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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Gedanke. Während ihrer gesamten Schwangerschaft hatte Axiana an ihn immer nur als an das Kind in ihr gedacht, Skandas Kind. Ein Lebewesen, gezeugt in einer Vergewaltigung, die ihr ganzes Leben verändert hatte.
    Mein Sohn wartet darauf, geboren zu werden.
    »Ich kann den Kopf sehen«, sagte Pharis. »Das Baby kommt!«
    Bison wischte den Schweiß von Axianas Gesicht. »Nicht pressen«, sagte er. »Noch nicht.«
    Sie hörte den Rat doch der Drang, das Hindernis aus ihrem Körper zu drängen, war überwältigend. »Ich kann … nicht anders!« sagte sie, nach Luft ringend.
    »Nein!« polterte er. »Der Kopf ist noch nicht ganz durch.« Ihr Gesicht rötete sich durch die Anstrengung des Pressens. »Hecheln!« befahl er. »So!« Er streckte die Zunge raus und atmete schnell und flach.
    »Ich … bin doch … kein Hund!« fauchte sie.
    »Du schadest dem Kind, wenn du es nicht tust. Sein Kopf ist noch weich. Jetzt hechel, verdammt noch mal!« Bison winkte Pharis herbei, die die Schultern der Königin stützen sollte, und ging nach hinten, um die Geburt zu beobachten. Der Kopf war beinahe durch, ebenso eine Schulter. Dann sah er die Nabelschnur, fest um den Hals des Kindes gewickelt wie eine blaugraue Schlange, die ihm das Leben abdrückte. Seine Finger waren zu dick und ungeschickt, um sie zu entfernen. Angst überfiel ihn. Schon zweimal hatte er dieses Phänomen erlebt. Beim ersten Mal hatte ein Arzt die Schnur durchschnitten. Das Kind war am Leben geblieben, aber die Frau war gestorben, denn die Nachgeburt war nicht vollständig gekommen und der Rest hatte ihr Blut vergiftet. Beim zweiten Mal hatte die Nabelschnur das Kind regelrecht stranguliert. »Nicht pressen!« sagte er. Bison holte tief Luft, nahm den Kopf des Kindes in die linke Hand und schob dann, so vorsichtig er konnte, den kleinen Finger der rechten Hand unter die Nabelschnur. Zweimal entglitt sie ihm, doch beim dritten Mal packte er sie und zog sie behutsam über den Kopf.
    Als diese Gefahr vorüber war, rief Bison: »Jetzt kannst du pressen! Pressen wie der Teufel!«
    Axiana grunzte, dann schrie sie auf, als das Kind in Bisons Hände glitt Gesicht und Körper des Kindes waren mit Fett und Blut verschmiert Rasch band Bison die Nabelschnur ab und durchtrennte sie. Dann wischte er dem Kind Nase und Mund ab, um seine Atemwege freizumachen. Das Kind bewegte einen winzigen Arm, dann atmete es zum ersten Mal selbständig.
    Ein dünner Schrei erklang im Wald.
    Bison hörte Schritte vor dem dachlosen Zelt. »Bleibt zurück!« rief er. Er drehte sich zu Pharis um. »Hol frisches Wasser.« Auf den Knien legte er das Kind Axiana an die Brust Ihre Arme umschlangen es. Pharis starrte mit offenem Mund auf das winzige, faltige Wesen in den Armen der Königin. »Hol Wasser, Mädchen«, sagte Bison. »Später hast du alle Zeit der Welt zum Starren.«
    Pharis sprang auf und rannte aus dem Zelt.
    Axiana lächelte Bison an. Dann begann sie zu schluchzen. Der alte Mann küsste sie auf die Stirn. »Gut gemacht«, sagte er schroff.
    »Du auch«, sagte Ulmenetha hinter ihm.
    Bison holte tief Luft und ließ die Königin los. Er sah zur Priesterin und lächelte gequält. »Wenn du mir wirklich danken willst …« begann er.
    Ulmenetha hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Verdirb diesen Augenblick nicht, Bison«, sagte sie nicht unfreundlich. »Geh zurück zu deinen Freunden. Ich werde beenden, was du so gut begonnen hast.« Bison seufzte und erhob sich. Er war jetzt müde. Hundemüde.
    Er wollte noch etwas zur Königin sagen, etwas, um ihr zu zeigen, wie viel ihm diese vergangenen Stunden bedeutet hatten, wie stolz er auf sie war und dass er nie vergessen würde, was hier geschehen war. Er wollte ihr sagen, dass es ihm eine Ehre war, ihr beigestanden zu haben.
    Doch Ulmenetha ging an ihm vorbei, und die Königin lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, in ihren Armen den künftigen König.
    Bison ging ohne ein Wort aus dem Zelt.
     
    Bakilas saß im Licht der Sterne, sein blasser Körper war nackt, die Wasserverbrennungen an seinen Knöcheln und Füßen heilten langsam, die Blasen gingen zurück. Seine drei Gefährten saßen in der Nähe. Draskos Verbrennungen waren ernster, aber sie bluteten nicht mehr. Sein Pferd war gestürzt als sie den Fluss durchquerten, und nur rasche Hilfe von Lekor und Mandrak hatte ihn gerettet. Sie hatten ihn hochgerissen, doch das Flußwasser war durch die schwarze Rüstung gedrungen und versengte ihm die Haut an Brust, Bauch und Armen.

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