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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nichts verbarg, kehrte er zum Ende der Diele im ersten Stock zurück und zog an dem hinabbaumelnden Strick, mit dem man die Falltür zum Dachgeschoß öffnen konnte. Dann zog er die Leiter hinab, die an der Rückseite der Falltür befestigt war. Das Licht auf dem Dachboden konnte er von der Diele aus einschalten, so daß er nicht in die Dunkelheit hinaufsteigen mußte. Er durchsuchte jede schattige Nische auf dem tiefen, verstaubten Speicher, auf dem Motten wie Eisklumpen in Netzen hingen und Spinnen so kalt und schwarz wie Winterschatten auf ihre Opfer warteten. Er kehrte in die Küche zurück und schob den Messingriegel der Kellertür zurück, der sich nur von der Küche aus bewegen ließ. Es war unmöglich, daß jemand hinabgestiegen war und den Riegel dann wieder vorgeschoben hatte. Andererseits waren auch Vorder- und Hintertür des Hauses verschlossen gewesen, als er in die Stadt gefahren war. Niemand hätte ohne einen Schlüssel ins Haus eindringen oder abschließen können, nachdem er es wieder verlassen hatte, und er hatte die einzigen Schlüssel, die es gab. Und doch waren die verdammten Türen verschlossen gewesen, als er nach Hause gekommen war; bei seiner Suche hatte er keine beschädigten oder unverschlossenen Fenster gefunden, und doch war eindeutig ein Eindringling im Haus gewesen und wieder gegangen. Er ging in den Keller hinab und durchsuchte die beiden großen, fensterlosen Räume. Sie waren kühl und verlassen und rochen leicht moderig. Im Augenblick war es im Haus sicher. Er war der einzige Bewohner. Er ging hinaus, schloß die Haustür hinter sich ab und fuhr den Cherokee in die Garage. Bevor er ausstieg, schloß er mit der Fernsteuerung das Tor. In den nächsten Stunden ging er den Schmutz im Haus so energisch und unermüdlich mit Schrubber und Raubsauger an, daß es fast schon einem Rausch gleichkam. Er benutzte Flüssigseife, Ammoniak und Lysolspray und säuberte de verschmutzten Flächen nicht nur, sondern desinfizierte sie sich, bis sie so steril waren, wie es außerhalb eines Operationsaals im Krankenhaus oder eines Labors nur möglich war. Ihm brach so stark der Schweiß aus, daß er sein Hemd durchnäßte und sein Haar an der Kopfhaut klebte. Die Muskulatur im Nacken, den Schultern und Armen begann aufgrund der gleichförmigen Bewegungen beim Putzen zu schmerzen. Die leichte Arthritis in seinen Händen flammte auf; seine Knöchel schwollen an und röteten sich, weil er die Schrubbtücher und Lappen mit ast manischer Wildheit packte, doch seine einzige Reaktion bestand darin, sie nur noch fester zu ergreifen, bis der Schmerz ihn benommen machte und ihm die Tränen in die Augen trieb. Eduardo wußte, daß er nicht nur versuchte, da Haus zu reinigen, sondern auch, sich selbst von gewissen schrecklichen Vorstellungen zu reinigen, die er nicht hinnehmen, nicht erkunden konnte, einfach nicht erkunden wollte. Er verwandelte sich in eine Säuberungsmaschine, einen unermüdlichen Roboter, der sich so eindringlich und ausschließlich auf die niedrige Aufgabe konzentrierte, die es zu bewältigen galt, daß er von allen ungewollten Gedanken freigehalten wurde. Er atmete tief die Ammoniakdämpfe ein, als könnten sie seine Gedenken desinfizieren, und wollte bis zur Erschöpfung arbeiten, damit er danach schlafen - und vielleicht sogar vergessen - konnte. Beim Putzen warf er alle benutzten Papiertücher, Lappen, Bürsten und Schwämme in einen großen Plastiksack. Als er fertig war, verknotete er den Sack und stellte ihn draußen in eine Mülltonne. Normalerweise hätte er die Schwämme und Bürsten abgespült, um sie später noch einmal zu verwenden, aber diesmal nicht. Anstatt den Papierbeutel aus dem Vakuumstaubsauger zu nehmen, stellte er gleich das ganze Gerät zum Abfall hinaus. Er wollte nicht über die Herkunft der mikroskopischen Partikel nachdenken, die nun in den Bürsten hingen und an der Innenseite des Saugschlauchs hingen. Die meisten davon waren sicherlich so winzig, daß er niemals sicher sein konnte, daß er sie tatsächlich entfernt hatte, wenn er den Staubsauger nicht auseinandernahm und jeden Zentimeter, jede noch so winzige Spalte, mit Bleiche abschrubbte, und vielleicht nicht einmal dann. Er nahm alle Lebensmittel und Getränke aus dem Kühlschrank, die er...der Eindringling berührt haben könnte. Alles, was in Klarsicht- oder Aluminiumfolie eingewickelt war, mußte weichen, auch wenn es unberührt schien: Schweizer Käse, Cheddarkäse, gekochter Schinken, eine halbe

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