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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Mittelpunkt der Erde, wo Dinosaurier und untergegangene Städte warteten.
    »In der Hundehölle«, sagte er zu Falstaff, »ist der Teufel eine Katze. Hast du das gewußt? Eine große Katze, riesengroß, sie steht auf den Hinterbeinen und hat rasiermesserscharfe Krallen...«
    Hinab und Herum, ein langsamer Schritt nach dem anderen.
    »... diese große Teufelskatze, sie trägt einen Umhang aus Hundefell, eine Halskette aus Hundezähnen.. «
    Hinab und herum.
    »...und wenn sie mit den Murmeln spielt. . .«
    Holz knarrte unter seinen Füßen.
    »...nimmt sie dafür Hundeaugen t Ja, wirklich...«
    Falstaff jaulte.
    »...eine ganz gemeine Katze, groß und gemein, ein echtes Miststück.«
    Sie hatten die unterste Stufe erreicht. Der Vorraum. Die beiden Türen.
    »Die Küche«, flüsterte Toby und zeigte auf die eine Tür. Dann auf die andere. »Die hintere Veranda.«
    Er konnte wahrscheinlich den Riegel zurückschieben, auf die Veranda schlüpfen, zwei, drei Handvoll Schnee einsammeln, selbst wenn er dazu auf den Hof gehen mußte, und es trotzdem wieder zurück ins Haus und auf sein Zimmer schaffen, ohne daß seine Eltern je davon erfahren würden. Dann konnte er einen richtigen Schneeball machen, seinen ersten. Daran lecken. Wenn er zu schmelzen anfing, konnte er ihn einfach in eine Ecke seines Zimmers legen, und am Morgen würde es keinen Beweis mehr geben. Nur Wasser. Falls jemand es bemerken sollte, konnte er ja Fallstaff die Schuld in die Schuhe schieben. Toby griff mit der rechten Hand nach der Klinke und mit der linken nach dem Riegel. Der Retriever sprang hoch, legte beide Pfoten an die Wand neben der Tür, und schlug die Zähne um Tobys linkes Handgelenk. Toby unterdrückte einen Schrei der Überraschung. Falstaff hielt das Gelenk fest umschlossen, biß aber nicht richtig zu, es tat nicht weh. Er hielt Toby einfach gepackt und rollte mit den Augen, als wolle er sagen: Nein, diese Tür darfst du nicht aufmachen, das ist nicht drin, vergiß es, auf keinen Fall!
    »Was soll das?« flüsterte Toby. »Laß mich los.«
    Falstaff ließ ihn nicht los.
    »Du sabberst mich voll«, sagte Toby, als dicker Speichel sein Handgelenk hinab- und unter den Ärmel seines Schlafanzugs tropfte. Der Retriever bewegte leicht die Zähne, tat seinem Herrn noch immer nicht weh, machte ihm aber klar, daß er ihm jederzeit Schmerzen zufügen konnte, wenn er wollte.
    »He, hat Mom dich bestochen?«
    Toby nahm die rechte Hand von der Klinke. Der Hund rollte mit den Augen und lockerte seinen Griff, ließ das linke Gelenk aber erst los, als Toby die Hand vom Riegel nahm und hinabbaumeln ließ. Falstaff stieß sich von der Wand ab und fiel wieder auf alle viere hinab. Toby starrte die Tür an und fragte sich, ob er schnell genug sei, sie zu öffnen, bevor der Hund hochspringen und wieder nach seinem Gelenk schnappen konnte. Der Retriever beobachtete ihn genau. Dann fragte Toby sich, warum Falstaff nicht wollte, daß er hinausging. Hunde spürten Gefahren. Vielleicht strich ein Bär draußen herum, einer der Bären, von denen Dad behauptet hatte, daß sie im Wald lebten. Ein Bär konnte einem den Kopf abbeißen, bevor man auch nur einen einzigen Schrei ausstoßen konnte. Und dann riß er einen auf und fraß einen, und am Morgen würde man von ihm nur noch einen blutigen Fetzen vom Schlafanzug und vielleicht einen Zeh finden, den der Bär übersehen hatte. Plötzlich bekam er es mit der Angst zu tun. Er überprüfte den Spalt zwischen Tür und Pfosten, um sich zu überzeugen, daß der Riegel tatsächlich vorlag, und sah den dunklen Schein des Messings. Gut. Sie waren in Sicherheit. Natürlich hatte Falstaff vor der Tür oben auch Angst gespürt. Er war zwar neugierig gewesen, hatte aber auch Angst empfunden. Er hatte nicht gewollt, daß diese Tür geöffnet wurde. Er hatte auch nicht hier herunterkommen wollen. Aber auf der Treppe hatte niemand auf sie gewartet. Ganz bestimmt kein Bär. Vielleicht war der Hund ein Hasenfuß.
    »Mein Dad ist ein Held«, flüsterte Toby.
    Falstaff richtete den Kopf auf.
    »Er ist Polizist und ein Held. Er hat vor nichts Angst, und ich hab' auch vor nichts Angst.«
    Der Hund musterte ihn, als wolle er >Ach ja? Und was jetzt?< sagen. Toby sah wieder zu der Tür vor ihm. Er könnte sie ja nur einen Spaltbreit öffnen und schnell mal raussehen. Wenn ein Bär auf der Veranda war, würde er sie sofort wieder zuschlagen.
    »Wenn ich rausgehen und einen Bären streicheln wollte, würd' ich es tun.«
    Falstaff

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