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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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Trevanion: „Wie sieht unser Plan aus?“
    „Wir teilen uns in Gruppen auf, holen unsere Leute zusammen und treffen uns so schnell wie möglich im Tal der Stille. Moss und Aldron, ihr brecht noch heute nach Lastaria auf. Dort hält sich der Priesterkönig auf.“
    Seine Worte wurden mit großem Erstaunen aufgenommen. „Der verehrungswürdige Barakah?“, fragte einer im Flüsterton.
    Trevanion nickte. „Er ist mit einer großen Gruppe Vertriebener unterwegs. Bringt diese Leute ins Tal der Stille. Die anderen teilen sich in Vierer- oder Fünfergruppen auf. Wenn ihr auf Flüchtlinge trefft, versucht sie zu überreden, sich uns anzuschließen, aber haltet euch auf keinen Fall unnötig lange in den Lagern oder Zeltstädten auf. Viele Menschen dort leiden entweder an Fieber oder sind krank vor Angst. Sobald ihr im Tal der Stille seid, bringt ihr allen, Männern und Frauen, bei, wie man mit dem Langbogen umgeht. Der Angriff auf den Thronräuber und seine Gefolgschaft muss schnell und zielsicher erfolgen, wenn wir keinen Fehlschlag riskieren wollen.“
    „Mit wie vielen Gegnern müssen wir rechnen?“, fragte einer der Männer.
    „Der Thronräuber ist mit sechshundert Mann in Lumatere eingeritten, aber wer weiß, ob er nicht inzwischen einige unserer eigenen Leute auf seine Seite gezogen hat.“
    „Und wie kommen wir hinein?“, fragte ein anderer. Daraufhin sahen alle erwartungsvoll Evanjalin an.
    „Wir müssen die Monts finden“, sagte Trevanion. „Vielleicht können sie uns diese Frage beantworten.“
    Perri schüttelte den Kopf. „Sie sind seit zehn Jahren wie vom Erdboden verschluckt. Jahr für Jahr bin ich mit Moss zur Herbstmondzeit in das Tal zurückgekehrt und nie haben wir dort irgendjemanden angetroffen.“
    Evanjalin erhob sich, und sofort standen alle Männer auf, was sie mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. „Unser König wird uns durch das Haupttor führen“, verkündete sie. „So wie es vorhergesagt worden ist.“
    Sie ging hinaus und Finnikin hörte, wie um ihn herum der Name Balthasar geflüstert wurde.

Kapitel 17

    D rei Tage später trennte sich die Königliche Garde zum ersten Mal seit zehn Jahren. Trevanion hatte angekündigt, dass er und seine Begleiter zusammen mit Perri nach Belegonia aufbrechen würden. Sie hatten sich noch mehr Pferde besorgt, damit sie entlang der Küstenstraße schneller vorankamen. Als sich Finnikin in den Sattel schwang, spürte er Aufregung und Unsicherheit unter den Männern. Er sah die Hoffnung in ihren Gesichtern und auch den Zweifel. Aber sie glaubten fest an ihren Hauptmann und vertrauten seinen Entscheidungen. Und der hatte nun mal entschieden, dass dieses seltsame Mädchen sie nach Hause führen sollte. Zurück nach Lumatere.
    Sie ritten fast den ganzen Tag lang bis zu der Küstenstraße, wo das Meer Belegonia und Sorel trennte. Der bedauernswerte Kapitän der Myrinhall behielt Recht: Sie war wirklich die schnellste Verbindung zwischen Sorel und Yutlind.
    Am späten Nachmittag gönnten sie ihren Pferden eine Rast. Sie stiegen ab, setzten sich auf die Dünen und schauten aufs Meer hinaus. Nie kamen Finnikin die Menschen so klein und unbedeutend vor wie angesichts der tosenden Wellen des Ozeans. Für einen Moment sahen Vater und Sohn einander in die Augen. Beide wussten, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Es war gut, dass sie ihre weit verstreuten Landsleute um sich sammelten. Dennoch schien es Finnikin, als würde er damit die Lumaterer in einen Krieg führen. Die Heimat zurückzuerobern würde nicht einfach sein. Und wenn sie Erfolg hatten, was würde dann passieren? Würde sich das Land, in dem einst fünf Volksstämme gelebt hatten, teilen: in ein Land, in dem die Vertriebenen lebten, und ein Land, in dem jene lebten, die Lumatere nie verlassen hatten? Er vermisste das Leben in Pietrodore. Dort waren alle Menschen, die er brauchte, beisammen gewesen. Nach Lumatere zurückzukehren barg die Gefahr, sie zu verlieren.
    Sie beschlossen weiterzureiten. Finnikin stieg in den Sattel, dann drehte er sich um, damit er Evanjalin die Hand reichen konnte. Aber Perri war schon zur Stelle. Er hatte die Hände verschränkt, um ihr beim Aufsitzen zu helfen. Evanjalin beugte sich zu ihm und fuhr mit den Fingern über die Narbe quer über seiner Stirn. Er zuckte bei der Berührung zusammen.
    „Du bist es“, sagte sie erstaunt. „Du trägst immer eine Krone. Und sie selbst hat sie dir aufgesetzt.“ Evanjalin legte ihre Finger auf Perris Stirn. „Sie bedauert es

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