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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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hinweg, kaum dass Trevanion sich auf ihn geworfen und ihn zu Boden gedrückt hatte.
    „Überlasst ihnen nicht die Myrinhall !“, schrie einer der Seeleute.
    Finnikin spürte, wie das Schiff schlingerte, als die Ruderer sich ans Werk machten. Trevanion war bereits wieder auf den Beinen. Finnikin griff nach seinem Langbogen. Er hörte das Surren der Pfeile und musste sich immer wieder wegducken, bis er schließlich aufstehen konnte und auf das Westufer zielte. Er schoss zehn Pfeile nacheinander ins Dickicht und ließ sich dann wieder nach unten fallen. Während um ihn herum die Pfeile flogen, kroch er zu Evanjalin, die auf der anderen Seite des Schiffes kauerte. Ihr Gesicht war im Morgenlicht aschfahl. Finnikin zog sie hinter die Kisten und schob sie neben Froi an eine geschützte Stelle zwischen Handelswaren und Bierfässern.
    „Rühr dich nicht vom Fleck!“, stieß er hervor. Dann kroch er zurück zu Trevanion und Sir Topher, die geduckt am Schiffsrumpf lehnten, bereit für den nächsten Angriff. Trevanion richtete sich blitzschnell auf, feuerte mehrere Pfeile ab und duckte sich sofort wieder weg.
    „Die Mannschaft wendet das Schiff“, sagte er nach Luft ringend. „Sir Topher, bleibt mit den anderen an Bord. Versucht euch bis zum Hafen von Sif durchzuschlagen. Finnikin und ich schwimmen ans Ufer und gehen zu Fuß nach Norden, um meine Männer zu holen.“
    Sir Topher nickte. Überall auf der Myrinhall hörte man das Stöhnen der Verwundeten. Die Ruderer keuchten vor Anstrengung, während die Pfeile an ihren Köpfen vorbeischwirrten. Die Yuts, die sich am Ufer versteckt hatten, verhielten sich weiterhin still, und es dauerte einige Zeit, bis Trevanion sie ausfindig machen konnte.
    „Oben! In den Bäumen!“, rief einer der Matrosen vom Ausguck am Mast.
    Trevanion schoss einen Pfeil nach dem anderen, dann schob er Sir Topher und Finnikin die Reling entlang. Sekunden später trafen die gegnerischen Pfeile mit tödlicher Genauigkeit die Stelle, an der sie noch kurz zuvor Deckung gesucht hatten.
    „Wir gehen auf der anderen Seite von Bord, Finnikin“, schrie Trevanion über den Lärm hinweg. „Wenn das Schiff sich dreht, verstecken wir uns hinter der Myrinhall so lange, bis sie die Flussmündung erreicht. Dann gehen wir an Land. Verstanden?“
    „Heilige Göttin, sie schwimmen zu uns her!“, stieß Sir Topher hervor. „Das Schiff schafft es nicht mehr bis zur Flussmündung, Trevanion. Sie werden die Myrinhall entern. Wir sind verloren.“
    Ein Ruderer wurde von einem Pfeil in den Rücken getroffen und fiel kopfüber aufs Deck.
    Trevanion richtete sich kurz auf, um nach den Yuts Ausschau zu halten. „Wie ändern unseren Plan. Finn, bring die anderen ans Ostufer!“, befahl er. „Pass auf, dass man sie nicht sieht. Ihr geht mit, Sir Topher. Wir alle.“
    Finnikin kroch zurück zu den Kisten und packte Froi. „Kannst du schwimmen?“, rief er.
    „Nein!“, kreischte der Dieb entsetzt.
    Finnikin blickte hinauf zu dem Matrosen, der sich am Segel zu schaffen machte. „Du musst schnell sein. Spring, bevor sie das Schiff wenden. Versuch die ganze Zeit, unter Wasser zu bleiben. Sie dürfen dich nicht sehen!“
    „Kann nicht schwimmen!“, wimmerte Froi und verkroch sich hinter die Kisten.
    Finnikin packte ihn bei den Haaren und zog ihn heraus, um ihn zu zwingen, das zu sehen, was um sie herum geschah. Überall auf dem Deck lagen Matrosen mit Pfeilen im Leib; diejenigen, die noch lebten, stöhnten und krümmten sich vor Schmerzen.
    „Möchtest du lieber hierbleiben?“, fragte Finnikin barsch. Froi jammerte auch dann noch, als Finnikin ihm über die Reling half und ihn festhielt, bevor er endgültig losließ. Dann drehte er sich zu Evanjalin. Ihr Gesicht war mit einem Schweißfilm überzogen.
    „Ich kann nicht schwimmen“, hauchte sie.
    „Halte die Luft an und tu so, als wolltest du das Wasser mit deinen Händen wegschieben. S o …“ Finnikin zeigte es ihr. „Und stoße gleichzeitig mit den Füßen. Lass den Kopf unter Wasser, Evanjalin. Sie dürfen dich nicht sehen. Versteck dich am Ufer. Hast du verstanden?“
    Sie nickte und sah schrecklich elend aus.
    „Tu wenigstens dieses eine Mal, was ich dir sage.“ Er spürte, wie ihre Hände zitterten, als sie sein Gesicht berührte. Er fasste eine davon, presste die Lippen in ihre Handfläche, und dann war Sir Topher da und half ihr über die Reling.
    „Passt gut auf sie auf“, rief Finnikin, als Sir Tophers Kopf unter Wasser verschwand.
    Fast im selben

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