Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
so wunderbares Geräusch, dass Meta kurz die Augen schloss. Im nächsten Moment verlor sie fast das Gleichgewicht, als David mit Gewalt von ihr fortgerissen wurde und sie sich taumelnd in der abseitsliegenden Gasse wiederfand.
     

Kapitel 26
Nackt
    Anscheinend hatte der Angreifer nur darauf gewartet, dass seine Aufmerksamkeit nachließ. In dem Augenblick, als sein Lachen durch die Gasse hallte, wusste David, dass er einen Fehler gemacht hatte: Er spürte die Präsenz eines anderen starken Wolfes, doch im selben Augenblick wurde ihm der Arm, der eben noch Metas Taille umfasst hatte, auf den Rücken gedreht. Er stolperte einige Schritte vorwärts, so dass er fast auf die Knie gestürzt wäre. Ehe er sich fangen konnte, hatte der Angreifer ihn umrundet, packte ihn am Revers und riss ihn mit solcher Gewalt in die Höhe, dass er aufkeuchte. Er hob den Blick und sah in die blauen Augen von Maggies Sohn Tillmann. Dieser nickte einmal kurz zur Begrüßung, dann rammte er seine Stirn in Davids Gesicht.
    Eine schwarzfleckige Explosion hinter Davids Augen raubte ihm die Sicht, während sich von seiner rechten Braue aus rasant ein taubes Gefühl ausbreitete. Metas entsetzter Aufschrei drang an sein Ohr, und sofort setzte der Wolf in seinem Inneren zum Sprung an. Aber David konnte nicht zulassen, Meta in einem solchen Augenblick sein Geheimnis zu offenbaren. Erst, wenn ihm nichts anderes mehr übrigblieb.
    Deshalb brachte David all seine Kraft auf, um den Dämon davon abzuhalten, Gestalt anzunehmen und sich auf jeden zu stürzen, der Meta in irgendeiner Form bedrohte. Der Wolf wollte trotzdem ausbrechen und setzte bei diesem Versuch  eine ungeahnte Energie frei. David glaubte, in einen Strudel gerissen zu werden, in dem er nicht mehr zwischen seinem Willen und dem des Dämons unterscheiden konnte. Wäre Metas Furcht nicht gewesen, hätte David vermutlich Tillmanns brutalen Angriff vergessen vor lauter Erstaunen darüber, zu welcher Macht der Dämon seit dem Ritual gelangt war. In den letzten Wochen hatte sich der Wolf so unauffällig verhalten, dass er dessen schiere Existenz gar nicht mehr bedacht hatte. Nun begriff David, dass Maggie Recht gehabt hatte: Er war kaum imstande, die Macht des Dämons zu beherrschen. Gerade, als er glaubte, sich dem Willen des Wolfes unterwerfen zu müssen, zog dieser sich zurück und hinterließ einen vor Fassungslosigkeit und Erschöpfung gelähmten Mann.
    Abwartend hielt Tillmann David an der Jacke fest, wobei sich seine Finger durch das Leder gruben, als suchten sie das nackte Fleisch.Trotzdem war David froh über den festen Griff, andernfalls wäre er zu Boden gesunken, immer noch unfähig, die Kontrolle über seine Gliedmaßen zurückzuerlangen.
    Schließlich packte Tillmann ihn unter dem Kinn und zerrte seinen Kopf in den Nacken, bis David seinen Blick erwiderte. »Was ist los mit dir? Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du doch ganz wild auf ein Dominanzspielchen. Und jetzt klappst du zusammen, wenn ich dich nur einmal anticke? Ist es wirklich so leicht, dich zu unterwerfen?«
    Obwohl David sich bemühte, den unterlegenen Eindruck aufrechtzuerhalten, erkannte Tillmann die Wahrheit. Er lockerte den Griff um Davids Kinn, der sich sofort nach Meta umsah. Aber der Spielraum, den Tillmann ihm ließ, reichte nicht aus, um einen Blick auf sie zu werfen. Außerdem lief ihm Blut von seiner Braue ins Auge, wo Tillmanns Stirn ihn getroffen hatte.Vor Verzweiflung hätte David am liebsten aufgebrüllt, denn er wagte es nicht, die Hilfe des Wolfes in Anspruch zu nehmen. Nicht einmal, um Tillmann einen kräftigen Stoß zu verpassen, damit er endlich seine Pfoten von ihm nahm. Der Dämon würde jede Gelegenheit nutzen, um hervorzubrechen und Gestalt anzunehmen. Dann könnte er vor Meta nicht länger leugnen, was er war.
    Die Anspannung auf Davids Zügen beobachtend, sagte Tillmann: »Du hast wegen der Frau den Schwanz eingezogen, richtig? Nun gut, ihr wird nichts passieren, zunächst jedenfalls nicht. Jagau sorgt lediglich dafür, dass sie während unserer kleinen Unterredung nicht abhaut. Ich schlage also vor, dass du schön stillhältst, während ich rede. Dann sehen wir weiter.«
    Langsam zog Tillmann seine Hand zurück, und als er feststellte, dass David sich auf den Handel einließ, betrachtete er ihn eingehend. David umgab die Macht des Dämons wie ein vibrierendes Feld. Davon war Tillmann angezogen, zugleich machte ihn Davids starker Wolf aggressiv. »Möchtest du denn gar nicht wissen,

Weitere Kostenlose Bücher