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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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Wasser geschluckt hatte. Evanjalin legte die Arme um Finnikin, während ihre Augen Trevanion schweigend eine Anweisung gaben.
    „Sprich mit mir“, brabbelte Finnikin. „Ich darf nicht einschlafen, Evanjalin.“
    „Vielleicht sollte ich dir eine Geschichte erzählen, damit du sie in das Buch von Lumatere schreiben kannst, wenn du hier nicht mehr den Kranken spielst.“
    Er kicherte, und Trevanion wählte diesen Moment, um den Pfeil aus dem Körper seines Sohnes zu drehen.
    Finnikin biss Evanjalin so fest, dass er ihr Blut auf seinen Lippen spürte. Für eine Weile trieben ihn fiebrige Flammen in Träume und Erinnerungen. Er sah den Scheiterhaufen vor sich. Aufgestapeltes Holz, das in Brand gesteckt wurde. Und er war wieder neun Jahre alt und beobachtete entsetzt, wie die Waldbewohner hingerichtet wurden. Die Glaubenskinder der Sagrami. Um ihn herum schluchzten die Menschen. Seinen Vater hatte man bereits abgeführt, doch er selbst würde um Beatriss’ willen hier bleiben. Damit er, der Sohn ihres Liebsten, das Letzte wäre, was sie sah. Doch statt ihrer war Seranonna gebracht worden. Ihre Hände waren blutig, Flammen züngelten über ihren Körper, während sie ihren fürchterlichen Fluch ausstieß. Und dann kauerte Finnikin auf einem Ast jenes Baums, in dem er mit Balthasar und Lucian Pläne geschmiedet hatte, um den Silberwolf zu fangen, der Baum seiner Kindheit. Verborgen in der Krone, zog er seinen Dolch. Er zielte, wie sein Vater es ihm beigebracht hatt e – und traf Seranonna mitten ins Herz.

Kapitel 13

    T revanion sah, wie Finnikin im Schlaf vom Fieber geschüttelt wurde. Es war jetzt dunkel, doch er wusste genau, dass die Yuts noch da waren. Gelegentlich hallten Stimmen durch die Nacht und das Mädchen murmelte wie im Gebet versunken vor sich hin.
    „Sir Topher“, sagte er leise. „Bringt Evanjalin und Froi weg von hier.“
    Sir Topher beugte sich vor. „Ist e r …“ Er brachte es nicht über sich, die Frage auszusprechen.
    „Bringt sie von hier weg“, wiederholte Trevanion. „Haltet euch am Ostufer und geht weiter bis zum Grasland. Wenn wir Glück haben, verfolgen sie euch nicht, denn ihr habt nichts, was sie wollen. Ihr wisst, wo meine Männer zu finden sind. Sagt Perri, dass sein Hauptmann ihm die größte Ehre überträgt, die einem Mitglied der Königlichen Garde von Lumatere zuteilwerden kann.“
    „Trevanio n …“
    „Sagt ihm, dass das Mädchen ihn zu unserem König und unserem Volk führen wird.“ Trevanion blickte zu Evanjalin, konnte aber ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. „Wenn mein Junge stirbt, dann sterbe ich mit ihm, weil ich ihn bis zum letzten Atemzug beschütze.“
    Einen Augenblick lang sprach keiner ein Wort.
    „Die Welt steht kopf“, sagte Sir Topher. „Es ist nicht richtig, dass ein Mann seinen Soh n …“ Die Stimme versagte ihm. „Überlasst ihnen Finnikin nicht lebend. Versprecht mir das!“
    „Warum haben die Männer von Lumatere nichts anderes im Kopf, als für das Königreich und füreinander zu sterben?“, fragte Evanjalin gereizt.
    Im schwachen Mondlicht konnte Trevanion ihr Gesicht sehen. Auf dem Schiff hatte sie viel durchstehen müssen und sie sah müde und erschöpft aus. Trotzdem lag noch immer ein Funkeln in ihren Augen. Sie versuchte aufzustehen, aber Trevanion zog sie wieder zurück. „Wohin willst du?“
    „Ich kann nicht garantieren, dass die Yuts jedes meiner Worte verstehen werden, aber ich kann ihre Sprache gut genug, um zurechtzukommen.“
    „Was könntest du ihnen denn schon anbieten?“, fragte Trevanion. „Sie werden dich töten, sobald du den Kopf aus der Deckung streckst.“
    Evanjalin machte sich von ihm los. „Unterschätzt nicht die Kenntnis fremder Sprachen. Sie kann viel mehr bewirken als Schwerter und Pfeile, Hauptmann. Ich habe diesen Leuten lange genug zugehört. Der Anführer ist mit seinem Sohn da. Der eine wartet auf dieser Seite des Flusses, der andere auf der gegenüberliegenden. Wisst Ihr, was der Vater seinem Sohn in Aussicht gestellt hat? Die hohe Ehre, den Scheiterhaufen anzuzünden, auf dem Finnikin geopfert werden soll.“
    „Du kannst nichts dagegen tun“, sagte Sir Topher. „Du setzt nur dein Leben aufs Spiel.“
    Sie sah ihn traurig an. „Sir Topher, meint Ihr nicht auch, dass wir ohnehin alle dem Tode geweiht sind? Wir sind unerlaubt in das Land der Yuts eingedrungen, auf einem Schiff, auf dem früher ihre Leute verschleppt wurden. Aber ich kann vielleicht einen Weg finden, ihr Vertrauen zu

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