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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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gesagt. »Wie sind Sie bloß so naiv geworden? Nehmen Ihre Frau mit hierher und lassen sie allein im Zimmer. Zeigen sich oben im Camp.«
    Richard hatte nicht geantwortet.
    »Es gibt nur einen einzigen Menschen, der Ihnen in diesem Moment Sicherheit garantieren kann«, hatte Morris gesagt.
    »Und wer ist das?«
    »Das bin ich.«
    »Sicherheit wovor?«
    »Ich bin der Einzige, der das leisten kann«, hatte Morris wiederholt, und sein Blick war zwischen der Straße draußen und der Bar, in der sie saßen, hin und her gewandert.
    Der Barkeeper hatte im Hintergrund gewartet. Als er sich an die Theke gesetzt hatte, hatte Richard kurz das Gefühl gehabt, als komme er ihm bekannt vor, doch der Gedanke hatte sich wieder verflüchtigt. Die Männer hier waren sich trotz allem sehr ähnlich, zumindest konnte das einem Besucher so vorkommen. Das war immer so.
    Der Barkeeper war mit einem Tablett gekommen, auf dem zwei Drinks in hohen Gläsern standen.
    »Der erste des Abends geht aufs Haus«, hatte er gesagt und die Gläser vor sie hingestellt.
    »Sind Sie hier so bekannt?«, hatte Richard gefragt.
    »Ich nicht, aber Sie vielleicht«, hatte Morris geantwortet.
    Richard hatte einen Schluck genommen und das Glas schweigend zur Hälfte geleert. Es hatte wie Brandy Sour geschmeckt. Er hatte nicht gefragt, was das war, sondern nur den süßsauren Geschmack verspürt.
     
    Er landet auf der anderen Seite. Das eine Handgelenk schmerzt, aber er kann aufstehen und sich nach einem Ausweg umsehen, einer Tür irgendwo. Er hinkt zu einem anderen Rand hinüber, aber hier ist der Abstand zum nächsten Haus zu groß. Er wendet sich zur anderen Seite um. Dann hört er Stimmen und schwere Schritte, nach oben, auf ihn zu. Am anderen Ende des schwarzen Tennisplatzes sieht er drei Silhouetten. Er hört einen Schrei. Sein Blick löst sich im starken Sonnenschein auf.
     
    Als er seine Augen öffnet, scheint eine Sonne hinein. Er schließt sie wieder. Irgendjemand rüttelt ihn an der Schulter. Er versucht, den Körper herumzudrehen und die Augen vor der Sonne geschützt zu öffnen. Er dreht den Kopf ins Licht und sieht jetzt, dass die Sonne eine Lampe ist.
    »Richard? Richard?«
    Da oben sieht er ein Gesicht schweben. Er versucht, den Blick zu fixieren. Dann erkennt er das Gesicht wieder.
    »Wie geht es dir, Richard?«, fragt Gabriella.
    »Wo … wo bin ich?«, fragt er und versucht sich zu bewegen, aber der restliche Körper scheint nicht auf die Signale vom Gehirn zu hören.
    »Du bist hier«, sagt sie. »Du bist in unserem Zimmer.«
    Plötzlich gelingt es ihm, eine Verbindung zwischen Gehirn und Armen herzustellen, und er richtet sich ein paar Zentimeter auf. Er sieht, dass sie nicht lügt. Das Fenster zum Strand hin steht offen. Es ist immer noch hell.
    »Welcher Tag ist heute?«, fragt er stockend.
    »Es ist Heiligabend«, antwortet sie.
    »Und wie bin ich hierher gekommen?«, fragt er weiter.
    »Du bist vor einer Viertelstunde durch diese Tür da gekommen, bist zu diesem Bett gegangen und hast dich hingelegt«, antwortet sie. »Mein lieber Richard, was ist denn bloß passiert? Du warst fast einen Tag lang verschwunden!«
     
    Er versucht zu erzählen. Zunächst fängt er mit dem Schluss an. Er sagt, dass er keinerlei Erinnerung daran hat, wie er von dem Dach, auf dem er stand, zum Hotel gekommen ist. Das schwarze Dach ist die letzte Erinnerung, die er hat. Die erste Erinnerung sind die Grillen, sagt er. Und das laute Poltern an die Tür.
    »Ich bin heute spät in der Nacht zur Polizei gegangen«, sagt sie. »Du warst ja nicht zurückgekommen. Sie haben versprochen, nach dir zu ermitteln, wie sie es genannt haben.«
    »Sie haben mich gefunden«, sagt er.
    »Aber, dann wärst du ja wohl nicht hier«, meint sie.
    »Wenn es so ist, wie du sagst, dass sie dich gejagt haben. Haben sie dich gejagt, weil sie dachten, du hättest irgendwas getan?«
    »Sie waren schließlich da«, sagt er. »Glaubst du, dass ich das alles geträumt habe? Mir alles ausgedacht habe?«
    »Nein, nein.« Aber er kann in ihrem Gesicht lesen, dass seine Erzählung sie verwirrt. Meine Güte, er ist ja selbst davon verwirrt. Hat er vielleicht alles geträumt? Hatte er irgendwie unter Drogeneinfluss gestanden? War irgendetwas in dem Drink gewesen, den der Barkeeper ihm serviert hat? Brandy Sour. Verbirgt jeden anderen Geschmack. Er hatte diesen Drink nicht bestellt. Morris hatte ihn auch nicht bestellt, denn er war ja schließlich vor Morris gekommen. Wenn dieser es nicht schon im

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