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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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gehabt, die sie nirgendwo anders gefunden hatte.
     
    Aneta Djanali und Winter saßen im Café im vierten Stock, als die Sonne unterging. Winter musste seine Augen vor dem tief stehenden Licht schützen, wenn er Aneta ansehen wollte. Das Café war eigentlich nur ein Kaffeeautomat mit drei Tischen und neun Stühlen. Halders hatte es auf den Namen Café Alibi getauft: Sucht ihr mich, so werde ich immer da sein, tralala.
    »Waren Sie schon mal auf den Kanaren?«, fragte Winter.
    »Nein.« Sie rührte in der Tasse und lächelte. »Geografisch gesehen gehörten die zwar zu Afrika, aber nein, ich hatte noch nicht das Vergnügen.«
    Sie sah Winter an, dessen Gesicht immer noch unter seiner Hand im Halbschatten lag. »Und Sie?«
    »Nein. Für mich heißt es immer Costa del Sol.«
    Winters Mutter wohnte in Nueva Andalucía, direkt westlich von Marbella. Nachdem er vorher nie dort gewesen war, reiste Winter nun mit seiner Familie so oft dorthin, dass es ihn selbst erstaunte. Vielleicht hatte das etwas mit dem Alter zu tun, sowohl seinem als auch dem seiner Mutter. Oder mit Versöhnung. Oder ganz einfach mit der Sehnsucht nach wärmerem Wetter als dem Eismeerklima hier am nördlichen Ende der Welt.
    »Er fährt also dorthin …«, begann Aneta Djanali.
    »In der Zwischenzeit wird seine Frau in Göteborg ermordet«, fügte Winter hinzu.
    »Von jemandem, den sie vielleicht selbst einließ«, sagte Aneta.
    »Oder der einen Schlüssel hat.«
    »Oder der ebenso elegant einbrach, wie Fredrik das zu tun pflegt«, fügte sie lächelnd hinzu.
    »Nein«, sagte Winter. »Da hätten wir Spuren festgestellt, egal wie elegant einer das macht.«
    »Also ein Bekannter.«
    »Vielleicht mehr als das«, sagte Winter.
    »Ein Liebhaber? Hatte sie eine Affäre?«
    »Möglicherweise.« Er nahm die Hand von der Stirn. Seine Schulter war erstarrt, fast in der Lage fixiert. Das Alter.
    »Alles ist möglich.« Er beugte sich zu Aneta vor. »Sie haben sie doch mit einem Mann zusammen gesehen. Wie sah der denn aus?«
    »Das kann ich nicht sagen«, sagte sie. »Ich habe versucht, mich zu erinnern.« Sie lachte. »Da kann man mal wieder sehen. Man ärgert sich manchmal über die Zeugen, die nicht aufmerksam genug waren, und ist doch selbst kein bisschen besser.«
    »Ich glaube auch nicht, dass ich eine bessere Hilfe wäre«, sagte Winter. »Sie sind zwei Fremden begegnet, das passiert manchmal hundertmal am Tag, und erst hinterher erinnert man sich, dass man die Person ja schon einmal getroffen hat. So wie jetzt, dass Sie Susanne Balker zusammen mit einem Mann begegnet sind. Ich finde das sehr schön, dass Sie sich daran erinnern.«
    »Danke, Erik«, sagte Aneta Djanali, »aber wir haben ja versucht, sein Gesicht mit Hilfe des Zeichners zu rekonstruieren, und ich kann mich einfach nicht daran erinnern. Ich mache die Augen zu, kann mich aber nicht erinnern.«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen, wenn Sie ihn noch einmal sehen?«, fragte Winter.
    »Ja«, antwortete sie rasch und war selbst über diese Antwort erstaunt. »Ist das nicht seltsam?«
    »Nein.«
    »Nein, stimmt.« Sie sah ihn wieder an. »Aber etwas anderes macht mir Sorgen.«
    Winter wartete, dass sie weiterredete.
    »Er weiß ja nicht, dass ich mich nicht erinnern kann, wie er aussieht.«
    »Es gibt noch eine Sache«, sagte Winter. »Er weiß vielleicht auch nicht, dass Sie Polizistin sind.«
     
    Winter versiegelte alle Pakete noch einmal mit Elsa zusammen. Und sie hatte Recht, es machte immer noch mehr Spaß, je öfter man es machte. Angela kam mit den Glöggtassen.
    »Jetzt ist er aber wirklich alle«, sagte sie.
    »Endlich«, sagte Winter und stieß mit Elsa an. »Dann darf ich neuen machen. Ich habe schon erwogen, damit zu experimentieren, eine Nelke wegzunehmen und einen Zentimeter mehr Zimtstange dazuzugeben.« Er sah aus, als hätte er den Geschmack schon auf der Zunge. »Vielleicht noch eine Winzigkeit Zucker dazu. Und zwei Zentiliter Cognac. Eine zusätzliche Rosine.«
    »Zum Glück hört dich niemand«, sagte Angela. »Man könnte meinen, du wärst ein Snob.«
    »Sorgfalt«, sagte Winter. »Hier geht es nur um Sorgfalt.«
    Das Telefon klingelte. Angela ging in den Flur hinaus. Elsa begann, mit ihren Wachsmalstiften zu malen. Angela kam zurück: »Es ist Lars.«
    Winter ging zum Telefon. »Ja?«
    »Wir haben alle identifiziert, die seither ins Haus hinein- und wieder hinausgegangen sind«, sagte Bergenhem. Er stand vor dem großen, hundert Jahre alten Mietshaus von Aneta. Seine Kollegin

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