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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Mahlzeiten, würzig und gehaltvoll, Rauch von Holzfeuern, den muffigen Duft vieler Menschenleiber, den die Menge zurückgelassen hatte. Die letzte Vision hatte ihn nervös gemacht. Es war wie die Nacht vor einer Schlacht wenn die ganze Luft erfüllt ist von einer greifbaren Spannung.
    Am Laternenmarkt blieb er an einem Stand stehen und betrachtete sich die Auslagen, glasierte Tonwaren und Halsketten aus Jade. Er warf einen Blick in die Richtung, aus der er gekommen war. Zwei der Attentäter waren in ein Gespräch vertieft. Den dritten konnte er nicht sehen. Rasch ließ er seinen Blick über die Menschenmenge schweifen. Dann sah er ihn, etwas voraus, in einem schattigen Torbogen.
    Nogusta hatte nicht den Wunsch, diese Männer zu töten. Sie befolgten lediglich die Befehle, die ihnen ihr Auftraggeber erteilt hatte. Aber es würde nicht leicht sein, ihnen zu entgehen. Eine Frau näherte sich ihm. Sie war jung und blond, Gesicht und Lippen waren angemalt. Er lächelte ihr zu, und sie nahm ihn beim Arm und führte ihn in eine Gasse. Eine schmale Treppe führte in ein kleines Zimmer mit einem schmutzigen Bett Nogusta bezahlte sie, dann öffnete er das Fenster und spähte hinaus. Die drei Attentäter warteten in den Schatten.
    »Gibt es noch einen anderen Ausgang?« fragte Nogusta das Mädchen.
    »Ja.« Sie deutete auf einen Vorhang. »Dort hindurch, über den Flur und dann hinunter in die Gasse. Warum?«
    »Danke«, antwortete er, öffnete seinen Beutel und warf ihr eine Silbermünze zu. Er wollte gerade gehen, als sie ihr Kleid öffnete und sich aufs Bett legte. Mondlicht schimmerte auf ihren vollen Brüsten, ihrem elfenbeinfarbenen Bauch und den blassen Schenkeln. Nogusta lachte leise. Lass sie doch in der Kälte warten, dachte er.
    Und ging zu dem Mädchen.
    Eine Stunde später schlüpfte er durch den Vorhang, den Flur entlang und hinaus in die Nacht.
    Das Gefühl des Unbehagens war noch immer stark, und er hatte schon vor langer Zeit gelernt, seinen Instinkten zu trauen. Er lächelte, als er an den Löwen dachte. Es war eine Nacht wie diese gewesen, kalt und klar. Er war aufgewacht, mit bebenden Nasenflügeln, Gefahr witternd. Nur mit einem Messer bewaffnet, war der vierzehnjährige Nogusta aus seinem Zimmer in die Nacht hinausgeschlüpft. Die Pferde seines Vaters waren unruhig, standen dicht aneinandergedrängt und lauschten. Der Löwe war aus dem Gebüsch gestürzt und über den Zaun der Koppel gesprungen. In einer fließenden Bewegung hatte Nogusta sein Messer geworfen. Es drang dem Löwen in die Seite. Mit einem verblüfften Brüllen wandte er sich dem Jungen zu. Nogusta war zur Scheune gerannt wohl wissend, dass der Löwe ihn einholen würde. Doch dann hatte Palarin, der Leithengst der Herde, ein riesiges schwarzes Tier, siebzehn Hand { * } hoch, den Löwen angegriffen, hatte sich auf die Hinterbeine gestellt und mit seinen Hufen auf ihn eingetrommelt. Der plötzliche Angriff ließ den Löwen ausweichen, doch dann setzte er die Verfolgung des Jungen fort Nogusta schaffte es zur Scheune, packte eine Mistgabel und drehte sich gerade noch rechtzeitig um. Der Löwe sprang und spießte sich selbst auf den Zinken auf. In seiner Todeswut hieb er um sich, zerbrach die Mistgabel, traf Nogustas Brust und brach ihm drei Rippen.
    Er lächelte bei der Erinnerung. Obwohl er niemals so gut mit Pferden umgehen konnte wie seine Brüder, war er wenigstens einmal der Held gewesen, der die Herde rettete. Es war eine schöne Erinnerung. Palarin hatte viele gute Schlachtrösser gezeugt, und aus seiner Linie stammte das große Kriegsroß des Königs, Sternenfeuer.
    Doch genau wie ich wird er allmählich alt dachte Nogusta mit einem Seufzer. Und er hatte an den nachmittäglichen Rennen nicht teilgenommen. Es ging das Gerücht dass Sternenfeuer krank war. Nogusta beschloss, das Pferd morgen zu besuchen und zu sehen, wie es behandelt wurde.
    Er wanderte durch die schmalen Gassen, ließ sich in einer kleinen Taverne eine Mahlzeit schmecken und machte sich dann auf den Weg zur Kaserne. Er zweifelte nicht daran, dass die Männer, nachdem sie ihn aus den Augen verloren hatten, dort auf ihn warteten. Wie er die Situation meisterte, hing allein von ihren Fähigkeiten ab. Wenn sie ungeschickt waren, würde er sie nur außer Gefecht setzen, aber wenn sie gut waren, würde er sie töten müssen. Das war kein erfreulicher Gedanke. Nogusta hatte in seinem Leben wahrlich genug getötet und wollte nichts weiter als in die Berge zurückkehren und die

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