Wintermond (German Edition)
versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Ben wälzte sich von links nach rechts, schob mit seinen Füßen die Decke von sich herunter und streckte schließlich seine Arme zu beiden Seiten aus. Dabei berührte seine Hand Alex, der daraufhin einen Moment lang die Luft anhielt. Ben hatte seine Augen noch immer geschlossen, als seine Augenbrauen sich bereits kritisch zusammenzogen. Er tastete über Alex’ Arm und nahm seine Hand erst nach weiteren Sekunden wieder zurück. Dann öffnete er seine Augen und blickte vorerst an sich herab. Ihm schien offenbar nur sehr langsam bewusst zu werden, was vor dem Einschlafen geschehen war. Dann stützte er sich mit seinen Händen auf der Matratze ab und richtete sich etwas auf, um seinen Kopf auf diese Weise besser zur Seite neigen zu können. Zunächst blickte er auf Alex’ Beine und begann sich von dort aus weiter aufwärts zu arbeiten. So lange, bis er dem Blonden endlich in die Augen sah.
Alex hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet, sich jedoch nicht getraut, etwas zu sagen. Wieder einmal machte sich seine Unerfahrenheit bemerkbar.
Ben starrte ihn verdutzt an und hatte seine Augen dabei skeptisch zusammengezogen. Eine ganze Weile sagte er gar nichts, bis er seinen Blick schließlich wieder lockerte.
„Wie spät ist es?“, fragte er dann gelassen.
Alex hatte mit allem, aber zuletzt mit einer solch simplen Frage gerechnet. Dennoch konnte er eine Form von Erleichterung in sich aufkommen spüren.
„Gleich halb fünf“, erwiderte er trocken.
Ben nickte geistesabwesend.
„Dass du einpennst, ist ja eine Sache“, versuchte Alex ein Gespräch zu beginnen „aber dass es sich dabei gleich um Stunden handeln muss, ’ne ganz andere.“
Ben richtete sich indessen weiter auf. So lange, bis er schließlich aufrecht neben Alex im Bett saß und sich ebenfalls an der Rückseite des Bettes anlehnen konnte. Dann wandte er seinen Blick ab und begann vor sich hin ins Leere zu starren.
„Wow ...“, murmelte er leise.
„Wow?“, wiederholte Alex ihn ungläubig. „Versuch du dich mal zwei Stunden lang in ’nem fremden Hotelzimmer zu beschäftigen!“
Dass er nach kurzer Zeit ebenfalls eingeschlafen war, erwähnte er ganz bewusst nicht.
„Nein ...“, erwiderte Ben ruhig und schüttelte zusätzlich seinen Kopf. „Nein, das meinte ich doch gar nicht.“
Nun war Alex es, der sein Gesicht irritiert verzog und Ben nicht mehr ganz folgen konnte. Erwartungsvoll wartete er darauf, dass Ben fortfuhr. Damit ließ der Dunkelhaarige sich jedoch noch etwas Zeit. Vorerst beugte er sich vor und zog die Decke zurück über seine Beine. Erst dann wandte er sich erneut zu Alex und blickte ihm dabei fest in die Augen.
„Ich meinte ... wow ... im Sinne von ...“, er pausierte kurz, „... ich bin beeindruckt, dass du noch da bist.“
Alex starrte ihn irritiert an und fuhr sich bei leicht geöffnetem Mund mit der Zunge über die Backenzähne. Dabei war ihm seine Unschlüssigkeit, wie er auf Bens Aussage reagieren sollte, förmlich ins Gesicht geschrieben.
„ Okay “, sagte er dann und zog die zweite Silbe übertrieben lang, um seiner Skepsis damit besseren Ausdruck zu verleihen.
„ Okay? “, fragte Ben und lachte leise auf. „Was Besseres fällt dir nicht ein?“
Alex fühlte sich ertappt und begann sich dafür zu schämen, nicht zu wissen, wie er mit der Situation umgehen sollte. Er musste sich dringend etwas einfallen lassen, um von seiner Unsicherheit abzulenken. Also entschied er sich dafür, sich einfach an seinen eigentlichen Charakter zu halten und die besonderen Umstände dabei außen vor zu lassen.
„Was hättest du denn hören wollen?“, fragte er selbstbewusst zurück.
Ben zuckte daraufhin mit der Schulter.
„Vielleicht etwas Persönlicheres?“, entgegnete der Dunkelhaarige.
„ Etwas Persönlicheres? “, hakte Alex kritisch nach.
Daraufhin begann Ben ein weiteres Mal zu lachen und fuhr sich, als er sich wieder etwas beruhigt hatte, mit der flachen Hand durch sein Gesicht.
„Sorry ...“, meinte er schmunzelnd. „Aber soll unser ganzes Gespräch jetzt so ablaufen, dass wir uns die ganze Zeit gegenseitig wiederholen?“
Alex musste ihm Recht geben und fand diese Tatsache eigentlich nicht weniger amüsant. Doch das ließ er sich nicht anmerken. Er war kein Mensch, der laut und offen lachte oder viel grinste. Dafür war er viel zu verschlossen. Immer, wenn er kurz davor war, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, blockierte ihn etwas von innen heraus. Er
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