Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
er würde gegen jede Armee der Welt an deiner Seite stehen. Das ist selten, Conalin, glaub mir.«
    Der Junge war nicht überzeugt, sagte jedoch nichts. Draußen auf dem See spiegelte sich der Mond gebrochen auf dem Wasser, und im Westen glitzerte der See blutrot im Schein der untergehenden Sonne. Conalin sah den silberhaarigen Bogenschützen an. »Darf ich morgen wieder reiten?« fragte er.
    Kebra lächelte. »Natürlich. Je mehr du reitest, um so besser wirst du werden.«
    »Auf einem Pferd fühlt man sich sicherer«, sagte Conalin und starrte über den See.
    »Wieso sicherer?«
    »Der Karren ist so langsam. Wenn sie uns einholen, können wir im Wagen nicht entkommen.«
    »Vielleicht holen sie uns ja nicht ein«, meinte Kebra.
    »Glaubst du das?«
    »Nein. Aber Hoffnung gibt's immer.« Conalin freute sich, dass der Mann nicht versucht hatte, ihn anzulügen. Es war ein geteilter Moment, in dem er sich gleichberechtigt fühlte.
    »Was wirst du tun, wenn sie kommen?« fragte Conalin.
    »Gegen sie kämpfen. Genau wie Nogusta und Bison. Das ist alles, was wir tun können.«
    »Dir könntet auf euren schnellen Pferden davonreiten«, meinte Conalin.
    »Manche Männer könnten das vielleicht, aber wir sind nicht so geschaffen.«
    »Wieso?« fragte der Junge. Es war eine einfache Frage, und doch konnte Kebra nicht sofort eine Antwort finden. Er dachte eine Zeitlang darüber nach.
    »Es ist schwer zu erklären, Conalin. Es fängt damit an, dass du dich fragst, was einen echten Mann auszeichnet. Seine Fähigkeit zu jagen oder einen Hof zu führen oder Vieh zu züchten? Ein Teil der Antwort ist ja. Seine Fähigkeit, seine Familie zu lieben? Auch hier wieder zum Teil ja. Aber es gibt noch etwas anderes. Etwas Großes. Mir scheint, dass es drei Instinkte gibt, die uns antreiben. Der erste ist Selbsterhaltung – der Wille zu überleben. Der zweite ist dem Stamm gewidmet. Wir haben den Drang, zu irgend etwas dazuzugehören, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Aber der dritte? Der dritte ist es, was zählt Junge, vor allem anderen.«
    Ulmenetha kam leise zu ihnen und zog die Schuhe aus. Sie setzte sich und ließ die Füße ins Wasser baumeln.
    »Was ist das dritte?« fragte Conalin. Er war wütend, weil sie unterbrochen worden waren.
    »Das ist noch schwerer zu erklären«, sagte Kebra, der ebenfalls durch die Ankunft der Priesterin aus dem Konzept geraten war. »Die Löwin würde bereitwillig ihr Leben geben, um ihre Jungen zu retten. Das ist nun mal ihre Art. Aber ich habe gesehen, wie eine Frau ihr Leben für ein fremdes Kind riskierte. Der dritte Instinkt zwingt uns, alle Gedanken an Selbsterhaltung um eines anderen Lebens, eines Prinzips oder eines Glaubens willen beiseite zu schieben.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Conalin.
    »Du solltest Nogusta fragen. Er kann es besser erklären.«
    Ulmenetha drehte sich zu ihnen um. »Du brauchst keine Erklärung, Conalin«, sagte sie leise. »Als du Pharis gerettet hast war das genau dieser dritte Instinkt der ins Spiel kam. Und als du in diesem Raum in Kalizkans Haus standest und gegen das Ungeheuer kämpftest.«
    »Das ist nicht dasselbe. Ich liebe Pharis und Sufia. Aber ich liebe nicht die Königin. Ich würde nicht den Tod riskieren, um sie zu retten.«
    »Es geht nicht um sie«, erwiderte Kebra. »Jedenfalls nicht eigentlich. Es geht um viele Dinge: Ehre, Selbstwert, Stolz …« Er brach ab.
    »Wurdest du für mich sterben?« fragte Conalin plötzlich.
    »Ich hoffe, ich muss für niemanden sterben«, sagte Kebra verlegen. Rasch stand er auf und ging zurück zum Lager.
    »Doch, er würde«, sagte Ulmenetha. »Er ist ein guter Mann.«
    »Ich will nicht, dass jemand für mich stirbt«, erklärte der Junge. »Ich will es nicht!«

 
Kapitel acht
     
    Nogusta und Dagorian saßen am Feuer und studierten die Karten, die Ulmenetha mitgebracht hatte. Bison lag ausgestreckt neben ihnen, den Kopf auf den Arm gestützt. »Wann essen wir?« brummte er. »Mein Bauch glaubt, man hätte mir die Kehle durchgeschnitten.«
    »Bald«, versprach Nogusta. Er wandte sich wieder Dagorian zu und breitete eine zweite Karte auf dem Boden neben dem Feuer aus. Die Karte war aus geätztem, weißgefärbtem Leder. Ursprünglich hatte sie viele Farben gehabt die Wälder, Berge und Seen darstellten. Aber diese waren jetzt stark verblasst, und ein Teil der eingeätzten Linien war nicht mehr zu erkennen. Trotzdem war der Maßstab gut und die beiden Männer konnten gerade noch die Symbole erkennen, die die

Weitere Kostenlose Bücher