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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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hier auf dem Zimmer bleiben.«
    »Das mache ich auch«, hatte er gesagt.
    »Nein, ich denke, du solltest dich mit Morris treffen. Es ist doch sicher schön, ein wenig davon zu reden, wie es war, als ihr hier wart.«
    »Das ist nicht wichtig.«
    »Ich finde, du solltest gehen. Ich komme schon klar.«
    »Tja, aber dann gehe ich nur auf den einen Drink. Dann komme ich zurück. Vielleicht können wir uns was aufs Zimmer kommen lassen, wenn ich zurück bin.«
    »Du musst dir keinen Stress machen«, hatte sie gesagt.
     
    Er stolpert über die hohe Schwelle durch die Türöffnung. Da drinnen ist es schwarz, er hält die Arme vor sich ausgestreckt, um nicht gegen irgendetwas Hartes zu stoßen. Er hat die Tür hinter sich geschlossen. Dann sieht er eine Treppe direkt vor sich und einen schwachen Lichtschein von oben. Er geht die Treppe hinauf, die Treppenstufen sind genauso hoch wie die Schwelle. In der Gasse hört er Stimmen und Rufe, laufende Schritte. Er kommt am Treppenabsatz an, der um eine Ecke führt. Dann macht er eine Tür auf, und das Licht trifft ihn wie ein Schlag auf die Augen. Er steht auf einem Dach.
     
    Morris war noch nicht da, als Richard die Bar betrat. Es war eine der ältesten der Stadt. Er hatte vor zwanzig Jahren selbst viele Male dort gesessen, an jenem hufeisenförmigen Tresen. So früh am Abend waren nicht viele Gäste dort gewesen. Er war eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit da. Er hatte an Gabriella gedacht und wollte nicht allzu lange dort sitzen.
    Im Augenwinkel hatte er jemanden draußen vor dem Lokal aus einem Auto steigen sehen, aus einem schwarzen Auto. Er hatte den Kopf gewendet und gesehen, wie Dan Morris die Tür hinter sich zuwarf, dann war das Auto weitergefahren.
    Er hatte Morris in die Bar kommen sehen, und dieser hatte fast erstaunt gewirkt, als er Richard schon dort sitzen sah. Es war immer noch eine Viertelstunde bis zur vereinbarten Zeit. Morris hatte sich auf den gepolsterten Stuhl neben ihn gesetzt.
    »Wo ist Ihre Frau?«, hatte Morris gefragt.
    »Sie fühlte sich leider nicht richtig wohl.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Zu viel Sonne.«
    »Die kann heimtückisch sein«, hatte Morris gesagt.
    »Also wird es nichts aus dem Abendessen.«
    »Das passt mir gut«, hatte Morris gesagt und sich zu ihm gebeugt. Plötzlich hatte er einen anderen Gesichtsausdruck.
    »Dass Sie allein gekommen sind.« In seinem Gesicht war kein Lächeln mehr. »Darf man fragen, warum Sie hierher gekommen sind, Berger?«
     
    Das Dach sieht wie ein schwarzer Tennisplatz aus, allerdings ohne Netz und ohne Publikum. Von hier aus kann er das Meer sehen. Er wünschte, er wäre jetzt dort, am Strand. Wenn er doch nur hinfliegen könnte. Wenn er doch nur irgendwo anders wäre, nur nicht hier. Er läuft zum Rand des Dachs. Um ihn herum liegt die weiße Stadt mit den schwarzen flachen Dächern, die alle aussehen wie Tennisplätze. Bis zum nächsten Dach sind es ungefähr drei Meter. Es ist genauso hoch wie das, auf dem er steht. Dazwischen liegt eine Gasse. Er will sich nicht vorbeugen, um zu sehen, wie tief es bis unten ist. Jetzt hört er Stimmen aus dem Treppenhaus. Die Tür hat er geschlossen. Er läuft zurück zur Tür, nimmt von dort Anlauf und rennt zum Rand und springt und fliegt.
     
    »Darf man fragen, warum Sie geblieben sind, Morris?«, hatte Richard geantwortet.
    »Hier rührt mich niemand an«, hatte Morris geantwortet, aber seine Augen hatten etwas anderes gesagt.
    »Was soll das heißen? Niemand rührt Sie an?«
    Morris hatte nicht geantwortet.
    »Ist das eine Drohung?«, hatte Richard gefragt.
    »Sie hätten nicht zurückkommen sollen. Das war dumm.«
    »Das ist doch alles vergessen und begraben«, hatte Richard gesagt.
    »Begraben vielleicht. Aber nicht vergessen.«
    »Wir standen im Dienst der Vereinten Nationen, verdammt noch mal.« Richard hatte sich vorgebeugt. »Wir haben nur getan, was wir tun mussten. Niemand kann uns etwas vorwerfen. Keine Seite. Wir haben unseren Auftrag erfüllt.«
    »Ja, das ist die offizielle Version.«
    »Und darauf kommt es ja wohl an. Darauf kommt es doch immer an.«
    Morris hatte die Straße draußen aufmerksam beobachtet.
    »Sie glauben doch wohl nicht, dass denen Ihre Anwesenheit hier unbekannt ist?«, hatte Morris gesagt und sich wieder Richard zugewandt.
    »Was können die mir schon anhaben?«
    Morris hatte gelacht, ein Lachen, das, selbst wenn er es ewig versucht hätte, niemals die Augen erreicht hätte.
    »Es geht hier nicht nur um Sie«, hatte Morris

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