Winterkrieger
ventrischem Gesetz ein Kapitalverbrechen. Er soll gehängt werden.«
Ein zorniges Murmeln lief durch die Reihen. Banelion erhob sich. »Selbstverständlich soll er hängen – wenn er schuldig gesprochen ist«, sagte er mit kalter Stimme. »Aber jetzt ändere ich sein Schuldbekenntnis in nicht schuldig und verlange – in seinem Namen – ein Urteil durch Zweikampf. Das ist Drenai-Gesetz, erlassen vom König persönlich. Möchtest du das abstreiten?« Malikadas Grinsen wurde breiter, und Dagorian erkannte im selben Moment dass dies genau das war, was der Ventrier wollte. Der Schwertkämpfer Antikas nahm bereits seinen Umhang ab und schnallte seine Brustplatte los.
»Das Gesetz des Königs ist gerecht«, sagte Malikada, hob seinen linken Arm und schnippte mit den Fingern. Antikas trat vor, zog sein Schwert und ließ es im Sonnenlicht glitzern. »Welcher deiner … früheren … Offiziere will sich Antikas Karios stellen? Ich hörte, dass dein Adjutant, Dagorian, als ordentlicher Schwertkämpfer gut.«
»Aber ja«, antwortete Banelion. Dagorian wurde von Furcht gepackt. Er war kein Gegner für den Ventrier. Er schluckte die Galle hinunter, die ihm in die Kehle gestiegen war und bemühte sich, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Als er aufschaute, sah er, dass Antikas Karios ihn anstarrte. In seinem Blick lag keine Spur von Hohn oder Spott. Der Mann starrte ihn einfach an. Das machte es für Dagorian irgendwie nur noch schlimmer. Banelion stand auf und bedeutete Nogusta vorzutreten. Der schwarze Mann ging zur Empore, salutierte und verbeugte sich. »Willst du die Ehre deines Kameraden verteidigen?« fragte der Weiße Wolf.
»Selbstverständlich, mein General.«
Dagorian war ungeheuer erleichtert, und er wurde rot als er das leise Lächeln auf dem Gesicht des ventrischen Schwertkämpfers sah.
»Das ziemt sich nicht«, sagte Malikada gewandt. »Ein einfacher Soldat gegen den besten Schwertkämpfer der Welt? Und ein schwarzer Wilder noch obendrein? Das ist irgendwie unziemlich.« Er wandte sich an einen zweiten ventrischen Offizier, einen großen Mann mit langem goldenen Bart, der in waagrechte Wellen gelegt war. »Cerez, willst du uns deine Künste zeigen?«
Der Mann verbeugte sich. Er war breiter in den Schultern als der gertenschlanke Antikas, besaß aber dieselbe Sparsamkeit der Bewegung und die katzengleiche Anmut aller Schwertkämpfer. Malikada sah Banelion an. »Mit deiner Erlaubnis, General, wird dieser Schüler von Antikas Karios seinen Platz einnehmen.«
»Wie du willst«, antwortete Banelion.
Nogusta trat vor. »Möchtest du, dass ich den Mann töte, oder soll ich ihn nur entwaffnen, General?«
»Tote ihn«, sagte Banelion. »Und zwar rasch. Mein Frühstück wartet.«
Beide Männer legten ihre Rüstung und Oberbekleidung ab und traten mit bloßem Oberkörper in die Mitte des Platzes. Nogusta hob sein Schwert zum Gruß. Cerez griff unverzüglich mit einem blitzschnellen Stoß an. Nogusta parierte ihn mühelos. »Das war unhöflich,« flüsterte Nogusta, »aber ich werde dich trotzdem sauber töten.«
Ihre Klingen klirrten gegeneinander, als Cerez erneut angriff, sein Krummschwert zuckte mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Doch jeder Stoß oder Hieb wurde von dem schwarzen Mann pariert Cerez fiel zurück. Dagorian beobachtete den Wettkampf gespannt. Der Ventrier war um dreißig Jahre jünger, und er war schnell. Aber an Nogustas kräftiger Gestalt war kein Gramm Fett, und seine ungeheure Erfahrung ermöglichte es ihm, jede Bewegung seines Gegners zu deuten. Dagorian warf einen Blick auf Antikas Karios. Den dunklen, beschatteten Augen des Champions entging nichts, und er beugte sich vor, um Malikada etwas zuzuflüstern.
Die beiden Krieger umkreisten einander jetzt und suchten eine Lücke in des Gegners Deckung. Der Kampf war schnell, und der schwarze Mann war zwar äußerst geschickt, ermüdete aber sichtlich. Cerez traf ihn beinahe mit einer plötzlichen Riposte, die Klinge sauste dicht an Nogustas Wange vorbei. Plötzlich schien Nogusta zu stolpern. Cerez stieß vor – und in diesem Moment erkannte er, dass er hereingelegt worden war! Nogusta wirbelte gewandt auf dem Absatz herum, alle Anzeichen von Müdigkeit waren verschwunden. Er wich der Klinge aus, und sein Schwert stieß durch den goldenen Bart seines Gegners und tief in dessen Kehle. Cerez taumelte nach vorn, fiel auf die Knie. Blut quoll aus der Wunde. Er ließ sein Schwert fallen und versuchte, den Blutstrom aus seiner Kehle mit
Weitere Kostenlose Bücher