Winterkrieger
bewegt sich.«
»Und die zweite?«
»Die Kontraktionen werden heftiger, wenn das Kind in den Geburtskanal eintritt und weiter in die Vagina.«
Kebra lächelte. »Das ist das erste Mal, dass ich dich die korrekte Bezeichnung sagen höre.«
»Ich bin nicht in der Stimmung für Scherze«, sagte Bison. »Sie ist ein schlankes Mädchen, und es ist ihr erstes Kind. Sie wird wahrscheinlich heftig reißen. Und ich weiß kaum etwas darüber, was man tun muss, wenn etwas schief geht Hat jemand versucht, die Priesterin zu wecken?«
»Ich setze mich neben sie«, versprach Kebra.
»Tu das. Hau ihr ins Gesicht Überschütte sie mit Wasser. Irgendwas.«
»Sobald sie aufwacht schicke ich sie zu dir.«
Bison stand auf und stapfte zurück zum Zelt Kebra ging zu der schlafenden Priesterin. Sie war nicht mehr schweißgebadet Ihre Haut war klar und glatt, und Kebra war erstaunt wie hübsch sie war, jetzt wo das überschüssige Fleisch fort war. Und sie sah viel jünger aus. Er hatte geglaubt sie sei in den Vierzigern, aber jetzt sah sie – trotz der grauen Strähnen in dem blonden Haar – mindestens zehn Jahre jünger aus. Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Kannst du mich hören?« fragte er. Doch sie rührte sich nicht.
Der Vormittag verging, die Sonne stieg zum Mittagspunkt Nogusta, der normalerweise so kühl und beherrscht war, lief unruhig im Lager auf und ab. Einmal ging er zum Zelt und rief nach Bison. Die Antwort war knapp, grob und auf den Punkt Nogusta ging zum Wasser. Kebra, dem es noch nicht gelungen war, die Priesterin zu wecken, ging ihm nach.
»Wir verlieren die Zeit die wir an der Brücke gewonnen haben«, sagte Nogusta. »Wenn das noch viel länger dauert, ist der Feind über uns.«
»Bison weiß nicht wie lange die Wehen noch dauern werden. Es könnten noch Stunden sein.«
Plötzlich lächelte Nogusta. »Hättest du Bison gern als Hebamme für deinen Erstgeborenen?«
»Ein grässlicher Gedanke«, stimmte Kebra zu.
Kapitel neun
Kein Alptraum, den Axiana je durchlitten hatte, war so schlimm gewesen wie dies hier. Entkleidet die nackten Füße gegen die feuchte Erde gestemmt, ihr Unterleib ein rhythmisches Meer aus Schmerz, kauerte sie wie eine Bäuerin unter freiem Himmel. Dir emotionaler Zustand war seit den entsetzlichen Geschehnissen im Hause Kalizkans zerbrechlich gewesen, und seitdem hatte alles sie mit einer schrecklichen Angst erfüllt Ihr Gatte war tot ihr Leben als königliche Prinzessin eine verblassende Erinnerung. Ihr ganzes Leben lang war sie verwöhnt worden, hatte nie Hunger oder Armut gekannt. Die sommerliche Hitze hatten ihr Diener mit Pfauenfederfächern ferngehalten, die winterliche Kälte war durch warme Feuer und Kleider aus feiner Wolle aus dem Palast verbannt worden.
Nur wenige Tage zuvor hatte sie in einem gepolsterten Seidenstuhl inmitten der reich ausgestatteten königlichen Gemächer gesessen, von zahlreichen Dienern umgeben. Und trotz der Geringschätzung, die ihr Gatte für sie zeigte, war sie die Königin eines großen Reiches gewesen.
Jetzt kauerte sie nackt und verängstigt in einem Wald, zerrissen von Schmerzen, um in Nässe und Schmutz einem König das Leben zu schenken.
An ihrer Seite stützte Bison, der Riese, ihr Gewicht. Sein hässliches Gesicht war dem ihren nahe, und wenn sie den Kopf drehte, konnte sie seinen rauen Schnurrbart auf der Haut fühlen. Seine linke Hand rieb sanft über den unteren Teil der Wirbelsäule und linderte so den Schmerz dort. Damals in Usa hatte Ulmenetha ihr den seidenbezogenen Geburtsstuhl gezeigt und ruhig alle Vorgänge der Geburt erklärt. Damals war es ihr fast wie ein Abenteuer vorgekommen. Ein neuer Schmerz durchzuckte sie, und sie schrie auf.
»Nicht so hastig atmen«, sagte Bison. Seine schroffe Stimme drang durch ihre aufsteigende Panik. Die Wehen gingen weiter, der Rhythmus des Schmerzes stieg an und ebbte ab. Das Mädchen Pharis hob einen Becher an Axianas Lippen. Das Wasser war kühl und frisch. Schweiß rann Axiana in die Augen. Pharis tupfte ihr die Tropfen ab.
Ein Krampf schüttelte ihr rechtes Bein. Sie warf sich gegen Bison hoch und schrie. »Mein Bein! Mein Bein!« Erhob sie mühelos hoch und drehte sie auf den Rücken, dann lehnte er sie gegen einen umgestürzten Baumstamm. Er kniete sich neben sie und begann mit seinen gewaltigen Pranken die Muskeln oberhalb des Knies zu kneten. Pharis bot ihr mehr Wasser an. Sie schüttelte den Kopf. Die Demütigung war ungeheuerlich. Kein Mann außer ihrem Gatten hatte
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