Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
ihn in der Dunkelheit suchen müssen, und das wäre nicht so einfach. Sie mußte sich zwingen, nicht einfach loszulaufen.
    »Im letzten Winter«, fuhr Paul ruhig fort, ohne ihre Beklemmung zu bemerken, »gab es verhältnismäßig wenig Schnee, was wahrscheinlich bedeutet, daß es in diesem Jahr um so dicker kommt.«
    Als sie den Stall erreichten und Heather ihren Sohn gerade rufen wollte, tauchte Toby wieder auf. Er spielte nicht mehr >Flugzeug<. Er lief durch das ungemähte Gras zu ihr und grinste aufgeregt. »Mom, hier ist es toll, einfach toll. Vielleicht kann ich auch ein Pony haben?«
    »Vielleicht«, sagte Heather und schluckte schwer, bevor sie ihn ausschimpfen konnte. »Lauf nicht einfach so davon, ja?«
    »Warum nicht?«
    »Einfach nur so.«
    »Klar, sicher«, sagte Toby. Er war ein braver Junge. Sie sah zu dem Gebäude des Hausmeisters und der Wildnis dahinter zurück. Die Sonne schien von den schroffen Berggipfeln aufgespießt zu werden und zu zittern wie ein rohes Eigelb, bevor es sich um die Zinken einer zustechenden Gabel auflöste. Die höchsten Bergspitzen leuchteten im feurigen Licht des ausklingenden Tages grau und schwarz und rosa. Hinter dem steinernen Gebäude dehnte der dichte Wald sich kilometerweit aus. Alles war still und friedlich. Der Stall war ein einstöckiges Steingebäude mit einem geschieferten Dach. Die langen Seitenwände verfügten über keine separaten Türen für die einzelnen Boxen, nur über kleine Fenster hoch unter der Dachrinne. Am einen Ende befand sich eine weiße Scheunentür, die sich sofort öffnete, als Paul daran zog, und die elektrischen Lampen flammten beim ersten Umlegen des Schalters auf.
    »Wie Sie sehen«, sagte der Anwalt, als er sie hineinführte, »handelt es sich bei jedem Zoll um die Ranch eines Gentlemans und nicht um ein Unternehmen, das irgendeinen Gewinn abwerfen müßte.«
    Hinter der ebenerdigen Betonschwelle bestand der Boden des Stalls aus weicher, festgetretener Erde, die so hell wie Sand war. Auf jeder Seite des breiten Mittelganges befanden sich fünf leere Boxen mit halbhohen Toren, die wesentlich geräumiger als normale Stallboxen waren. Auf den dicken Holzpfosten zwischen den Boxen waren Leuchtkörper aus Gußbronze angebracht, die ihr bernsteinfarbenes Licht sowohl zur Decke als auch zum Boden warfen. Sie waren nötig, weil die hohen Fenster so klein waren - etwa je zwanzig Zentimeter hoch und vierzig lang -, daß selbst am Mittag nur spärliches Sonnenlicht hereinfiel.
    »Stan Quartermass ließ den Stall im Winter heizen und im Sommer kühlen«, erklärte Paul Youngblood. Er deutete zu den Ventilatorgittern in dem spitz zulaufenden abgehängten Dach.
    »Es roch hier auch nur selten nach Stall. Er ließ ihn ständig belüften und frische Luft hinein pumpen. Und alle Rohre wurden gründlich isoliert, so daß das Geräusch der Ventilatoren zu leise ist, um die Pferde stören zu können.«
    Links hinter dem eigentlichen Stall befand sich ein großer Geräteraum, in dem Sättel, Zaumzeug und andere Gegenstände aufbewahrt worden waren. Er war leer bis auf einen eingebauten Abfluß, der so groß und breit wie ein Trog war. Rechts, gegenüber vom Geräteraum, befanden sich oben offene Behälter, in denen Hafer, Äpfel und anderes Futter gelagert worden war, doch sie waren jetzt ebenfalls leer. An der Wand neben den Trögen hingen mehrere Werkzeuge an einem Gestell: eine Mistgabel, zwei Schaufeln und ein Rechen.
    »Ein Rauchsensor«, sagte Paul und deutete auf ein Gerät an der Wand über der großen Tür, die gegenüber von der lag, durch die sie die Scheune betreten hatten. »Ist mit dem Stromkreis verbunden. Sie müssen bloß daran denken, die Batterien rechtzeitig aufzuladen. Der Alarm ertönt im Haus, so daß Stan ihn nicht überhören konnte.«
    »Der Bursche hat seine Pferde aber geliebt«, sagte Jack.
    »Das können Sie laut sagen, und er hatte so viel Hollywood-Geld, daß er nicht wußte, was er damit anfangen sollte. Nach Stans Tod hat Ed besonders darauf geachtet, daß die Leute, die die Tiere kauften, sie auch gut behandeln würden. Stan war ein netter Mann. Er hätte gewollt, daß die Pferde in gute Hände kommen.«
    »Ich könnte zehn Ponies haben«, sagte Toby.
    »Falsch«, sagte Heather. »Welches Geschäft auch immer wir hier gründen werden, es wird keine Misthandlung sein.«
    »Na ja, ich meine doch nur, es wäre Platz dafür«, sagte der Junge.
    »Ein Hund, zehn Ponies«, sagte Jack. »Du wirst noch zu einem richtigen

Weitere Kostenlose Bücher