Wintermond (German Edition)
wusste selbst nicht, was die genaue Ursache dafür war. Früher war das anders gewesen. Mit seinem besten Freund hatte er immer recht viel herumgealbert. Doch mit der Zeit und all dem, was er in den letzten Jahren durchgemacht hatte, hatte er das ehrliche Lachen verlernt und war zu jemandem geworden, der in derartigen Situationen besser schwieg.
Ben schien derweil zu merken, dass sein Humor den Blonden kalt ließ. Er räusperte sich kurz und bemühte sich offensichtlich, sich wieder zusammenzureißen.
„Also, wie kommt’s?“, fragte er dann und klang wieder ernster.
„Wie kommt was ?“, fragte Alex verwirrt zurück.
Bens Mundwinkel zuckten daraufhin verdächtig. Er schien kurz davor zu sein, wieder laut auflachen zu müssen, riss sich jedoch gekonnt zusammen.
„Na, dass du noch hier bist“, erklärte er dann. „Das ist doch sonst nicht deine Art.“
„Es ist auch sonst nicht meine Art, irgendwelchen Praktikanten meines Vaters ins Hotel zu folgen und sie dort flachzulegen“, konterte Alex.
Ben wirkte daraufhin einen kurzen Moment etwas entsetzt über Alex’ trockene Aussage. Er blickte den Blonden skeptisch an und fuhr sich dabei nachdenklich mit der Zunge über die Lippen.
„Und was genau ist der Grund für deinen plötzlichen Wesensbruch?“, fragte er vorsichtig.
Das war zwar nicht die Situation, die Alex erwartet hatte, aber die Frage, mit der er gerechnet hatte. Doch jetzt, wo diese nun tatsächlich zwischen ihm und Ben in der Luft hing, wusste er rein gar nichts darauf zu erwidern. Er wollte antworten und wusste auch, was er sagen wollte, doch schafften seine zurechtgelegten Worte es einfach nicht über seine Lippen. Unsicher blickte er Ben an und spürte dabei, dass die Nervosität, die er für wenige Minuten völlig vergessen hatte, wieder in ihn zurückkehrte.
„Was denkst du denn?“, fragte er schließlich leise zurück, konnte jedoch nicht vermeiden, dass er etwas gequält klang.
Daraufhin wurde Ben plötzlich ernster. Mit einem Mal sah er nicht mehr so aus, als ob er jeden Moment loslachen würde, sondern wirkte ruhig und rücksichtsvoll.
„Vorhin war ich mir noch nicht ganz sicher“, antwortete er dann in einer einfühlsamen Art und Weise. „Aber die Tatsache, dass du, als ich geschlafen hab’, nicht einfach abgehauen bist ... und auch jetzt noch hier bist ...“, er stockte kurz, „... ich glaub’, du weißt jetzt, was du willst.“
Alex hörte ihm aufmerksam zu und nickte kaum merklich. Die ganze Zeit über blickten sie sich dabei tief in die Augen und schienen sich auf diese Weise emotional sehr nahe zu sein.
„Bist du dir auch wirklich sicher?“, fragte Ben.
Alex nickte erneut. Die braunen Augen fesselten ihn förmlich. Wieder konnte er spüren, wie ein verliebtes Kribbeln durch seinen Bauch zog.
„Ja“, erwiderte er benommen. „Ja, ich will mit dir zusammen sein.“
Ben blickte ihn noch immer skeptisch an.
„Hast du dir das auch gut überlegt?“, hakte er nach. „Ich mein’, du weißt, was das bedeutet, oder? Kannst du dir das wirklich vorstellen?“
Alex hielt einen Moment lang inne und sah Ben sicher an. Er konnte gar nicht ausdrücken, wie gut er sich das überlegt hatte, doch wollte er deshalb nicht gleich übermäßig euphorisch wirken.
„Ehrlich gesagt ...“, erwiderte er ruhig, „... kann ich mir nichts Besseres vorstellen.“
Ben blickte ihn noch eine Weile forschend an. Erst dann lächelte er.
„Darf ich dich küssen?“, fragte er dann völlig unerwartet und in einer Art und Weise, die Alex eine heftige Gänsehaut bescherte.
Sein Herzschlag begann sich schon wieder zu beschleunigen, weshalb er ganz allmählich nachvollziehen konnte, warum Verliebte in Filmen immer derart durcheinander dargestellt wurden.
Als Antwort nickte er lediglich und blickte Ben dabei benommen auf die Lippen. Nur beiläufig bekam er mit, wie der Dunkelhaarige sich ihm näherte. Er schloss seine Augen und wartete so lange, bis er Bens weiche Lippen auf den seinen spürte. Der Dunkelhaarige verteilte viele kleine Küsse auf seiner Unterlippe und zwang ihn damit förmlich, auf den zärtlichen Kuss einzugehen. In Alex’ Magen begann es wieder altbekannt zu kribbeln. Er neigte seinen Kopf so weit wie möglich zur Seite, um Ben in dieser nebeneinander sitzenden Position noch besser küssen zu können. Nebenbei hob er seine rechte Hand, verdrehte seinen Arm dabei etwas, und legte sie an Bens Hinterkopf, um ihn damit näher an sich heranzudrücken. Er konnte nicht
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