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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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nämlich ihren Treueschwur und fühlen sich noch immer an ihre Ehefrauen in Lumatere gebunden. Andere sind frei, zu tun und zu lassen, was sie wollen. Nur leider gilt in Pietrodore ein ehernes Gesetz, wonach dort keine Frauen erlaubt sind.“
    „Tomas und ich sind ein Paar“, sagte Bosco, der auf einer der unteren Stufen saß.
    „Woran du uns jede Nacht erinnerst.“
    „Während wir anderen leer ausgehen“, schmollte Aldron.
    „Du bist jederzeit herzlich eingeladen“, flachste Tomas.
    Die anderen lachten.
    „Na ja, einmal im Monat vergnügen wir uns für ein oder zwei Tage in Bilson“, sagte Moss grinsend, wurde aber sofort rot, als er Sir Tophers starre Miene sah.
    „Und womit vergnügt ihr euch dort, Moss?“, fragte Sir Topher höflich.
    Finnikin sah, dass der alte Mann nur mit Mühe ein Schmunzeln unterdrücken konnte.
    „Ah, natürlich“, sagte Sir Topher, als sei ihm gerade ein Gedanke gekommen. „Diese Stadt hat viele verschiedene Weiheorte für die Götter, ganz zu schweigen von den angebotenen Gaumenfreuden, sodass man sich dort gewiss nicht langweilt.“
    „Und erst die Lesesäle“, schwärmte Finnikin und erwiderte Sir Tophers Zwinkern. „Einmal habe ich dort eine ganze Woche lang die Kampfweise der Letitzier im sechzehnten Jahrhundert studiert. Ich kann gut verstehen, dass es dich an einen solchen Ort zieht, Moss.“
    Aldron schnaubte. „Du hast ja ein aufregendes Leben geführt, Finnikin.“
    „So ist es. Es macht Spaß, mit Evanjalin philosophische Fragen zu erörtern. Lesen und fremde Sprachen sind nämlich ihre große Leidenschaft. Deine auch?“
    „Oh ja, Aldron und Moss sind richtige Leseratten“, sagte Perri trocken. „Und was ihre Sprachfertigkeit angeht, bin ich sicher, dass sie in mindestens sechs verschiedenen Sprachen fluchen können.“
    Nach dem Abendessen saßen sie über die Karte von Skuldenore gebeugt und trugen das Wissen zusammen, das jeder von ihnen in den letzten zehn Jahren gesammelt hatte. Perri deutete auf einen Punkt in Yutlind Nord, nahe an der Grenze zu Sendecane. „Da ist ein Flüchtlingslager. Siebenundvierzig Männer, Frauen und Kinder, die meisten von ihnen aus dem Tiefland.“
    Sir Topher schüttelte den Kopf. „Und wir dachten, wir haben sie alle aufgespürt.“
    „Sie haben sich im Norden versteckt. Wenn es einen Ort gibt, an dem es egal ist, wo du herkommst, dann ist es Yutlind. Die Yuts haben mit ihrem eigenen Elend zu kämpfen.“
    „Wie kommen unsere Leute dort zurecht?“, fragte Finnikin.
    „Wir schicken einmal in der Woche einen Trupp Gardisten. Im Augenblick ist Lexor dort. Aber es ist nicht leicht, sie mit genügend Lebensmitteln zu versorgen. Zum Glück haben einige im Lauf der Jahre Arbeit auf dem Land gefunden. Aber sie weigern sich standhaft, in ein Dorf zu ziehen, obwohl das ihr Leben einfacher machen würde. Sie sind fest davon überzeugt, dass man sie vergisst, wenn sie sich zu weit von den anderen Flüchtlingsgruppen entfernen.“
    „So ergeht es den meisten Vertriebenen aus Lumatere“, seufzte Sir Topher.
    Finnikin zeichnete den letzten Punkt auf der Karte ein. Perri pfiff überrascht, als er sah, wie viele Stellen markiert waren. „So viele Lager“, sagte er bedauernd.
    „Seid Ihr unterwegs irgendwann einmal meinem Vater und meiner Mutter begegnet, Sir Topher?“, fragte Ced aus dem Tiefland hoffnungsvoll. „Sie sind während der Fünf Tage des Unsagbaren den Fluss entlang nach Sarnak geflohen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihnen gehört.“
    Trevanion schwieg. Finnikin wusste, dass sein Vater den jungen Ced aus seinem eigenen Heimatdorf an den Hof geholt hatte. Was das Schicksal seiner Eltern anging, gab es keinen Zweifel.
    „Ich fürchte, sie könnten in Sarnak oder in einem der Fieberlager ums Leben gekommen sein“, sagte Ced leise. „Wir haben in all den Jahren so viele Menschen sterben sehen.“
    Bei diesen Worten schlug Trevanion die Augen nieder.
    Sir Topher räusperte sich. „Uns erging es nicht viel anders. Im Buch von Lumatere hat Finnikin die Namen der unzähligen Toten zusammengetragen.“
    „Wir konnten nicht viel tun“, sagte Perri. „Sobald wir uns aus der Deckung wagten, gab es kurze Zeit später einen Angriff auf unseren Aufenthaltsort.“
    „Die Charyniten?“, fragte Trevanion.
    Perri nickte. „Das hast du ja schon immer vermutet, Trevanion.“
    Finnikin blickte verwirrt von einem zum anderen. „Was weißt du von den Vermutungen meines Vaters, Perri?“
    „Wir haben darüber in der

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