Winterliebe
dir zu entschuldigen.”
"Ach, wie großzügig”, höhnte Waltraude. "Aber ich lege keinen Wert mehr darauf. Ich will von Adalbert Siebenstern nichts mehr wissen.”
Claudette schüttelte fassungslos den Kopf. "Kaum zu glauben, dass du zu Beginn dieses Jahres ganz irrsinnig in ihn verliebt warst.”
Waltraude hob die Schultern. "Und jetzt liebe ich ihn eben nicht mehr.”
"Ihr würdet so gut zusammenpassen.”
Waltraude seufzte und rollte die Augen. "Es ist vorbei, Mutti, bitte nerv mich nicht damit, und mach dich um Himmels willen nicht zu Adalbert Siebensterns Anwältin, denn damit würdest du dich gegen mich stellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das willst.”
Claudette Pessacker schüttelte traurig den Kopf. "Kind, ich verstehe dich nicht mehr, du hast dich so sehr verändert.”
"Es ist alles bestens”, behauptete Waltraude.
"Ich mache mir Sorgen um dich.”
"Das brauchst du nicht”, erwiderte Waltraude. "Es geht mir hervorragend. Ich habe alles, was ich will. Ich fühle mich großartig. Gregor und ich verstehen uns phantastisch. Ich werde bestimmt nicht mehr zu Adalbert zurückkehren, damit musst du dich abfinden.”
"Waltraude - es - es ist nicht richtig, so - von Hand zu Hand zu gehen. Das - das schmälert den Wert einer Frau…”
"Ich finde, jeder Mensch ist so viel wert, wie er sich selber fühlt”, gab Waltraude spröde zurück. "Was andere von mir denken, ist mir egal. Ich habe nicht die Absicht, mich irgendwelchen unmaßgeblichen Meinungen anzupassen. Ich lebe mein Leben so, wie es mir gefällt, und wem das nicht zusagt, der braucht sich ja nicht darum zu kümmern.”
"Seit du mit Adalbert Siebenstern Schluß gemacht hast, wirst du mir immer fremder.”
"Das tut mir leid”, sagte Waltraude kühl, "aber ich fürchte, ich kann es nicht ändern. Lässt du mich jetzt zu Bett gehen? Ich habe morgen einen anstrengenden Tag.”
"Ich auch.”
"Dann solltest du ebenfalls schlafen gehen”, riet Waltraude ihrer Mutter.
"Ich habe eine sehr verantwortungsvolle Arbeit, und ich kann sie nicht mit absoluter Zuverlässigkeit verrichten, wenn meine Gedanken ständig um mein Kind kreisen.”
Waltraude zog unwillig die Augenbrauen zusammen. "Ich bin kein Kind mehr.”
"Du wirst immer mein Kind bleiben, egal, wie alt du bist.”
"Gute Nacht, Mutti”, sagte Waltraude trocken.
"Ach, Waltraude, als du ein kleines Mädchen warst, da warst du so leicht zu lenken…”
"Nun habe ich das Steuer selbst in die Hand genommen”, erklärte Waltraude. "Warum gewöhnst du dich nicht allmählich daran? Das ist doch völlig normal. Ich steuere jetzt meinen eigenen Kurs, und ich finde, dass ich das gar nicht mal so schlecht mache.”
31
"Sie wollten mich sprechen?” fragte OP-Schwester Claudette tags darauf den Chef der Kronwasser-Klinik.
"Ja”, antwortete Dr. Emmerson. "Kommen Sie herein und schließen Sie die Tür.”
Die Schwester tat, wie ihr geheißen. Hadubrand Emmerson wies auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand, und forderte Claudette Pessacker auf, Platz zu nehmen.
"Trinken Sie einen Kaffee mit mir?” erkundigte sich Dr. Emmerson.
"Sehr gerne.”
Er musterte die tüchtige OP-Schwester nachdenklich, drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage und bat Senta Semmelgroot, zwei Tassen Kaffee zu bringen.
Als das Aroma des Kaffees dann den Raum füllte, meinte Hadubrand Emmerson: "Sie sehen müde aus, Schwester Claudette. Bekommen Sie in letzter Zeit nicht genügend Schlaf?”
"Gestern ist es etwas später geworden, aber sonst…”
"Ist mit Ihnen gesundheitlich alles in Ordnung?” erkundigte sich Dr. Emmerson.
Claudette nickte.
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