Winterkrieger
Massaker retten könne. Was ich sehe, sind plötzliche, lebhafte Szenen. Erinnerst du dich an die Geburtstagsfeierlichkeiten für den König? Ich unterhielt mich gerade mit Dagorian. Ich sah ihn, wie er im Finale gegen dich kämpfte. Ich konnte nicht sehen, ob er gewann oder verlor. Die Vision dauerte nur einen Herzschlag lang. Aber dann sah ich ihn wieder neben dir auf einer Brücke. Er saß an eine Mauer gelehnt und war schwer verwundet. Ich hatte keine Ahnung, wo die Brücke war oder wann in der Zukunft dieses Ereignis stattfinden würde. Ich wusste nur, dass Dagorian wahrscheinlich an deiner Seite sterben würde. Es hätte auch sein können, dass du ihn so verwundet hast.«
»Ich verstehe«, sagte Antikas. »Also sag mir, was du noch gesehen hast.«
Einen Moment schwieg Nogusta und starrte hinaus über den See. »Ich habe den Tod eines Freundes gesehen«, sagte er schließlich leise. »Und mich verfolgt die Frage: Kann ich sein Schicksal abwenden? Hätte ich Dagorian daran hindern können, mit dir auf dieser Brücke zu stehen? Und wenn, hättest du allein auch gewonnen?«
»Wahrscheinlich nicht Dagorian hat drei Soldaten erledigt Zehn wären zuviel gewesen – selbst für mich.«
»Das gleiche dachte ich auch«, sagte Nogusta. »Es könnte sein, dass, wenn ich die Zukunft ändere und meinen Freund rette, ich dafür die Rückkehr der Dämonen voranbringe.«
»Es könnte ebenso gut sein, dass, wenn du die Zukunft änderst vielleicht das Gegenteil davon erreichst«, meinte Antikas. »Hast du je versucht nach deinen Visionen Ereignisse zu verändern?«
Nogusta nickte. »Ich sah einmal einen Karren, der vor einem Wirtshaus ein Kind überrollte. Ich kannte das Wirtshaus und wusste, dass das Ereignis kurz vor Sonnenuntergang stattfinden würde. Ich ging dorthin und suchte das Kind. Ich wartete vor dem Gasthaus. Das Mädchen kam am zweiten Tag, und ich sprach mit ihm. Ich bat es, vorsichtig zu sein und nicht vor Fuhrwerke zu laufen. Ich ging eine Woche lang täglich hin, und wir unterhielten uns oft. Dann, eines Nachmittags, lief sie auf mich zu, als ich einen Karren um die Ecke biegen sah. Ich rief sie an, und sie blieb stehen. Der Karren verfehlte sie.«
»Dann kannst du die Zukunft zum Guten ändern«, sagte Antikas.
Nogusta schüttelte den Kopf. »Nein. Ich dachte, ich hätte meine Aufgabe erfüllt. Am nächsten Tag wurde sie von einem anderen Fuhrwerk angefahren und getötet. Aber das war noch nicht das Schlimmste. Sie war auf dem Weg zu mir, weil sie sich gern mit mir unterhielt Hätte ich sie nicht gesucht wäre sie vielleicht nie vor dem Gasthaus gewesen.«
»Das ist sehr kompliziert«, sagte Antikas. »Ich bin froh, dass ich keine Visionen habe. Aber ich habe mir etwas überlegt. Der Dämonenherrscher muss das Baby opfern, um den Zauber zu Ende zu bringen. Wenn das Kind vor dem Opfer sterben würde, wäre der Zauber abgewehrt.«
»Das ist mir auch schon eingefallen«, gestand Nogusta.
»Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
»Was immer das Schicksal auch für mich bereithält ich werde nicht zum Kindermörder. Was der Dämonenherrscher vorhat ist böse. Ich glaube nicht dass es der richtige Weg ist ein kleineres Übel zu begehen, um gegen ein größeres zu kämpfen. Meine Rolle ist es jetzt das Kind zu beschützen. Und das werde ich tun.«
»Du bist sehr streng in deinem Denken«, meinte Antikas. »Ein Kind zu töten, um die Welt zu retten? Es scheint ein geringer Preis zu sein.«
»Es ist keine Frage des Maßstabs«, antwortete Nogusta. »Selbst zehntausend Babys wären ein kleiner Preis für einen so großen Lohn. Es ist eine Frage von Recht und Unrecht. Das Kind erweist sich vielleicht als einer der größten Menschen, die je geboren wurden, ein Friedensstifter, Baumeister, Prophet oder Philosoph. Wer kann sagen, welche Wunder der Junge vielleicht vollbringt?«
Antikas lachte leise. »Höchstwahrscheinlich wird er ein neuer Skanda, voller Eitelkeit und Arroganz.«
»Würdest also du, Antikas Karios, mir raten, das Kind zu töten?«
»Beantworte mir zuerst eine Frage«, erwiderte der Ventrier. »Wenn deine Vision dir zeigte, dass das Kind auf jeden Fall in die Hände des Dämonenherrschers fiele, würdest du dann anders denken?«
»Nein. Ich werde es bis zum letzten Blutstropfen verteidigen. Und jetzt beantworte mir meine Frage.«
»Ich bin kein General mehr, Nogusta. Ich bin nur noch ein Mann. Du hast hier das Kommando. Solange du lebst werde ich deinen Befehlen Folge leisten, und ich
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