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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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langsam den gewundenen Pfad zu dem weißen Marmortempel empor, der den Hügel krönte. Sie war müde, ihre Waden brannten, als sie das offene Tor erreichte. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, damals in Drenan, da hätte sie diesen Hügel hinaufrennen können, aus reinem Vergnügen. In den Tagen ihrer Jugend war sie schlank und flink gewesen, und körperliche Ertüchtigung eine Freude, die ihre Lebensgeister hob. Doch jetzt nicht mehr. Jetzt war es eine Mühe, ihre übergewichtige Gestalt eine solche Steigung hinaufzuwuchten. Keuchend ließ sie sich auf den Stufen des Tempeleingangs nieder und wartete, dass ihr Herzklopfen nachließ.
    Ein junger Priester in weißem Gewand ging an ihr vorbei und verbeugte sich.
    Sie stemmte sich hoch und trat in das Gebäude. In Richtung des Hochaltars deutete sie einen Kniefall an. Sie tauchte einen Finger in ein steinernes Becken mit heiligem Wasser und zog damit einen Kreis auf ihrer Stirn. Dann ging sie in den hinteren Teil des Tempels und setzte sich in eine Nische, unter einen Kranz aus elegant geschnitzten Ranken.
    Ein weiterer Priester, ein hochgewachsener junger Mann mit kräftiger Nase und schwachem Kinn und Stirnglatze, sah sie dort sitzen und kam zu ihr. »Was suchst du, Mutter?« fragte er. »Die Orakelstimme ist nicht da.«
    »Ich brauche keine Stimme«, antwortete sie.
    »Warum bist du dann um diese späte Stunde hier?« Er trug die graue Robe eines Älteren Bruders, und seine blauen Augen blickten gelangweilt und der Welt überdrüssig.
    »Bist du ein Seher?« fragte sie ihn.
    »Leider nein, Mutter. Ich bin immer noch ein Student in diesen Dingen. Aber ich habe die Hoffnung, dass sich eines Tages der Vorhang für mich auftun wird. Welche Aufmunterung suchst du?«
    »Ich suche einen Ort ohne Dämonen«, erwiderte sie. Sofort änderte sich seine Miene, und er schlug das Zeichen des Schützenden Horns.
    »Ein solches Wort sollte an diesem Ort nicht ausgesprochen werden«, tadelte er. Seine Stimme klang nicht mehr so freundlich.
    Sie lächelte. »Wenn nicht hier, wo dann? Aber egal«, setzte sie hinzu, als sie seine Verwirrung sah. »Gibt es jemanden in deinem Orden, der ein Seher ist?«
    »Wir hatten einen«, antwortete er. »Vater Aminias. Aber er starb vergangene Woche. Wir waren alle traurig, denn er war ein guter Mann.«
    »War er krank?«
    »Nein. Er wurde angegriffen, als er in seinen seelsorgerischen Pflichten unterwegs war. Ein Verrückter, wie es scheint. Er kreischte aus voller Kehle und stach Aminias etliche Male mit einem Messer, ehe man ihn wegzerren konnte.«
    »Und es gibt keinen anderen?«
    »Nein, Mutter. Solche Gaben werden immer seltener, glaube ich.«
    »Und doch werden sie immer wichtiger«, sagte sie und erhob sich.
    »Du sprachst von … unheiligen Wesen. Warum?« Seine blauen Augen verrieten plötzlich Angst Ulmenetha schüttelte den Kopf.
    »Du hast nicht die Macht mir zu helfen«, sagte sie.
    »Trotzdem, Mutter, wäre ich dir dankbar, wenn du mich in Kenntnis setzen würdest.«
    Ulmenetha schwieg einen Augenblick. Sie betrachtete den graugewandeten Priester. Ihr erster Eindruck war der eines schwachen Mannes gewesen, aber als sie ihn genauer ansah, spürte sie, dass sie Empfindsamkeit als Schwäche missdeutet hatte. Und sie brauchte verzweifelt jemanden, dem sie sich anvertrauen konnte. Ulmenetha holte tief Luft und setzte sich wieder. »Irgendjemand ruft Dämonen herbei«, sagte sie schließlich. »Sie sind überall, und es werden immer mehr. Ich habe die Augen, sie zu sehen, aber nicht den Verstand, um ihren Zweck zu entdecken.« Der kahle Priester setzte sich neben sie.
    »Vater Aminias sagte dasselbe«, erzählte er. »Er glaubte fest daran, dass ein großer Zauber gewirkt wird. Aber ich kann diese … diese Wesen nicht sehen. Und ich weiß nicht, wie man sie bekämpfen kann. Oder ob ich es überhaupt versuchen sollte.« Er lächelte zaghaft. »Wer bist du, Mutter?«
    »Ich bin die Priesterin Ulmenetha, die Gesellschafterin von Axiana, der Königin.«
    »Und was hofftest du, hier zu erreichen?«
    »Ich suchte nach Antworten. Ich hatte drei Visionen und kann keinen Sinn darin erkennen.« Sie erzählte ihm von den vier Kriegern und der weißen Krähe, von dem Dämon im See und von der Opferung des Kaisers. Er hörte schweigend zu.
    »Ich war nie mit deiner Gabe gesegnet«, sagte er, »aber ich besitze die Gabe der Einsicht. Deine Visionen sind wahr. Das weiß ich. Du hast drei Szenen gesehen. Drei ist eine Zahl von großer Kraft in der Mystik,

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