Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
ihn mit Plätzchen zu überraschen.
Sein Freund – Nein, mein Exfreund – korrigierte er sich selbst, hatte nicht viel für Weihnachten übrig. Was paradox war, denn sonst gehörte Erik zur Sorte der Romantiker – er selbst hingegen nicht, was mit ein Grund ihrer Trennung gewesen war. Schon seltsam, dass Erik es somit doch geschafft hatte, dass ihm ebenfalls die Lust an dieser sonst so geliebten Zeit verging.
Die beiden Gesetzeshüter tauschten einen Blick, bevor der Mann die Schultern zuckte. „Besser, Sie rufen uns einmal zu oft als einmal zu wenig, aber beim nächsten Mal sollten Sie solche Heldentaten unterlassen“, damit wies er auf den Hockeyschläger, den Blake weiterhin in einer Hand hielt.
„Oh“, entfuhr es diesem und er bekräftigte dann: „Selbstverständlich, kommt sicherlich nicht wieder vor.“
Die beiden nickten und wandten sich zur Wohnungstür. Offenbar war der Fall für sie damit abgeschlossen.
„Dann wünschen wir Ihnen noch einen schönen Tag“, verabschiedete sich die Frau und warf ihm einen mitleidigen Blick zu, als hielte sie dies angesichts des Chaos für eher unwahrscheinlich. Blake stimmte ihr zu – seinen freien Samstag würde er wohl mit Aufräumen verbringen oder beim Arzt, weil er plötzlich unter Halluzinationen litt. Eine andere Möglichkeit wäre, dass er schlafgewandelt war. Vielleicht hatte er das alles selbst angerichtet?
Als die beiden gegangen waren, lehnte Blake sich an die geschlossene Tür und starrte den Mann, der weiterhin mitten in seiner Küche stand, fassungslos an.
„Ich werde verrückt“, murmelte er und rieb sich über die Stirn. „Ganz klar, ich werde verrückt.“
„Nein, das wirst du nicht. Das ist alles meine Schuld!“, fuhr der andere auf und trat erneut einen Schritt auf ihn zu. Automatisch hob Blake den Schläger, ließ ihn jedoch sinken, als er begriff, wie unsinnig dies war.
„Ach nein?“, lachte Blake freudlos auf. „Für mich klingt das sehr verrückt, wenn ich mit einem Produkt meiner Fantasie rede. Oh Mann, und dann auch noch meine Küche verwüste und mich nicht mehr dran erinnere.“
„Ich bin keine Einbildung“, ereiferte sich der Rotschopf.
„Und was bist du dann? Oh nein, lass mich raten! Ein Geist?“
„Nein! Ich bin ... ich ...“, begann er, brach jedoch ab und biss sich auf die Unterlippe. Eine recht volle und weich wirkende Unterlippe nebenbei bemerkt, aber kein Wunder, dass der Typ toll aussah und sein Herz bei seinem Anblick etwas schneller polterte – was wohl wenig an dem Schrecken lag, einen Einbrecher in seiner Wohnung zu ertappen, als er zunächst gedacht hatte –, denn immerhin entsprang der Mann ja seiner Fantasie. Klar, dass der nicht aussah wie Rumpelstilzchen.
„Na?“, hakte Blake nach.
„Ich bin ein Engel“, kam es kleinlaut und warf ihn damit vollends aus der Bahn. Das sollte seinem Hirn entspringen? Dann war er wirklich noch verdrehter als er immer gedacht hatte.
„Klar, bestimmt mein Schutzengel“, höhnte er und sah, wie sich die sehr helle Haut seines Gegenüber um die Nase und Wangen leicht rosig verfärbte.
„Eigentlich nein“, murmelte er. „Ich bin so was wie seine Vertretung. Weißt du, er mag Sternschnuppenreiten so gerne und gerade sind in der Milchstraße so viele unterwegs und da hab ich ihm angeboten, ihn ein paar Tage zu vertreten. Was eigentlich nicht erlaubt ist, aber ich wollte ja backen und das hätte ich sonst nicht gedurft und ...“
„Stop“, unterbrach er den Redefluss des ... Engels. „Du willst mir hier ernsthaft verklickern, du seist ein Engel?“ Hastig nickte dieser. „Wo sind dann bitte deine Flügel?“
„Die sind immer so sperrig“, murrte der Rotschopf.
„Klar, logisch. Mann, das muss das chinesische Essen gewesen sein“, murmelte er und rieb sich über die böse pochenden Schläfen. Ohne den Engel noch eines Blickes zu würdigen, ging er in sein Schlafzimmer.
„Aber ...“, setzte dieser erneut an, verstummte aber, als Blake eine Hand hob, als Zeichen, dass er genug hatte.
Und das hatte er wirklich. Er würde sich jetzt hinlegen, immerhin hatte er laut seinem Wecker gerade mal drei Stunden geschlafen und dies nach einer Woche, in der er kaum zum Luftholen gekommen war. Das musste es sein. Schlafmangel, der sollte ja die seltsamsten Nebenwirkungen haben.
Entschlossen krabbelte er ins Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Er würde morgen oder besser gesagt heute aufwachen und alles würde sich als ein nur viel zu lebhafter Traum
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