Winterland
sich im gewohnten Raum versammelt hatten.
»Ich dachte, das hätten wir bereits getan«, wandte Lars Bergenhem ein, der jüngste Kriminalinspektor der Gruppe.
»My mistake«, sagte Winter.
»Es muss ja nichts gewesen sein«, meinte Aneta. »Nur irgendjemand, der sich in der Tür geirrt hat.«
»Glaubst du das wirklich?«, fragte Winter.
»Ich würde es gern glauben«, erwiderte sie.
Winter nickte.
»Die Alternativen sind nicht so angenehm«, fuhr sie fort.
Winter nickte wieder. Niemand sagte etwas. Also ergriff Aneta das Wort: »Da nun niemand etwas sagt, ich nehme mal an aus Taktgefühl, darf ich die Alternative wohl selbst nennen: Es ist jemand hinter mir her. Vielleicht, um mir Angst zu machen, vielleicht aus einem anderen Grund. Vielleicht war das nur eine Warnung, und es kommt nichts weiter.«
»Aber warum denn?«, fragte Bergenhem. »Es wäre doch wohl besser, sich versteckt zu halten.«
»Für wen wäre es besser, sich versteckt zu halten?«, fragte Ringmar.
»Für den Mörder natürlich«, sagte Bergenhem.
»Es gibt auch da eine Alternative«, sagte Winter.
»Welche denn?«, fragte Bergenhem.
»Der Mann. Anders Balker. Er hat bei Aneta geklingelt und ist verschwunden. Er kennt das Haus. Er konnte natürlich nicht zu sich nach Hause rennen, aber er wusste, wie er schnell von dort verschwinden konnte.«
»Und warum das Ganze?«, wiederholte Bergenhem.
»Das ist wie immer die beste aller Fragen«, sagte Winter.
Anders Balker wohnte immer noch im Savoy, solange seine Wohnung versiegelt war. Winter rief dort an und lud ihn ins Polizeigebäude ein. So wollte Winter es sehen. Er lud ihn ein.
Balker saß mit verschränkten Armen da. Er schien nicht an einem Delirium tremens oder auch nur an starkem Durst zu leiden. Winter sah das Handy aus der Brusttasche ragen. Über die Relaisstation hatten sie die ausgehenden und eingehenden Gespräche von Balker kontrolliert, und alle, alle vier waren nach Hause zu Susanne gegangen. Sie hatte ihn nicht angerufen.
»Warum haben Sie gesagt, dass Sie nach Puerto Rico gefahren sind, um zu trinken?«, fragte Winter.
»Wie?«
»Sie haben gesagt, Sie seien Quartalssäufer und nach Gran Canaria gefahren, um zu trinken, aber das stimmt gar nicht, oder?«
»Äh, doch, natürlich stimmt das.«
»Erzählen Sie mal von der Woche.«
»Was denn, da gibt es nichts zu erzählen. Es war wie immer. Drei Whisky im Flieger und dann eine Woche lang im Dämmerzustand.«
»Ist das schon öfter passiert?«
»Was denn?«
»Dass Sie in diesen Zeiten ins Ausland gefahren sind.«
»Äh, einmal.«
»Wohin sind Sie da gefahren?«
»Die gleiche Ecke. Gran Canaria. Playa Inglés diesmal.«
Er fingerte an seinem Handy herum. »Aber, was soll das?«
»Als Sie in Puerto Rico waren, saßen Sie da in Ihrem Zimmer und tranken?«
»Ja, die meiste Zeit. Bin nur manchmal für etwas essen raus, aber so gut wie nie.«
»Ich habe Zeugen, die Sie während der Woche dort unten regelmäßig gesehen haben und sagen, Sie seien ebenso nüchtern gewesen wie ich jetzt, und ich kann Ihnen versichern, dass ich absolut nüchtern bin.«
»Zum Teufel«, sagte Balker, »das stimmt nicht, ist doch total idiotisch.«
»Was stimmt nicht?«
»Man kann nicht beurteilen, ob jemand nüchtern ist oder nicht. Vor allem nicht bei einem Alkoholiker.«
Genau das hatte Winter auch die Hotelchefin im Hotel Altamar in Puerto Rico gefragt. Machen Sie Witze?, hatte sie gesagt. Wenn man etwas wirklich lernt in diesem Job, dann ist es, die Trinkgewohnheiten der Leute zu beurteilen. Selbst wenn er so einer war, der mit dreikommavierzehn Promille im Blut noch auf einer geraden Linie gehen konnte, habe ich doch gelernt zu sehen, wer ein Glas intus hat und wer nicht.
Winter sah Balker an, der jetzt Schweiß auf der Stirn hatte.
»Warum haben Sie in dieser Sache gelogen?«, fragte Winter.
»Ich habe nicht gelogen, verdammt noch mal!«, sagte Balker.
»In Ihrem Büro hat niemand bemerkt, dass Sie Alkoholprobleme hätten«, sagte Winter.
»Also waren Sie da und haben herumgeschnüffelt. Na, vielen Dank auch.«
»Niemand hat etwas bemerkt«, wiederholte Winter.
»Darum geht es ja schließlich«, erwiderte Balker, »dass niemand etwas bemerkt. Genau darum geht es ja.«
Am Abend versiegelte Winter zusammen mit Elsa Pakete. Er hielt seine Hand über die ihre, um sie vor dem tropfenden Siegellack zu schützen. Sie drückte fest zu und jauchzte vor Freude, wenn das Siegel so fest klebte, wie es sollte.
Angela kam
Weitere Kostenlose Bücher