurze Zusammenfassung der Geschichte. Er ließ die Flugblätter trotz der hohen Kosten professionell drucken. Doch dann wurde Mervyn und Derek mit Verhaftung gedroht, als sie die Flugblätter unter die Scheibenwischer von Diplomatenfahrzeugen in den Kensington Palace Gardens steckten.
    Auch Mila in Moskau spürte, wie ihre Energie und ihr Optimismus schwanden. Sie schrieb Ende Dezember einen niedergeschlagenen Brief. An Neujahr 1969 antwortete Mervyn in entrüstetem Ton: »Die Situation mag Dir hoffnungslos erscheinen. Wenn Du das wirklich glaubst, dann solltest Du es entweder geradeheraus sagen oder noch fester an mich glauben … Im Verlauf der letzten neun Monate des Jahres 1968 sind etwa 50 Artikel über meine Bemühungen, in der Sache weiterzukommen, in den Zeitungen verschiedener Länder erschienen. Außerdem solltest Du nicht etwas kritisieren, von dem Du nichts verstehst. Du kennst nicht annähernd genug Fakten, um über meine Aktivitäten urteilen zu können. Und denk immer daran, dass mich jetzt nichts mehr verletzen kann als Erklärungen, ich würde es umsonst versuchen. Ich bin heute sehr mit unseren Angelegenheiten beschäftigt, aber ich habe auch damit begonnen, das Semester vorzubereiten.«
    Am 2. Januar war Mila in besserer Stimmung und schickte ein Telegramm: »Beste Neujahrswünsche für meinen geliebten Kelten. Ich liebe ihn treu, glaube und erwarte unser Glück. Sehne mich nach Dir, Küsse, Mila.«
    Mervyn beschloss, es riskieren zu können, ein neues Buch über die sowjetische Gesellschaft zu schreiben. Mila war anscheinend sicher und hatte seit ihrer Entlassung aus dem Institut einige Jahre zuvor keine weiteren Repressalien erdulden müssen. Das Projekt wäre vielleicht sogar ein Weg, Mervyns gescheiterte Laufbahn zu retten. Und nicht zuletzt belebte ihn die Aussicht auf die Recherchen für ein neues Buch, und er machte sich auf die Suche nach finanziellen Mitteln. Er unternahm einige kurze Reisen nach Marokko, in die Türkei und auf den Balkan.
    Der Vollständigkeit halber bemühten Mervyn und Derek sich um Unterstützung im Unterhaus; ein Private Member’s Bill, ein Gesetzesvorschlag, kam auf die Tagesordnung, der das Unterhaus dazu aufrief, »den Außenminister zu drängen, die Fälle Derek Deason und Mervyn Matthews wieder aufzunehmen, die beide eine Frau heiraten wollen, die kein Ausreisevisum aus der Sowjetunion bekommt, sowohl aus humanitären Gründen als auch, um etwas zu beseitigen, was ein wachsendes Hindernis auf dem Weg zu besseren anglo-sowjetischen Beziehungen darstellt.«
    Die Idee mit dem Buch zahlte sich bald aus. Die Colombia University in New York bot meinem Vater eine dreimonatige Gast-Fellowship. Mervyn war überglücklich. Er freute sich darauf, London mit seinen Enttäuschungen zu entkommen, und da in Manhattan die UNO ihren Sitz hatte, bot sich ihm dort ein ganz neues Feld für seinen Kampf.
    ****** Schwedisches kaltes Büfett.

13
    Flucht
    Schit ne po lschi! – Lebt nicht mit der Lüge!
    Alexander Solschenizyn
    Mervyn kam am frühen Morgen des 20. April 1969 in New York an. Er fuhr mit dem Taxi zum Hotel Master am Riverside Drive, wo er ein großes, aber schäbiges Zimmer bezog. Mervyn war mehr um die Telefonverbindung besorgt und ging direkt hinunter zu der ältlichen Telefonistin Grace. Sie versicherte ihm, dass sie ihn wahrscheinlich mit Moskau verbinden könne. Beruhigt über das Funktionieren der Kommunikationstechnik, frühstückte Mervyn für 99 Cent in einem Diner.
    Die folgende

Weitere Kostenlose Bücher