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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sich sofort den Impfstoff verabreichen lassen, heute abend noch. . .«
    »Ich bin kein Narr«, sagte Eduardo. »Wenn die geringste Möglichkeit bestünde, daß ich infiziert worden bin, hätte ich es Ihnen gesagt.«
    Potter sah ihn weiterhin an. Eduardo sah sich in dem OP um. »Sie haben die Praxis aber gewaltig modernisiert«, sagte er.
    »Kommen Sie mit«, sagte der Arzt und ging zur Tür. »Ich will Ihnen etwas geben.«
    Eduardo folgte ihm in den Korridor und durch eine andere Tür in sein Privatbüro. Der Tierarzt stöberte in den Schubladen eines weiß emaillierten Metallschranks und gab ihm zwei Broschüren - eine über Tollwut, eine über Beulenpest.
    »Lesen Sie die Symptome beider Krankheiten nach«, sagte Potter. »Wenn Sie Ähnliches bei sich bemerken - auch etwas entfernt Ähnliches - fahren Sie zu Ihrem Arzt.«
    »Ich mag Ärzte nicht besonders.«
    »Das spielt keine Rolle. Sie haben doch einen Arzt?«
    »Hab' nie einen gebraucht.«
    »Dann rufen Sie mich an, und ich werde Ihnen einen besorgen, so oder so. Haben Sie mich verstanden?«
    »Na schön.«
    »Sie rufen mich wirklich an?«
    »Sicher doch.«
    »Sie haben doch ein Telefon da draußen?« fragte Potter.
    »Natürlich. Wer hat heutzutage denn kein Telefon?«
    Die Frage schien zu bestätigen, daß er als Einsiedler und Exzentriker galt. Dieses Image hatte er vielleicht verdient. Denn nun, da er darüber nachdachte, wurde ihm klar, daß er in den letzten fünf oder sechs Monaten keinen Anruf mehr getätigt oder empfangen hatte. Er bezweifelte, daß es im letzten Jahr mehr als dreimal geklingelt hatte, und einer dieser Anrufe war noch eine falsche Verbindung gewesen. Potter ging zu seinem Schreibtisch, ergriff einen Kugelschreiber, zog einen Notizblock zu sich heran und schrieb die Nummer auf, die Eduardo ihrn nannte. Dann riß er ein weiteres Blatt von dem Block ab und gab es Eduardo; es war mit der Adresse der Praxis und den Telefonnummern des Arztes bedruckt.
    Eduardo faltete das Blatt zusammen und steckte es ein. »Was bin ich Ihnen schuldig?«
    »Nichts«, sagte Potter. »Es waren ja schließlich keine Haustiere von Ihnen. Warum sollten Sie also die Rechnung bezahlen? Tollwut fällt in den Bereich der Kommune.«
    Potter begleitete ihn zum Cherokee hinaus. Die Lärchen raschelten in der warmen Brise, Grillen zirpten, und ein Frosch krächzte wie ein toter Mensch, der etwas sagen wollte. Eduardo öffnete die Fahrertür und drehte sich noch einmal zu dem Arzt. »Wenn Sie diese Autopsie durchführen...«
    »Ja?«
    »Suchen Sie da nur nach Spuren bekannter »Nach Krankheitserscheinungen, Traumata.
    »Mehr nicht?«
    »Wonach sollte ich denn suchen?«
    Eduardo zögerte, zuckte die Achseln und sagte: »Nach allem...was Ihnen seltsam vorkommt.«
    Wieder dieser Blick. »Nun, Sir«, sagte Potter, »jetzt werde ich danach suchen.«
    »Krankheiten?«
    Auf dem gesamten Nachhauseweg durch dieses dunkle und verlassene Land fragte Eduardo sich, ob er das Richtige getan hatte. Soweit er es sah, gab es nur zwei Alternativen zu dem Weg, den er eingeschlagen hatte, und beide waren problematisch. Er hätte die Waschbären auf der Ranch begraben und abwarten können, was nun geschehen würde. Aber damit hätte er vielleicht wichtige Beweise für die Tatsache vernichtet, daß sich etwas, das nicht von dieser Erde stammte, in den Wäldern Montanas versteckte.
    Oder er hätte Potter von den leuchtenden Bäumen, dem Pochen, der Druckwelle und dem schwarzen Durchgang erzählen können. Er hätte ihm erklären können, daß die Waschbären ihn beobachtet hatten - und daß er das Gefühl hatte, daß sie dem unbekannten Beobachter im Wald als Ersatzaugen dienten. Doch da man ihn sowieso schon als den alten Einsiedler von der Quartermass-Ranch ansah, hätte der neue Tierarzt ihn nicht ernst genommen. Dann hätte noch Schlimmeres geschehen können. Nachdem der Tierarzt erst einmal seine Geschichte erzählt hatte, hätte sich vielleicht ein dienstbeflissener öffentlicher Beamter in den Kopf gesetzt, daß der arme, alte Ed Fernandez senil oder sogar völlig verrückt und eine Gefahr für sich und andere war. Mit jeder Menge Mitleid, leiderfüllten Blicken, leisen Stimmen und traurigem Kopfschütteln hätten sie sich dann eingeredet, daß sie dies nur zu seinem Besten taten, und ihn vielleicht gegen seinen Willen zu einer medizinischen und psychiatrischen Untersuchung eingewiesen. Er war nicht besonders scharf darauf, in ein Krankenhaus gekarrt und untersucht und getestet zu

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