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Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)

Titel: Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls , Karo Stein , Raik Thorstad , Nico Morleen , Isabel Shtar
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Her damit.
    Leichter gesagt als getan. Der Buchladen war derart vollgestopft mit ähnlich verzweifelten Gestalten wie ihm, dass er sich eine Flache Öl wünschte, um sich mit dem Zeug von Kopf bis Fuß einzuschmieren und einfach hindurchflutschen zu können.  
    Stattdessen atmete er tief ein, setzte seinen besten Kulleraugenblick auf und stürzte sich ins Getümmel. Diese Strategie klappte meist recht gut. Es konnte die Pest sein, aber es hatte auch Vorteile, so auszusehen wie er.  
    Da konnte er sich keine Illusionen machen: Er war kein cooler Machokerl, er war niedlich. Ekelhaft, enervierend, jede Nervenbahn in Kaugummi mit Kirschgeschmack verwandelnd niedlich. Zumindest äußerlich. Er war eher zierlich gebaut, hatte ein fein geschnittenes Gesicht voller putziger Sommersprossen und riesige hellblaue Augen sowie eine warm-braune Wuschelfrisur. Er war zweiundzwanzig, aber das sah man ihm nur bedingt an. Sehr bedingt. Eher gar nicht, solange er die Klappe hielt. Es war ihm noch nie passiert, dass er Alkohol kaufen oder in einen Film ab achtzehn hätte gehen können, ohne dass man seinen Ausweis mehr als kritisch studiert hatte. Andererseits gab einem das auch eine gewisse Narrenfreiheit.  
    Eine Oma grinste ihn hingerissen an und ließ fast ihren Krückstock fallen im wilden Drängen, ihn passieren zu lassen. Er lächelte huldvoll und schlängelte sich weiter voran. Ah, wundervoll, da drüben war es etwas leerer. Er stolperte erleichtert aus der Masse heraus und stutzte.
    „Ho, ho, ho!“, wurde er begrüßt. „Hallo, mein Kleiner!“
    Jetzt stieg doch eine Portion Gift und Galle in ihm auf. Kein Wunder, dass es hier so leer war, das hier war die Ecke, in der der „Weihnachtsmann“ residierte. Ach du Schande.
    „Äh, selber hallo, mein Großer – und tschüss!“, grüßte er den falschen Bartträger und setzte an, sich schleunigst wieder aus dem Staube zu machen. Doch der Profi-Kinderbelüger hatte offensichtlich Blut geleckt. Judas fühlte, wie sich eine in billigen roten Samt gehüllte Hand um seinen Unterarm schloss und ihn unverdrossen mit sich zerrte. Er war viel zu perplex, um sich ernsthaft zur Wehr setzen zu können.
    „Hey, was erlauben Sie sich!“, protestierte er lediglich etwas schwach, während er erneut ins Stolpern geriet.
    „Ich bin der Weihnachtsmann!“, intonierte der andere. „Da darfst du doch nicht davon laufen! Oder bist du dafür etwa schon zu groß?“
    Die Menschen um ihn herum fingen fröhlich an zu lachen. Der „Weihnachtsmann“ erlaubte sich hier in der Tat wohl ein Späßchen, indem er sich ihn schnappte, den er wahrscheinlich für einen vorwitzigen Teenager hielt. Na warte. Die wollten Spaß? Konnten sie haben.
    Er setzte sein zuckerigstes Lächeln auf und erwiderte scheinbar verschüchtert: „Nein. Niemand ist zu groß für den Weihnachtsmann. Darf ich mir jetzt etwas wünschen?“, fragte er harmlos.
    Der rot bemützte Spaßvogel hatte derweil, da Judas nun mitzuspielen schien, von ihm abgelassen und hatte es sich auf seinem mit diversem Weihnachtsplunder dekorierten Sessel bequem gemacht.
    „Warst du denn auch ein braver Junge?“, fragte er ihn übertrieben polterig.
    Judas nutzte die Gunst der Stunde und setzte sich ungeniert auf den Schoss des anderen. Während ihre zahlreicher werdenden Zuschauer über seine Frechheit lachten, erstarrte der Verkleidete für einen Herzschlag, bevor er sich wieder fing.  
    Tja, niemand legte sich ungestraft mit einem Judas Steinhöffer an, da war er ganz Sohn seiner Mutter. Seines Vaters wohl auch, der war Medienanwalt und auch nicht gerade für seine Friedfertigkeit bekannt, aber an den wollte er jetzt nicht denken. Jetzt war Showtime, High Noon im Wilden Westen des Weihnachtsverkaufes. Und hier kannte ihn ja keiner, hier konnte er das. Eigentlich war er im Alltag, wenn er ganz ehrlich mit sich war, ein eher zurückhaltender Mensch, aber ab und an platzte ihm der Kragen und das, was unter der Oberfläche lauerte, purzelte hinaus.  
    Er nickte fleißig auf die Frage hin und ratterte hingebungsvoll herunter: „Sicher war ich brav. Ich habe meine Hausaufgaben ordentlich gemacht, zu jeder Verabredung war ich pünktlich, wusch mich jeden Morgen – auch hinter den Ohren! – habe nicht gelogen, nicht gestohlen, bin mit dem Nachbarshund Gassi gegangen, habe meiner Mama den Smart geputzt und bin jeden Abend früh ins Bett.“
    „Sehr brav!“, lachte der andere. „Ho, ho, ho! Und wie heißt du, mein Kleiner?“, fragte er ihn und

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