Wintermond (German Edition)
Alex folgte ihm.
„Wir nehmen meinen Wagen!“, sagte er, sobald sie draußen angekommen waren. Es hatte wieder zu schneien begonnen.
„Okay“, erwiderte Ben.
Alex begann durch den Schnee zu stapfen und deutete Ben damit die Richtung an. Währenddessen holte er seinen Autoschlüssel aus der Jackentasche und öffnete seinen Wagen wenige Meter vom Hotel entfernt mit der dafür vorgesehenen Fernbedienung. Dann kamen sie schon an dem besagten BMW an und stiegen ein. Alex steckte den Schlüssel in die Zündung, während Ben sich anschnallte.
„Muss das wirklich sein?“, fragte Alex gequält und nahm seine Hände dabei wieder vom Lenkrad.
„Halt die Klappe und fahr los!“, gab Ben bestimmt zurück.
Alex stöhnte auf, legte seine linke Hand zurück an das Lenkrad und startete den Motor mit seiner rechten. Er schaltete die Scheibenwischer ein und ließ sie den wenigen Neuschnee von der Windschutzscheibe entfernen. Dann blickte er in den Rückspiegel, wartete darauf, dass die Straße frei wurde und fuhr schließlich aus der Parklücke. Er schaltete die Scheinwerfer noch schnell ein und folgte der Straße Richtung Norden, um dann wenige Sekunden später links abzubiegen. Während er sich auf den Straßenverkehr konzentrierte und aufgrund der Wetterverhältnisse nur recht langsam fuhr, streckte er seine Hand nach dem Handschuhfach aus und kramte seine Schachtel Marlboro hervor. Er nahm sich eine Zigarette und klemmte sie zwischen seine Lippen. Doch als er merkte, was er da tat und dass diese Geste mehr unbewusst geschehen war, nahm er die Zigarette wieder aus dem Mund und drückte sie zurück in die Schachtel. Ben musterte ihn daraufhin irritiert.
„Ich will eigentlich mit dem Scheiß aufhören“, erklärte Alex. „Ist aber gar nicht so einfach, wenn man schon so lange raucht.“
„Na ja“, erwiderte Ben, „scheint auch nicht gerade der beste Weg zu sein, dann überall Zigaretten herumliegen zu haben.“
Alex nickte wortlos und ließ die Schachtel zurück im Handschuhfach verschwinden. Er wusste, dass Ben Recht hatte.
Nebenbei schaltete er den Wagen einen Gang herunter und bog ein weiteres Mal links ab. Dann spürte er plötzlich Bens Hand auf der seinen und blickte irritiert zur Seite.
„Darf ich mal sehen?“, fragte Ben vorsichtig.
Alex verstand nicht ganz und war wieder einmal irritiert durch die Gefühle, die Bens Körperkontakt in ihm auslösten. Er schaltete noch schnell in den dritten Gang zurück und lockerte dann seine Finger, so dass Ben seine Hand besser nehmen konnte. Dieser drehte sie daraufhin so, dass er einen Blick auf ihre Innenfläche werfen konnte und begann anschließend damit, die verkrusteten Schnittwunden mit seinem Finger nachzuziehen.
„Ist schon ganz gut verheilt“, sagte er ruhig. „Aber da bleiben sicher ein paar Narben.“
„Ich weiß“, erwiderte Alex knapp, während er unauffällig genoss, wie Ben ihn berührte.
„Du machst aber auch immer ’n Scheiß!“, fügte Ben verärgert hinzu.
„Ich weiß“, wiederholte Alex sich kurz gefasst.
Dann nahm er seine Hand wieder zurück, um den Schalthebel an einer Ampelkreuzung in den Leerlauf zu schieben.
„Wie willst du Jo eigentlich beibringen, dass wir zusammen sind?“, fragte Ben.
„Erstens geht ihn das nichts an und zweitens weiß er es bereits ... naja, zumindest ahnt er es.“
„Und wie geht’s dir damit?“, hakte Ben nach.
„Ich scheiß’ auf meinen Vater“, erwiderte Alex bissig und bog daraufhin ein letztes Mal links ab.
Jetzt befanden sich am Holstenwall und mussten nur noch Ausschau nach einem freien Parkplatz halten. Auf der linken Seite konnten sie die Freiluft-Eisbahn bereits sehen. Sie schien gut besucht zu sein, was Alex natürlich noch unsicherer machte. Er hatte nämlich keine Lust, sich vor einem Haufen fremder Menschen zu blamieren und schlimmstenfalls alle paar Minuten zu stürzen.
„Da!“, rief Ben dann plötzlich neben ihm, beugte sich nach vorn und deutete in Richtung einer freien Parklücke auf der anderen Straßenseite.
„Na, heute ist ja echt mein Glückstag ...“, murmelte Alex ironisch.
Er hatte schon fast gehofft, keinen freien Parkplatz zu finden und ihren sonderbaren Ausflug deshalb vertagen zu können.
Er fuhr noch ein kleines Stück geradeaus, wendete und fädelte seinen BMW schließlich erfolgreich in die gesichtete Parklücke.
„Wir müssen das nicht machen, wenn du nicht willst“, meinte Ben dann und klang einfühlsam.
„Ach, was!“, tat Alex ab.
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