Winterkrieger
neben ihm auf dem Kutschbock, und hinten im Wagen waren drei Frauen.
Und eine davon war die Königin.
Der Soldat, der bei ihnen war. hatte seinen Säbel gezogen.
Vellian behielt die Zügel in der Hand und ritt den Hang hinunter, bis er vor dem Reiter stehen blieb. Seine Männer kamen an seine Seite. »Guten Morgen«, sagte er. »Ich bin Vellian. Mich schickt General Antikas Karios, um die Königin zurück in den Palast zu bringen. Die Stadt ist wieder ruhig, und die Armee wird noch vor morgen zurückkehren, um die Ordnung vollends wiederherzustellen.«
»Eine Armee von Verrätern«, sagte Dagorian kühl. Vellian wurde rot.
»Ja«, gab er zu. »Und jetzt steck deinen Säbel wieder weg und lass uns gehen.«
»Ich glaube nicht«, sagte Dagorian. »Die Königin ist in großer Gefahr. Sie ist bei mir sicherer.«
»Gefahr durch wen?« fragte Vellian, unsicher, wie er sich verhalten sollte.
»Durch den Zauberer Kalizkan.«
»Dann kannst du deine Befürchtungen beiseite legen, denn er ist tot. Er kam durch Steinschlag um.«
»Das glaube ich nicht.«
»Man kennt mich nicht als Lügner.«
»Mich auch nicht Vellian. Aber ich habe bei meinem Leben geschworen, die Königin zu beschützen. Und das werde ich tun. Du bittest mich, sie dir zu übergeben. Hast du nicht bei deinem Leben geschworen, ihren Gatten, den König zu beschützen?« Vellian sagte nichts. »Also«, fuhr Dagorian fort, »da du diesen Schwur nicht eingehalten hast, sehe ich keinen Grund, dir jetzt zu trauen.«
»Sei kein Narr, Mann. Selbst wenn du mit dem Säbel so gut bist wie Antikas selbst kannst du es nicht mit uns fünf aufnehmen. Wozu sterben, wenn die Sache bereite verloren ist?«
»Wozu leben, ohne eine Sache, die es wert ist dafür zu sterben?« entgegnete Dagorian.
»Dann sei es«, sagte Vellian traurig. »Ergreift ihn!«
Die vier Reiter zogen ihre Säbel. Dagorian stieß einen Schrei aus und schlug seinem Pferd mit der flachen Klinge auf die Flanken. Das Tier machte einen Satz nach vom, direkt in die Gruppe hinein. Ein Pferd ging zu Boden, zwei andere stiegen. Dagorian riss sein Pferd herum und hieb dem nächsten Reiter seinen Säbel in die Schulter. Die Klinge drang tief ein, kam dann wieder frei. Vellian stieß, nach ihm, doch Dagorian parierte den Stoß mit einem Gegenangriff, der Vellians Tunika aufschlitzte und ihm eine leichte Schnittwunde auf der Brust bescherte.
Ein Reiter hatte sich mit erhobenem Säbel hinter Dagorian geschlichen.
Ein Pfeil durchdrang die Schläfe des Mannes und hob ihn aus dem Sattel.
Dann kam Nogusta angaloppiert. Dagorian sah, wie sein Arm zurückfuhr und wieder nach vorne schoss. Eine schimmernde Klinge sauste durch die Luft und bohrte sich tief in die Kehle eines zweiten Reiters. Vellian griff Dagorian an, der jedoch parierte. Dagorians Gegenstoß verfehlte ihn zwar, doch beim Ausweichen verlor Vellian beinahe das Gleichgewicht. Sein Pferd stieg und warf ihn ab. Er krachte schwer zu Boden und war einen Augenblick wie betäubt. Mühsam kam er auf die Knie, hob seinen Säbel auf und sah sich um. Seine vier Männer waren alle tot.
Dagorian stieg ab und ging auf ihn zu. Vellian erhob sich. Aus dem Wald kamen zwei Weitere Krieger, ein kahlköpfiger Riese mit weißem Schnurrbart und ein Bogenschütze, in dem Vellian Kebra, den früheren Meister wieder erkannte. »Mir scheint«, sagte Vellian, »dass die Rollen jetzt vertauscht sind.«
»Ich habe nicht den Wunsch, dich zu töten«, sagte Dagorian. »Du kannst als unser Gefangener mit uns kommen. Wir lassen dich frei, sobald wir die Küste erreichen.«
»Ich glaube nicht«, sagte Vellian. »Wie könnte ich anders als einem so kühnen Beispiel folgen.«
Er sprang vor zum Angriff. Ihre Schwerter klirrten gegeneinander, wieder und wieder. Für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, er könne gewinnen, doch dann jagte eine mörderische Riposte von Dagorian einen feurigen Schmerz durch seine Brust. Der Säbel entglitt ihm, und der Ventrier sank zu Boden.
Er lag im Gras und schaute zu dem blauen Himmel hinauf. »Auch ich hätte die Königin mit meinem Leben beschützt«, sagte er.
»Ich weiß.«
Für Axiana hatte der Rest des Tages etwas Traumhaftes, gleichzeitig wirklich und unwirklich. Das Rumpeln des Karrens über den schmalen Waldweg, der Geruch nach feuchter Erde und grünen Blättern war stark und lebendig. Aber als sie in die Gesichter ihrer Gefährten blickte, fühlte sie sich seltsam fern von ihnen. Mit Ausnahme der kleinen Sufia wirkten
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