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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Empore hinter ihnen saß der Weiße Wolf. Er trug keine Rüstung, sondern nur eine schlichte Tunika aus grauer Wolle, schwarze Beinkleider und Stiefel. Um seine Schultern lag ein Schaffellumhang mit Kapuze.
    Der Morgen war hell und klar, als Bison herausgeführt wurde. Man hatte den schwerfälligen Riesen bis zur Taille ausgezogen, und Dagorian verstand plötzlich den bizarren Spitznamen des Mannes. Sein Kopf war völlig kahl, aber im Nacken und über den massigen Schultern wuchs dichtes, lockiges Haar. Eher ein Bär als ein Bison, dachte Dagorian. Der dunkle Blick des jungen Offiziers wanderte zu den Männern, die an Bisons Seite gingen. Einer von ihnen war Kebra, der berühmte Bogenschütze, der einst das Leben des Königs gerettet hatte, indem er einem ventrischen Lanzenträger einen Pfeil durchs Auge geschossen hatte. Der andere war der blauäugige Schwarze, Nogusta, ein Schwertkämpfer und Jongleur. Dagorian hatte einmal zugesehen, wie er sieben rasiermesserscharfe Dolche in der Luft hielt und sie dann, einen nach dem anderen, auf eine Zielscheibe warf. Sie flogen geradewegs ins Schwarze. Bison tauschte mit jemandem in der ersten Reihe ein Scherzwort.
    »Ruhe!« rief ein Offizier.
    Bison ging zu dem Auspeitschpfosten und stellte sich neben den hageren, adlergesichtigen Soldaten, der den Befehl erhalten hatte, das Urteil auszuführen. Der Mann sah aus, als wäre ihm unbehaglich, er schwitzte trotz der morgendlichen Kälte.
    »Mach einfach, Junge«, sagte Bison freundlich. »Ich nehme es dir nicht übel.« Der Mann lächelte erleichtert.
    »Lasst den Gefangenen vortreten«, sagte der Weiße Wolf. Bison marschierte vor und salutierte unbeholfen.
    »Hast du noch etwas zu sagen, bevor das Urteil vollstreckt wird?«
    »Nein, General!« bellte Bison.
    »Weißt du, was an dir Besonderes ist?« fragte der General.
    »Nein, General!«
    »Absolut nichts«, sagte der Weiße Wolf. »Du bist der undisziplinierteste Schurke und der schwerfälligste Kerl, der je unter mir gedient hat. Für ein Kupferstück würde ich dich ohne Gewissensbisse hängen. Jetzt geh zum Pfosten. Diese Kälte geht mir durch und durch.« Mit diesen Worten zog er sich die Kapuze über den Kopf und den Umhang fest um sich.
    »Jawohl, General!« Bison machte auf dem Absatz kehrt und marschierte wieder zu dem Pfahl. Er legte die Hände darum und hielt sich fest.
    Der Mann mit der Peitsche löste den Riemen, der die fünf Enden zusammenhielt und ließ die Peitsche einmal durch die Luft sausen. Dann zuckte er zweimal mit den Schultern und nahm seine Stellung ein. Sein Arm fuhr zurück.
    »Halt!« ertönte eine befehlsgewohnte Stimme. Der Soldat erstarrte. Dagorian drehte sich um und sah eine kleine Gruppe Männer auf das Kasernengelände marschieren. Es waren ventrische Offiziere mit goldenen Brustplatten und roten Umhängen. In ihrer Mitte ging Prinz Malikada, der General des Königs, ein großer, schlanker Edelmann, der auserkoren war, die Position des Weißen Wolfes zu übernehmen. An seiner Seite ging sein Champion, der Schwertkämpfer Antikas Karios. Fuchs und Kobra, dachte Dagorian. Beide Männer waren schlank und anmutig, doch Malikadas Kran lag in seinen Augen, dunkel und finster, glitzernd vor Intelligenz, während Antikas Karios eine körperliche Kraft ausstrahlte, beruhend auf einer unglaublichen Schnelligkeit die fast unmenschlich war.
    Malikada ging zur Empore und verbeugte sich vor dem General. Sein Haar war pechschwarz, doch er hatte sich goldene Strähnen in den Bart färben und ihn mit goldenen Fäden durchflechten lassen. Dagorian beobachtete ihn gespannt.
    »Ich grüße dich, General Banelion«, sagte Malikada.
    »Das ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt für einen Besuch«, erwiderte Banelion. »Aber du bist herzlich willkommen, Prinz.«
    »Es ist genau der richtige Zeitpunkt General«, erklärte Malikada mit einem breiten Grinsen. »Einer meiner Männer soll unangemessen bestraft werden.«
    »Einer deiner Männer?« fragte der Weiße Wolf sanft. Dagorian spürte die Anspannung der anderen Offiziere, aber niemand rührte sich.
    »Natürlich einer meiner Männer. Du warst dabei, als der König – gelobt sei sein Name – mich zu deinem Nachfolger ernannte. Wenn ich mich recht erinnere, bist du jetzt ein einfacher Bürger des Reiches auf dem Weg nach Hause zu einem glücklichen Ruhestand.« Malikada führ herum. »Und dieser Mann ist angeklagt einen meiner Offiziere geschlagen zu haben. Das – wie du sicherlich weißt – ist nach

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