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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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der Schläfe und seine blonde Kollegin musterte Alex unnachgiebig.
    „Würden Sie es bitte noch einmal versuchen?“, fragte sie dann und klang dabei etwas hinterlistig. Alex bekam das Gefühl, dass die Beamtin ihn testen wollte, als ob sie ihn trotz fehlender Indizien in Verbindung mit der ganzen Sache brachte. Doch vermutlich täuschte Alex sich, da er das ganze Gespräch nicht objektiv betrachten konnte.
    „Ich soll ihn nochmal anrufen?“, hakte er irritiert nach, versuchte aber gleich darauf wieder seriös zu wirken. „Okay, wenn Sie das unbedingt wollen.“
    Er zog sein Handy wieder aus der Hosentasche, nahm es nach vorn und drückte auf die Wahlwiederholungstaste. Dann hielt er das Handy samt Display vor die Augen der Polizisten, um ihnen zu zeigen, dass dort Diegos Name stand. Gleich darauf nahm er es zurück, drückte die Lautsprechertaste und hielt das Telefon offen in ihre Mitte. Er verstellte sich gut, tat gelassen und nicht weniger gespannt als die Polizisten. Innerlich hingegen war er nervös und hoffte inständig, dass kein böser Zufall dafür sorgte, dass Diego ausgerechnet in diesem Moment an sein Handy gehen würde. Glücklicherweise schien dies allerdings nicht der Fall zu sein, denn auf jedes ertönende Freizeichen folgte das nächste. Nach etwa einer halben Minute legte er wieder auf und stopfte das Handy zurück in seine Hosentasche.
    „Sehen Sie!“, sagte er besserwisserisch. „Er geht nicht ran. Genau, wie ich es gesagt habe. Das hätten wir uns wirklich sparen können.“
    Er nutzte seine Rolle als Sohn eines reichen Stararchitekten und konnte sich dadurch erlauben, seine Ungeduld offen zu zeigen. Die Polizistin wandte endlich den Blick von ihm ab, presste ihre vollen Lippen zusammen und wirkte dabei nahezu enttäuscht. Vermutlich hatte sie mehr erwartet und Alex auf frischer Tat ertappen wollen.
    „Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie so lange aufhalten mussten!“, sagte der ältere Beamte und behandelte Alex dabei mehr wie einen Prominenten und nicht bloß wie den genetischen Nachfolger seines Vaters. Er ging jedoch nicht weiter auf die Worte des Polizisten ein, sondern fragte genervt: „Darf ich jetzt endlich weiter?“
    „Ja, natürlich“, sagte der Polizist und trat einen Schritt nach hinten.
    Die Blondine hatte sich derweil längst abgewandt und war schon vorgegangen. Alex blickte ihr nach und genoss innerlich das Scheitern ihres vermutlich ersten spannenden Einsatzes. Dann drehte er sich um, schloss seinen Wagen wieder auf und öffnete die Fahrertür. Er stieg ein und rutschte in eine bequeme Position. Gerade als er seine Hand ausstreckte, um die Tür von innen zuzuziehen, beugte der Polizist sich noch einmal zu ihm herunter und sah ihn mit einem fast väterlichen Blick an.
    „Sie sollten sich von Typen wie diesem fernhalten. Das ist wirklich kein guter Umgang“, meinte er und sprach dabei leise und gedämpft.
    Alex nickte lächelnd und erwiderte: „Lassen Sie meinen Umgang mal meine Sorge sein!“
    Der Polizist blickte ihn an und zog seine Augenbrauen kritisch zusammen. Dann richtete er sich wieder zu seiner vollen Größe auf.
    „Melden Sie sich bitte, wenn Sie etwas von Herrn Maldini hören!“, bat er Alex noch, bevor er sich vollständig abwandte und seiner Kollegin schließlich zurück zum Polizeiwagen folgte.
    Alex verweilte einen Augenblick, zog dann die Fahrertür zu und beobachtete im Seitenspiegel, wie der Polizist sich immer weiter von ihm entfernte.
    „Klar doch, Officer!“, sagte er dann in einer Art und Weise, wie er es nur von irgendwelchen Soldaten aus schlechten Kriegsfilmen kannte.
    Als er den Polizist nach einer Weile nicht mehr sehen konnte, ließ er sich tief durchatmend gegen die Rückenlehne fallen und genoss das Gefühl der Erleichterung, das durch sein Inneres zog und sich dabei wie ein warmes Tuch über seine angespannten Muskeln legte. Er steckte den Schlüssel in die Zündung und schaltete den Motor an. Kurz darauf sah er das blauweiße Dienstfahrzeug an sich vorbeifahren. Freundlich lächelte er dem sich mit einer winkenden Geste verabschiedenden Polizisten nach und umfasste gleichzeitig das Lenkrad, als ob er jeden Moment losfahren wollte. Doch sobald der Polizeiwagen vor ihm links abgebogen und nicht mehr zu sehen war, nahm er die Hände wieder herunter, schaltete den Motor ab und lehnte sich erneut zurück in den Fahrersitz. Er wollte nämlich gar nicht wegfahren, wusste ja nicht einmal, wo er hinsollte, da er Diegos Wohnung

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