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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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stöhnte auf und befeuchtete seine Lippen mit der Zunge.
    „Was gibt es denn so Dringendes?“, fragte er dann, während er versuchte, wacher zu werden.
    „Gestern Abend habe ich versucht, dich auf deinem Handy zu erreichen. Aber du bist nie rangegangen“, erklärte seine Mutter. „Deshalb rufe ich nun auf dieser Nummer an und hatte eigentlich erwartet, dadurch mit Johannes zu sprechen.“
    Ben kratzte sich am Hinterkopf, während die Erinnerungen an den gestrigen Tag allmählich in seinen Kopf zurückkehrten.
    „Ja, jetzt hast du zufällig mich dran“, erwiderte er ruhig. „Ich hab’ mein Handy verlegt und wollte es gestern noch mit Jos Telefon ausfindig machen, hab’ das dann aber irgendwie vergessen.“
    Er sprach die Wahrheit, denn er hatte sich das Telefon eigentlich wirklich besorgt, um sein Handy zu suchen, es aber letzten Endes unbewusst mit in sein Zimmer genommen. Kurze Zeit später musste er vor Müdigkeit eingeschlafen sein.
    „Schön“, sagte seine Mutter knapp. „Und, wie geht’s dir? Du meldest dich ja nie.“
    „Mom, ich bin doch keine zwölf mehr“, tat Ben genervt ab.
    Er hatte überhaupt keine Lust, mit seiner Mutter zu telefonieren.
    „Trotzdem kannst du dich mal bei uns melden. Das kostet doch nichts“, erwiderte seine Mutter.
    „Ich hab’ aber kaum Zeit und überhaupt hab’ ich anderes im Kopf.“
    „Was ist denn los?“, hakte sie daraufhin nach. „Ist was mit Nick? Wie lief es denn, als er dich an deinem Geburtstag besucht hat?“
    Ben stöhnte auf und richtete sich letztendlich zu einer sitzenden Position in seinem Bett auf. Er rieb sich ein weiteres Mal die Augen und atmete tief durch. Dann dachte er an Nick. Es war merkwürdig, doch genau diesen hatte er in letzter Zeit völlig verdrängt, eigentlich gar nicht mehr im Kopf gehabt. Erst die aktuelle Frage seiner Mutter erinnerte ihn zurück an das letzte Treffen mit ihm, das letztendlich katastrophal geendet hatte.
    „Nein, es ist nichts mit Nick“, war seine knappe Antwort und mehr wollte er zu diesem Thema auch nicht sagen.
    „Und was macht das Praktikum? Läuft es gut? Kommst du gut mit Johannes und seinem Sohn zurecht?“, fragte seine Mutter interessiert.
    Es war eine simple Frage, auf die Ben noch vor wenigen Tagen euphorisch und optimistisch hätte antworten können, doch die Situation hatte sich rapide geändert. An Alex mochte er gar nicht denken und vor allem seiner Mutter nichts von diesem erzählen. Auch sein Verhältnis zu Jo hatte sich am Vortag deutlich negativ verändert. Ben erinnerte sich nur sehr gequält daran.
    Nachdenklich begann er abzuwägen, ob er seine Mutter in seine Umsiedelung einweihen sollte oder nicht, entschied sich letztendlich aber vorerst dagegen. Er wollte seinen Eltern keine unnötigen Sorgen bereiten und wusste, dass diese ehrliche Antwort nur weitere Fragen ihrerseits entstehen lassen würde. Also hielt er es für besser, die gegenwärtigen Umstände für sich zu behalten.
    „Ist alles super“, erwiderte er knapp.
    Einen kurzen Moment trat Stille an.
    „Ist wirklich alles in Ordnung?“, hakte sie nach und glich dabei einer typischen Jungsmutter, wie sie im Buche stand.
    „Puh ...“, machte Ben, drehte sich dabei nach hinten und zog einen der Vorhänge zur Seite. Er spähte nach draußen. Es war noch dunkel, hatte allerdings zu schneien aufgehört.
    „Jo gibt mir super Aufgaben und betont immer wieder, dass meine Arbeit wirklich gut ist. Mit seinem Sohn ist auch alles okay. Er ist nur etwas schwierig. Und bevor du fragst ... ich bin nur so müde, weil ich gestern Abend nicht besonders gut schlafen konnte.“
    „Na ja, ich bin jedenfalls froh, dass er dir gut geht“, sagte sie und klang erleichtert.
    „Danke“, erwiderte Ben. „Ich werd’ mich die Tage nochmal melden. Versprochen.“
    „Das wäre nett.“
    „Bis dann!“, versuchte er das Gespräch dann möglichst schnell zu beenden.
    „Ja, und grüß Johannes von uns! Ja?“, bat ihn seine Mutter noch schnell.
    „Klar“, gab Ben flüchtig zurück. „Also, bis dann!“
    „Pass auf dich auf, mein Schatz!“, verabschiedete sie sich schließlich. „Bis dann!“
    Ben lächelte gezwungen, als ob er seiner Mutter aktuell gegenüber stehen würde, legte dann auf und warf den Telefonhörer genervt auf den hinteren Teil seines Bettes. Kaum hatte er dies getan, ließ er sich zurück auf die Matratze fallen und fuhr sich mit seiner linken Hand über die Augenpartie. Er versuchte weiterhin gegen seine Müdigkeit

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