Winterlicht
beunruhigen meine Mädchen.“
„Ich hoffe, Ihr habt heute Morgen Perris Bekanntschaft gemacht, Tesadora. Dann fühlt Ihr Euch besser beschützt.“
„Perri der Wilde und ich kennen uns bereits bestens, wie Ihr wisst“, erwiderte sie kalt. „Er hat die Königin aus unserem Kloster geholt, zur großen Bestürzung der Novizinnen und unserer Herrin selbst.“
Trevanion sah einen seiner Gardisten neben sich fragend an. Der Mann bestätigte nickend die Aussage der Priesterin.
„Wir bitten um die Erlaubnis einzutreten“, sagte Sir Topher.
„Ich möchte nicht, dass sich meine Novizinnen noch mehr ängstigen. Ihr habt nur dann eine Chance, hier hereinzukommen, wenn Ihr mich ebenfalls gewaltsam aus dem Kloster entfernt.“
Finnikin war sich sicher, dass Tesadora nur die Angst kannte, die sie anderen einflößte. „Aus Dankbarkeit dafür, dass Ihr geholfen habt, Lady Beatriss zu retten, wird sich mein Vater zurückhalten“, sagte er.
Sie starrte ihn an, als sähe sie ihn unter all den Männern zum ersten Mal. „Lasst eure Gardisten draußen!“, ordnete sie an. Dann drehte sie sich um und trat durch den Torbogen. Trevanion, Sir Topher und Finnikin folgten ihr.
„Sprich nicht noch einmal in meinem Namen, Finn“, warnte ihn sein Vater leise. „Ich wäre ein armseliger Hauptmann, wenn alle meine Entscheidungen darauf beruhten, wie meine Lieben damals behandelt wurden.“
Unter den Augen der Novizinnen liefen sie durch die Gartenanlage. Die Anhängerinnen der Sagrami trugen blaue Gewänder, die Novizinnen der Lagrami graue. Die meisten waren noch jung. „Finnikin von den Felsen“, hörte er sie flüstern. „Er gehört zur Königin.“
Sie erreichten den Haupttempel, wo Tesadora eine Kerze anzündete.
„Der Thronräuber und neun seiner Männer liegen tot im Kerker des Palastes. Sie wurden vergiftet“, begann Sir Topher, nachdem sie mithilfe des Kerzenrauchs die Luft gereinigt und ihrer Göttin Gebete geschickt hatte.
Tesadora hielt seinem Blick stand. „Beschuldigt Ihr mich, Sir Topher?“ Sie wandte sich an Trevanion. „Ist das eine Festnahme? Oder erwartet Ihr von mir, Tränen für dies e … wie habt Ihr sie genann t … Männer zu vergießen?“
„Unser einziger Hinweis ist, dass der König von Charyn mit seinem Heer Lumatere durchqueren wollte, um in Belegonia einzumarschieren“, sagte Trevanion. „Das wäre nur möglich gewesen, wenn unser Land zuvor durch den Rückeroberungsversuch zerstört worden wäre. Was würdet Ihr an unserer Stelle tun?“
Sie lachte kurz auf. „An Eurer Stelle würde ich diesen Tag zu einem Freudentag in Lumatere erklären.“
„Insbesondere für die Anhänger der Sagrami?“, fragte Finnikin spitz.
„In den vergangenen zehn Jahren haben der Thronräuber und seine Schergen keinen Unterschied zwischen den Anhängern der Sagrami und der Lagrami gemacht. Alle Lumaterer wurden Opfer ihrer Schreckensherrschaft.“
„Und was ist mit den Waldbewohnern, die überlebt haben?“, fragte Trevanion und deutete auf den Wald. „Waren sie es, die den Mord am Thronräuber und seinen Männern in Auftrag gegeben haben?“
Tesadora überhörte die Frage. „Die Waldbewohner fordern Unabhängigkeit.“
„Nein“, sagte Finnikin bestimmt. „Euer Volk gehört zu diesem Königreich. Ein eigenes Reich würde den Waldbewohnern das Leben noch mehr erschweren.“
„Die Anhänger Sagramis hatten während der Fünf Tage des Unsagbaren nicht den Eindruck, als würden sie zu diesem Königreich gehören. So nennst du doch diese Zeit, oder?“
„Die Königin würde niemals zulassen, dass den Waldbewohnern etwas zustößt.“
„Und wenn der Königin etwas zustößt? Wir standen unter dem Schutz des alten Königs und seiner Königin, doch sofort nach ihrem Tod wurden wir gejagt und abgeschlachtet wie Tiere. Würdest du deine Volkszählung hier gern fortsetzen, Finnikin? Vor den Fünf Tagen des Unsagbaren gab es vierhundertsiebenunddreißig Waldbewohner. Heute sind es weniger als vierzig.“
„Man wird sie schützen“, sagte Sir Topher mit Nachdruck.
„Ungeachtet dessen, was mit mir geschieht?“
„Haben wir Euch wie eine Feindin behandelt?“, fragte Finnikin. „Wir brauchen das Wissen, das nur Ihr uns lehren könnt. Wir müssen alles über die Magie erfahren.“
„Damit ihr sie beherrschen und ausmerzen könnt?“
„Vielleicht, damit wir sie feiern können“, erwiderte Finnikin. „Damit auch wir lernen, andere zu heilen. Eure jungen Mädchen haben viele
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