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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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dort traf er auf Antikas Karios. Der Ventrier war schneller als jeder andere, den Nogusta je gesehen hatte, seine Klinge nur ein verschwommenes Funkeln. Dreimal durchstieß er in rascher Folge Dagorians Deckung und berührte mit seinem Säbel leicht den gepolsterten Brustschutz. Der Kampf war kurz und peinlich einseitig.
    Als der Kampf vorüber war, wartete Dagorian höflich, während Antikas Karios den Silbernen Säbel erhielt, dann verschwand er in der Menge. Nogusta tippte ihm auf die Schulter. »Gut gekämpft«, sagte der schwarze Mann. »Dein Arm ist schnell, dein Auge gut, aber deine enge Haltung hat dich im Stich gelassen. Deine Füße waren zu dicht beieinander. Als er angriff, verlorst du das Gleichgewicht.«
    »Trotzdem ist er der herausragendste Schwertkämpfer, den ich je gesehen habe«, sagte Dagorian.
    »Er ist tödlich«, stimmte Nogusta zu. »Glaubst du, du hättest ihn besiegen können?« »Nicht einmal zu meinen besten Zeiten.« Es wurde allmählich dunkel, und die Zuschauer begannen sich auf der Wiese zu sammeln. Kalizkan schritt allein in die Mitte. Als der Himmel dunkel wurde, hob er seine schlanken Arme. Helle Lichter strahlten aus seinen Fingern und sprühten in lebhaften, parallelen Blitzen in die Luft. Die Menge applaudierte. Am Himmel wurden die Lichter zu einem Meer von Sternen, flossen zusammen und bildeten ein männliches Gesicht, von Hörnern gekrönt. Das war der Fledermaus-Gott, Anharat. Andere göttliche Gesichter erglühten. Götter und Göttinnen aus der ventrischen Mythologie. Die Gesichter zogen ihre Bahn und bildeten einen gewaltigen Kreis aus Licht der den Himmel erfüllte. Zum Schluss konnte man ein weißes Pferd mit Reiter sehen, das zwischen den Sternen galoppierte. Es kam näher und näher. Der Reiter war ein gutaussehender Mann in glänzender Rüstung, der sein Schwert hochhielt. Er ritt in die Mitte des Götterkreises und ließ sein Pferd auf die Hinterbeine steigen. Dann nahm er den Helm ab, und die Menge grölte, als sie Skanda erkannte. Der König der Könige, dem selbst die Götter Gehorsam zeigten. Donnernder Applaus. Das Bild schimmerte noch ein paar Sekunden lang, dann brachen die zauberhaften Sterne wieder auseinander, flossen über die Köpfe der Menge und beleuchteten den Weg zu den drei Ausgangstoren.
    Die Kutschen der Edelleute waren vor dem Pavillon vorgefahren. Der König und Malikada ritten zusammen. Skanda winkte den Menschen zu, als seine Kutsche langsam zu den Toren rollte. Dann durften die Zuschauer gehen. Nogusta verabschiedete sich von dem jungen Drenai und wanderte davon.
    Die Nacht senkte sich über die Wiese, und Arbeiter kamen, um die Zelte und den Pavillon wieder abzubauen.
    Ein einsamer Karren blieb vor dem Zelt Kalizkans stehen. Vier Männer kletterten heraus. Sie schauten sich verstohlen um, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete. Dann traten sie ins Zeit und zogen die blutüberströmten Leichen von sechs›kleinen Kindern heraus.
     
    Nogusta war beunruhigt, während er durch die Straßen der Stadt ging. Die Menschen zerstreuten sich allmählich, viele kehrten in die Bierstuben und Tavernen ein oder gingen weiter zu den laternenerhellten Nachtmärkten und den Huren, die dort ihrem Gewerbe nachgingen. Nogusta war unruhig – und das lag nicht an den drei Männern, die ihm folgten. Er hatte sie schon früher am Tage bemerkt. Nein, es lag an dem Talisman, den er trug. Manchmal verging ein ganzes Jahr ohne eine Vision. Doch heute hatte er gleich drei klare, lebendige Szenen gesehen. Die erste hatte er Dagorian erzählt. Die zweite hatte er für sich behalten, denn sie zeigte den jungen Mann, wie er gefallen war und auf einer steinernen Brücke in seinem Blut lag. Doch die dritte war insgesamt geheimnisvoller. Er stand jemandem in einer schwarzen Rüstung gegenüber. Sein Feind war nicht menschlich, und wenn ihre Schwerter aneinander schlugen, sprangen Blitze aus den Klingen. Und da war noch etwas. Der Schatten riesiger Flügel die auf ihn hinabstießen. Nogusta schauderte. Er hatte die Vision während Kalizkans magischer Darbietung gehabt und fragte sich, ob die Zauberei irgendwie den Talisman beeinflusst hatte, so dass er ein falsches Bild zeigte. Er hoffte es jedenfalls. Er blickte zum Nachthimmel empor und erschauerte.
    Jetzt, nachdem die Sonne untergegangen war, spürte man, dass es noch Winter war. Die Temperatur lag nur knapp über dem Gefrierpunkt. Er hob den Kopf und sog die Düfte der Nacht ein: die Gerüche der Stadt, warme

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