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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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haben.«
    Was ist nur los mit mir? fragte sie sich. Ich muß dieses verdammte L.A.-Gehabe loswerden. Paul trat in die Türöffnung und betätigte wiederholt den Lichtschalter, jedoch ohne Erfolg. Die schwach sichtbare Deckenbeleuchtung im leeren Wohnzimmer blieb dunkel. Auch die Außenlampe neben der Tür ging nicht an.
    »Vielleicht hat er den Strom abstellen lassen«, sagte Jack.
    Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Wüßte nicht, wie das möglich wäre. Das Nebengebäude hängt an derselben Leitung wie das Haupthaus und die Ställe.«
    »Vielleicht sind die Glühbirnen kaputt oder die Fassungen nach dieser langen Zeit verrostet.«
    Paul schob den Cowboyhut zurück, runzelte die Stirn und kratzte sich. »Es sieht Ed gar nicht ähnlich, die Dinge einfach so verkommen zu lassen. Nein, er wird regelmäßig nach dem Rechten gesehen und alles in Ordnung gehalten haben, damit der nächste Besitzer sich nicht großartig darum kümmern muß. So war Ed nun mal. Ein guter Mann. Er pflegte nicht gerade viel Umgang mit den Leuten, war aber ein guter Mann.«
    »Na ja«, sagte Heather, »wir können uns in ein paar Tagen mit dem Problem befassen, nachdem wir uns im Haupthaus häuslich eingerichtet haben.«
    Paul trat aus dem Haus, zog die Tür zu und schloß sie ab.
    »Vielleicht sollten Sie einen Elektriker kommen lassen, der sich die Leitungen mal ansieht.«
    Statt auf dem Weg zurückzukehren, den sie gekommen waren, gingen sie über den geneigten Hof zum Stall, der auf einer Höhe mit dem Haupthaus stand. Toby lief voraus; er streckte beide Arme aus und machte laut brrrrrrrr. Er spielte >Flugzeug<. Heather sah ein paarmal zu dem Bungalow des Hausmeisters und dem Wald zurück, der ihn auf beiden Seiten umgab, und spürte ein eigentümliches Kribbeln auf ihrem Nacken.
    »Ziemlich kalt für Anfang November«, sagte Jack.
    Der Anwalt lachte. »Ich fürchte, das hier ist nicht Südkalifornien. Eigentlich war es heute tagsüber sogar noch ziemlich mild. Aber in der Nacht wird die Temperatur wahrscheinlich unter den Gefrierpunkt fallen.«
    »Gibt es hier oben viel Schnee?«
    »Gibt es in der Hölle viele Sünder?«
    »Wann müssen wir mit dem ersten Schnee rechnen - noch vor Weihnachten?«
    »Weit vor Weihnachten, Jack. Wenn es morgen einen gewaltigen Schneesturm gäbe, würde hier niemand meinen, der Winter käme dieses Jahr früh.«
    »Deshalb haben wir den Explorer gekauft«, sagte Heather.
    »Vierradantrieb. Damit müßten wir durch den Winter kommen, nicht wahr?«
    »Größtenteils«, sagte Paul und zog die Krempe seines Huts hinab, den er zuvor hochgeschoben hatte, um sich die Stirn zu kratzen. Toby hatte den Stall erreicht. Er wurde auf seinen kurzen Beinen nicht langsamer und verschwand hinter der Seite des Hauses, bevor Heather ihm zurufen konnte, er solle warten.
    »Aber in jedem Winter werden Sie zwei- oder dreimal ein paar Tage lang eingeschneit sein«, sagte Paul. »Manchmal bedecken die Schneeverwehungen das halbe Haus.«
    »Eingeschneit? Das halbe Haus?« sagte Jack und klang dabei selbst ein wenig wie ein kleiner Junge. »Wirklich?«
    »Wenn so ein Blizzard aus den Rockies kommt, können an einem Tag siebzig, achtzig Zentimeter Schnee fallen. Der Wind bläst dann so heftig, daß man glaubt, er reißt einem die Haut ab. Die Leute vom Fuhramt können nicht alle Straßen gleichzeitig freihalten. Haben Sie Ketten für den Explorer?«
    »Sogar mehrere Sätze«, sagte Jack.
    Heather ging zum Stall, in der Hoffnung, die Männer würden ihr dorthin folgen, was sie dann auch taten.
    Toby war noch immer nicht zu sehen.
    »Und Sie sollten sich so schnell wie möglich einen guten Schneepflug für den Explorer kaufen«, riet Paul ihnen. »Selbst wenn die Jungs vom Fuhramt die Straßen freihalten, müssen Sie sich noch immer um fast einen Kilometer Privatweg kümmern.«
    Wenn der Junge nur mit ausgebreiteten Armen um den Stall >flog<, hätte er mittlerweile schon wieder auftauchen müssen.
    »Lex Parkers Werkstatt in der Stadt«, fuhr Paul fort, »kann Ihren Wagen mit den Armaturen ausstatten und den Pflug und die Hydraulikarme anbringen, mit denen Sie ihn auf- und absetzen können, einen schönen kleinen Turm. Lassen Sie ihn einfach den Winter über drauf und bauen Sie ihn im Frühling ab, und Sie sind auf alles vorbereitet, was Mutter Natur für uns in petto hat.«
    Keine Spur von Toby. Heathers Herz hämmerte schon wieder. Die Sonne würde jeden Augenblick untergehen. Wenn Toby...wenn er sich verirrt hatte oder so...würden sie

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