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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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schien nicht ans Telefon gehen zu wollen. Vielleicht besaß er schon längst eine neue Nummer oder hatte selbst Angst, auf einen ungewünschten Gesprächspartner zu stoßen. Nervös fuhr Alex sich mit der Hand über die Lippen. Das Flurlicht erlosch plötzlich. Die restlichen Meter bis zur Haustür verschaffte er sich deshalb mit seinem Handydisplay Licht. Dann griff er nach der Türklinke, zog den quietschenden Ausgang auf und trat nach draußen. Während er auf seinem Handy die Tastensperre aktivierte, schritt er die drei sich vor dem Haus befindenden Treppen herunter und bemerkte nur beiläufig, dass es zu schneien aufgehört hatte und es innerhalb der kurzen Zeit recht dunkel geworden war. Er überquerte den eingeschneiten Weg, der zum Hauseingang führte, ließ sein Handy zurück in die Hosentasche gleiten und zog gleichzeitig den Autoschlüssel hervor, um seinen Wagen per Funk zu öffnen. Zielstrebig ging er geradeaus und drückte auf den kleinen Knopf der Fernbedienung. Er sah seinen BMW kurz aufblinken und beschleunigte seine Schritte zunehmend. Als er bei seinem Auto ankam, drehte er sich ein weiteres Mal nachdenklich um und fragte sich noch immer, warum Diegos Nachbarin ihn derart argwöhnisch beobachtet hatte. Da er darauf allerdings keine Antwort fand, wandte er sich wieder um und öffnete die Fahrertür. Was er jetzt vorhatte, war, irgendeine gute Bar aufzusuchen und sich zu betrinken, denn aktuell gab es nun nur umso mehr Gründe, die ihn dazu antrieben. Er wollte gerade einsteigen, als er plötzlich Laufschritte hinter sich vernahm und daraufhin ein lautes, energisches „Stop! Polizei“ hinter ihm ertönte. Alex erstarrte. Er wagte es kaum, sich zu bewegen. Er fühlte sich wie in einem Albtraum, ahnte nichts Gutes und glaubte, in diesem Moment endgültig erwischt worden zu sein. Dennoch musste er gelassen bleiben, sich vorerst nichts anmerken lassen und sich der für ihn bedrohlichen Situation stellen. Vorsichtig drehte er sich um, hielt dabei die Wagentür in seiner Hand und entdeckte kurz darauf zwei uniformierte Beamte in seine Richtung eilen. Alex schluckte, legte seinen Kopf leicht in den Nacken und versuchte einen fragenden Gesichtsausdruck aufzusetzen.
    „Puh!“, machte einer der Polizisten und blieb dicht vor Alex stehen, „da haben wir Sie ja gerade noch rechtzeitig erwischt.“
    Er klang freundlicher als Alex erwartet hatte. Dies machte ihm Hoffnung, vielleicht doch nicht für jemand Verdächtiges gehalten zu werden. Doch ob dem wirklich so war, musste er erst einmal abwarten und dabei einen kühlen Kopf bewahren.
    „Entschuldigung?“, sagte Alex und betonte es so, dass er verwirrt und unwissend wirkte.
    „Sie sind doch gerade aus diesem Gebäude da gekommen, richtig?“, fragte nun die weibliche Beamtin und klang dabei streng und direkt. Vermutlich hatte sie sich eine derart maskuline Artikulationsweise angewöhnt, um sich besser zu emanzipieren und von den Leuten auf der Straße genau so ernst wie ein männlicher Bulle genommen zu werden. Sie war schlank, relativ jung und hatte ihre blonden langen Haare zu einem langen Zopf nach hinten gebunden. Sie war so perfekt gestylt und geschminkt, dass sie in Alex’ Augen fast aus einem Werbekatalog für sexy Uniformen stammen konnte. Der Kerl neben ihr schien bereits länger im Geschäft zu sein. Er war stämmig, hatte graues, kurzes Haar und eine hohe Stirn. Sein Gesicht war aufgedunsen und wirkte durch die Falten und den ebenfalls grauen Schnurrbart recht alt.
    Alex blickte abwechselnd zwischen den beiden hin und her, richtete sich dann wieder zu seiner vollen Größe auf und legte mit seiner Mimik eine glaubwürdige Skepsis an den Tag.
    „Ja“, antwortete er sicher. „Das ist richtig. Wieso wollen Sie das wissen?“
    Die Polizisten tauschten einen flüchtigen Blick, dann trat die Blondine einen weiteren Schritt auf Alex zu und erklärte mit einem gewissen Unterton: „Eine Hausbewohnerin hat uns gerufen, weil sie Lärm aus der Wohnung über ihr vernommen hat. Einer Wohnung, die zurzeit eigentlich unbewohnt ist.“
    Alex musste scharf nachdenken und gleichzeitig möglichst schnell reagieren. Er wandte sich kurz ab, schlug die Wagentür zu und versuchte etwas Zeit zu schinden, indem er seinen Schlüsselbund erst einmal zurück in die Jackentasche stopfte.
    „Ich wollte einen Bekannten besuchen“, sagte er ruhig und blickte der Polizistin fest in die Augen. Er konnte gut bluffen, wenigstens eine positive Nachwirkung, die das Pokern mit

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