Winterlicht
Anfangszeit meiner Kerkerhaft gesprochen“, sagte Trevanion.
„Du hast ihn im Gefängnis besucht?“, fragte Sir Topher Perri verblüfft.
Perri warf dem Hauptmann einen fragenden Blick zu, woraufhin dieser nickte.
„In den ersten drei Jahren meiner Haft in Belegonia haben meine Männer sich immer wieder festnehmen lassen, um mir Gesellschaft zu leisten“, erklärte Trevanion mit tonloser Stimme.
„Du hättest dasselbe für uns getan. Du hättest es nicht zugelassen, dass einer von uns ganz allein im Gefängnis verrottet“, murmelte Perri.
„Ein- oder zweimal waren wir nahe daran, ihn rauszuholen“, erinnerte sich Moss.
Trevanions düsterer Blick verwandelte sich in einen Ausdruck der Rührung. „Ihr habt mir sehr geholfen“, gab er zu. „Anfangs konnte ich die Haft nur ertragen, weil ich von euch erfuhr, dass mein Sohn sich in der Obhut eines der edelsten Männer des Königreichs befindet.“
Sir Topher lächelte verlegen.
„Dann hörten wir, dass man Trevanion in ein anderes Gefängnis bringen würde. Wir folgten ihm den ganzen Weg nach Süden bis zu den Minen“, sagte Perri.
„Und habt ihr euch auch in Sorel freiwillig verhaften lassen?“, fragte Finnikin.
Keiner sagte ein Wort.
„Wir dachten, es würde ähnlich einfach sein wie in Belegonia“, antwortete Perri schließlich betrübt. „Ruhestörung und ab ins Bergwerk. Nach einer Woche die Freilassung. Aber wir haben die Lage leider falsch eingeschätzt und bereits in den ersten beiden Wochen zwei unserer Männer verloren. Danach hat uns Trevanion jeden weiteren Versuch untersagt. Wir mussten es ihm feierlich versprechen. Es ist mir schwerer gefallen als irgendetwas zuvor. Bestimmt ist deinem Vater fast das Herz stehen geblieben, als er dich im Gefängnis gesehen hat, Finnikin.“
„Wer waren die beiden Männer, die ihr verloren habt?“, fragte Finnikin leise.
Zuerst wollte keiner antworten, dann sagte Kintosh von den Felsen knapp: „Angas und Dorling.“
Finnikin wurde blass. Die Brüder aus dem Felsendorf. Die zwei waren unzertrennlich gewesen. Sie hatten zu den Jüngsten der Garde gehört und die Mädchen gerieten ins Schwärmen, sobald die Rede auf die beiden kam. Manche behaupteten sogar, dass selbst die Prinzessinnen in ihrer Gegenwart erröteten. Damals waren sie nur ein paar Jahre älter gewesen als Finnikin jetzt. Sie hatten sogar die gleiche Hautfarbe gehabt wie er. Wenn Finnikin und Balthasar nicht gerade König und Hauptmann gespielt hatten, dann hatten sie so getan, als wären sie Angas und Dorling von den Felsen.
„Wir haben gerade über die Charyniten geredet“, sagte Perri nach einer Weile.
Finnikin nickte stumm, denn er hatte seine Stimme noch nicht ganz unter Kontrolle. Schließlich sagte er: „Der Thronräuber ist schwach und war es schon immer, besonders als er selbst Hauptmann der Garde war. Für mich ist es unvorstellbar, dass dieser Mann einen so ausgeklügelten Plan zur Eroberung von Lumatere entworfen haben soll. Er war höchstens ein Handlanger.“
„Mehr wussten wir auch nicht, bis Evanjalin auftauchte“, sagte Sir Topher.
„Ist sie Freund oder Feind?“, fragte Moss. „Sie ist ein ganz raffiniertes Ding und manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass sie mit den mächtigsten Göttern im Bunde steht.“
„Oder mit den bösesten Geistern“, sagte Perri.
Finnikin sah ihn forschend an. Mit dem Bösen kannte Perri sich aus. „Evanjalin hat das Massaker von Sarnak überlebt.“
„Gütiger Himmel“, seufzte Moss.
„Und sie wandelt durch die Träume der Leute in Lumatere“, fügte Finnikin hinzu.
„Und durch die Träume unseres Thronerben“, ergänzte Sir Topher.
Moss stieß einen Pfiff aus und Aldron drängte sich neugierig neben sie. „Ist sie eine Geisterseherin?“, fragte er zweifelnd. „Oder eine von den Waldbewohnern?“
Trevanion schüttelte den Kopf. „Sie kommt aus den Bergen. Sie ist eine Mont.“
„Wir haben zusammen Lord Augustin in Belegonia aufgesucht“, erzählte Finnikin. „Sie hat unseren Verdacht bestätigt, dass die Charyniten bei der Ermordung der königlichen Familie ihre Hand im Spiel hatten. Sie hat auch eine Erklärung dafür parat. In ihren Augen ist Lumatere für die Charyniten nur eine Etappe der Eroberung von Belegonia.“
„Sie behauptet, sie hätte das von Balthasar höchstpersönlich erfahren“, sagte Trevanion.
„Und du glaubst ihr?“, fragte Perri skeptisch.
Trevanion seufzte. „Ja, das tue ich.“
„Ihre Vermutung ist gar nicht so
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