Wintermond (German Edition)
war heftig gekommen und war sich bewusst, dass dieser Sex mit Sicherheit nicht der letzte gewesen sein würde. Beim Sex mit Ben erwachte irgendwie etwas Animalisches in ihm. Er liebte es, der dominantere Part der beiden zu sein. Für ihn gab es kaum etwas Besseres als Ben, wie er ihm hilflos ausgelieferter war. Bei all den One-Night-Stands, die er bislang in seinem Leben gehabt hatte, war ihm noch nie etwas Derartiges widerfahren. Auch Ben schien diese Rollenverteilung nicht weniger anzumachen. Alex hatte förmlich spüren können, wie Ben unter seinem festen Griff immer geiler geworden war. Ja, der Sex hatte etwas. Etwas, das von ihrem alltäglichen Verhältnis zueinander abwich.
Alex biss sich auf die Unterlippe. Am liebsten hätte er Ben aufgeweckt, doch würde das die spezielle Stimmung vermutlich ruinieren. Außerdem gewann er durch Bens Schlaf noch etwas mehr Zeit, um sich die richtigen Worte für die noch ausstehende Konversation zurechtzulegen.
Also wandte er seinen Blick wieder von dem Dunkelhaarigen ab und begann nachzudenken. In erster Linie hatte er vor, sich bei Ben zu entschuldigen. Zum einen für das, was er ihm letzte Nacht anzuhängen versucht hatte, und zum anderen für sein Verhalten der letzten Tage. Des Weiteren musste er sich dringend bei Ben bedanken, da dieser letztendlich für die Lösung seiner Geldschulden gesorgt hatte. In dieser Hinsicht konnte Alex sein Glück noch immer kaum fassen. Er fand es erstaunlich, wie sehr Ben sich in den letzten Wochen für ihn eingesetzt hatte und das, obwohl Alex ihm eigentlich permanent genügend Gründe dafür geliefert hatte, sich aus seinem Leben herauszuhalten. Doch Ben hatte trotz alledem immer weiter um ihn gekämpft. Dafür war Alex ihm dankbar und fühlte sich ein wenig in dessen Schuld stehend. Allerdings war er sich sicher, dass Ben seine ungeheure Dankbarkeit bereits spüren konnte. Allein aus dem Grund, dass Alex sich nach all dem Hin und Her tatsächlich für ihn entschieden hatte und damit bewies, dass er sich und seine Mitmenschen nicht mehr länger belügen wollte. Diese Erkenntnis fühlte sich gut an. Insgesamt fühlte er sich gut. Gut und ausgeglichen. Aktuell gab es nahezu nichts, um das er sich Sorgen machen brauchte. Sein Leben schien sich binnen kürzester Zeit in eine vollkommen neue Richtung bewegt zu haben. Er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war, sich wieder von der schiefen Bahn zu entfernen, auf die er geraten war. Deshalb freute er sich schon regelrecht darauf, die 40.000 Euro am nächsten Tag bei dem Spanier abzuliefern, um sich daraufhin vollständig auf seinen Neuanfang konzentrieren zu können. Diesen Gedankenzug beendete er mit einem weiteren Blick in Richtung des Dunkelhaarigen. Dabei schlich sich instinktiv ein kaum merkliches Lächeln auf seine Lippen. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass Ben fortan die wichtigste Rolle in seinem Leben spielte und er seinen Neuanfang niemals ohne dessen Hilfe geschafft hätte. Noch vor wenigen Stunden hätte er sich niemals ein solches Happyend vorstellen können. Deshalb war er umso dankbarer dafür, dass sich sein Schicksal letztendlich zum Guten gewendet hatte. Er hoffte inständig, dass dies auch noch lange so bleiben würde.
* * *
Mittlerweile waren fast zwei Stunden vergangen. Alex schlug seine Augen auf und erkannte sofort, dass auch er ungewollt eingeschlafen war. Vermutlich aus dem Grund, dass er nach einem schier endlosen Nachdenken keine weitere Beschäftigungsmöglichkeit mehr gehabt hatte.
Er hob seine rechte Hand und fuhr sich mit Zeigefinger und Daumen über die Augenpartie. Dann kniff er seine Augen noch einmal fest zusammen und zwang sich schließlich dazu, wach zu bleiben. Er rückte wieder in eine bequemere Position und warf dabei einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. Es war schon nach sechzehn Uhr. Er konnte kaum glauben, wie viel Zeit er und Ben verschlafen hatten. Trotzdem kroch noch immer eine Form von Restmüdigkeit durch seine Glieder. Sein Nacken schmerzte etwas und sein linker Arm war eingeschlafen. Alex stöhnte leise auf und wollte sich gerade damit beschäftigen, seinen Arm wieder zum Leben zu erwecken, als Ben sich plötzlich neben ihm regte. Sofort verfiel er in eine Art Schockstarre und wagte es nicht mehr, sich zu bewegen. Er schielte auf Ben herunter und wartete gespannt auf dessen Erwachen. Wieder einmal begann sich etwas Nervosität in ihm auszubreiten. Sein Herz schlug schneller als sonst und seine Atmung wurde flacher. Dennoch
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