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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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der Soldaten kämpfte einen Zweikampf und wurde sauber getötet.«
    »Woher weißt du, dass sie zuerst miteinander sprachen, Bruder?« fragte Pelicor, der jüngste der Krayakin. Auch er trug die schwarze Rüstung und den Helm und hatte zum Schutz vor der Sonne die Kapuze hochgezogen.
    Bakilas drehte sich im Sattel um. »Eins der Soldatenpferde hat ins Gras uriniert. Man kann den Fleck noch immer sehen. Es stand also zu diesem Zeitpunkt still.«
    »Trotzdem nichts als Vermutung«, murmelte Pelicor.
    »Dann wollen wir es uns mal ansehen«, sagte Bakilas. Sie ritten in einem Kreis um die Toten, dann deutete er auf einen der Leichname. »Steh auf.« befahl er. Vellians Körper zitterte, und langsam erhob er sich aus dem Gras. Die zehn Reiter konzentrierten sich auf ihn. Der Körper verkrampfte sich, die Luft um ihn herum flimmerte.
    Bilder formten sich im Geist der Krayakin, Szenen, die sie dem verwesenden Hirn des getöteten Soldaten entzogen. Sie sahen durch die Augen des toten Mannes den Karren und seine Insassen, sahen zu, wie der junge Offizier den Soldaten entgegentrat. Die Unterhaltung, die sie hörten, war bruchstückhaft, und sie verstärkten ihre Konzentration.
    »Guten Morgen, ich bin Vellian … geschickt … Karios … Palast. Die Stadt … Ordnung wiederherstellen.«
    »Eine Armee … Verräter.«
    »Ja. Jetzt … Säbel … weg und lass … weg.«
    »Ich glaube nicht … große Gefahr … sicherer bei mir.«
    Dann folgte ein plötzlicher Bruch des Bildes, und die Krayakin sahen eine kurze Einblendung anderer Erinnerungen, an eine junge Frau, die über eine Wiese lief.
    »Der Verfall ist schon zu weit fortgeschritten«, sagte Pelicor. »Wir können das Bild nicht festhalten.«
    »Wir können«, sagte Bakilas streng. »Konzentriert euch!«
    Wieder sahen sie, wie der junge Offizier den Soldaten gegenübertrat. Vellian sprach. »Sei kein Narr, Mann. Selbst wenn du so gut wie Antikas selbst mit dem Säbel umgehen kannst du kannst nicht uns fünf besiegen. Wozu sterben, wenn die Sache bereits verloren ist?«
    »Wozu leben ohne einen Grund, für den es sich zu sterben lohnt?« entgegnete der Offizier.
    Die Krayakin sahen schweigend zu, wie sich die Szene entwickelte, der junge Offizier angriff, ein schwarzer Reiter und ein silberhaariger Bogenschütze dazukamen. Wie Bakilas schon gesagt hatte, war der Kampf nur kurz, und die Krayakin analysierten die Fähigkeiten der Sieger.
    Der Leichnam fiel zurück ins Gras. »Der junge Mann ist schnell und sicher«, sagte Bakilas. »Aber der schwarze Mann ist ein Meister. Schnelligkeit Gewandtheit und Stärke, kombiniert mit Schlauheit und Wildheit. Ein würdiger Gegner.«
    »Würdig?« fauchte Pelicor. »Er ist ein Mensch. Es gibt keine würdigen Gegner unter ihnen. Nur Nahrung. Und er wird nur wenig liefern.«
    »So wütend, Bruder? Gefallt dir deine Rückkehr ins Fleisch nicht?«
    »Noch nicht«, antwortete Pelicor. »Wo sind meine Armeen? Wo kann ich hier Ruhm ernten, auf diesem elenden Berg?«
    »Hier gibt es keinen«, gab Bakilas zu. »Die Tage von Eis und Feuer sind längst verschwunden. Aber sie kommen wieder. Die Vulkane werden ihre Asche in den Himmel spucken, und das Eis kommt zurück. Es wird wieder sein wie es war. Aber zuerst müssen wir Anharat die Mutter und das Kind bringen. Hab Geduld, Bruder.«
    Bakilas gab seinem Pferd die Sporen und ritt in den Wald.
    Im Schutz der Bäume war das Sonnenlicht weniger grell, und Bakilas nahm wieder seinen Helm ab, so dass sein weißes Haar im Wind flattern konnte. Seine grauen Augen suchten den Pfad ab. Pelicor war nicht der einzige, der sich nach den Tagen des Eises und des Feuers sehnte. Auch ihn verlangte es danach, mit den Armeen der Illohir zu marschieren, in die Menschen zu galoppieren, sich an ihrem Entsetzen weiden und ihre Seelen aus den Schädeln zu saugen. Berauschende Tage!
    Bis Emsharas sie verraten hatte.
    Das blieb eine Quelle des Schmerzes, die nie versiegen würde. Doch trotz Emsharas Verrat hätte die Schlacht der Vier Täler noch gewonnen werden können. Die Krayakin hatten den Gegenangriff geführt und den Feind regelrecht zermalmt Bakilas selbst hatte schon fast die Kriegsfahne des Menschenkönigs Darlic erreicht Oberhalb des Kampfgeschehens hatten Anharat und Emsharas auf dem Feld des Geistes gefochten, und gerade als Bakilas den Speerwall um Darlic durchbrach, war Anharat gefallen. Die dunkle Aschewolke, die die Illohir vor dem grellen, tödlichen Licht der Sonne schützte, zerriss wie ein Vorhang.

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