Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
das Kinn auf die Brust und sah David gehässig an.
    Eine Sekunde später traf Tillmann ein Faustschlag im Gesicht. Er taumelte verblüfft zurück, wobei ihm das Blut aus der  Nase spritzte. Doch bevor David ihn weiter attackieren konnte, schrie Meta empört auf. Augenblicklich wirbelte David herum und sah, wie der gedrungene Mann namens Jagau ihren linken Oberarm mit festem Griff umfangen hielt. Ungläubig starrte sie den Mann an, der ihr soeben mit voller Absicht Schmerzen zugefügt hatte, als sie David zu Hilfe eilen wollte.
    Plötzlich packte Tillmann ihn mit unmenschlicher Kraft und drehte seinen Arm auf den Rücken. Die Schmerzen, die seinen Körper dabei durchfuhren, lediglich wie ein fernes Glimmen wahrnehmend, versuchte David, sich mit aller Kraft dem Griff zu entwinden. Tillmann, über dessen Haut ein Schatten tanzte, hielt dagegen.
    »Wenn du nicht sofort stillhältst, wird mein Freund deiner Schönen das Genick brechen, und zwar ehe du sie erreichen kannst. Ganz gleich, wie schnell du bist, er wird schneller sein. Hast du das begriffen?«
    Anstelle einer Antwort gab David seine Gegenwehr auf, den Blick auf Meta gerichtet, die ihn voller Entsetzen und Unverständnis ansah. Schreckensbleich war sie zwischen der Häuserwand und ihrem Wächter eingezwängt. Sie hielt den Rosenstrauß, den er ihr vor einer halben Ewigkeit, wie es ihm schien, geschenkt hatte, an ihre Brust gepresst. Beinahe so, als ob sie jeden Moment zerfallen würde, wenn sie sich nicht länger daran festhielt.
    »Tief in deinem Innersten sträubt sich doch sicherlich alles dagegen, dein Menschleben mit einer Lüge zu beginnen, oder, David?«, fuhr Tillmann unterdessen fort, die Stimme heiser vor unterdrückter Genugtuung. »Ich werde dir einen Gefallen tun und dir helfen: Ich locke deinen Wolf für dich hervor, damit deine Liebste sich ihn einmal anschauen kann. Schließlich besitzt du doch diese besondere Gabe, dich von ihm zu trennen. Sehr anschaulich. Was denkst du, wie ihr der Schattenwolf gefallen wird?«
    Mit diesen Worten gab Tillmann seinen Arm frei und schritt an ihm vorbei. Als er Meta erreichte, ließ Jagau ihren Arm los und zog sich zurück.Tillmann baute sich vor der regungslosen Meta auf, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, sie eingängig begutachtend.
    »So sehen also Frauen aus, die sich mit Raubtieren einlassen, anstatt vor ihnen zu fliehen.«
    Seinem Ton wohnte etwas so Anzügliches inne, dass Meta ihren Blick kurz vom am ganzen Leib bebenden David losriss, um den Mann, der bedrohlich nahe an sie herangetreten war, zu mustern.
    Tillmann grinste sie boshaft an. »Erstaunlich. Normalerweise macht ihr immer einen weiten Bogen um uns, als würdet ihr ahnen, dass wir in euch bestenfalls ein unterhaltsames Spielzeug sehen. Aber wahrscheinlich magst du es auf die harte Tour, was?«
    »David, wovon redet dieser Mensch?« Metas Augen waren vor Schrecken so weit aufgerissen, dass die grün schimmernden Seen ihrer Iris freilagen.
    Ihre Panik und Abscheu, die David wie eine schwarze Flut entgegenschlug, drohte ihn unter sich zu begraben. Er spürte, wie ihn der Mut verließ. Selbst wenn Tillmann sich jetzt abwandte und ging, so würde Meta ihn, nachdem sie den ersten Schrecken verwunden hatte, verlassen. Er hatte sie verloren. Die Verzweiflung paarte sich mit Wut, und dieses Mal unterdrückte David sie nicht. Augenblicklich wurde der Wolf hervorgelockt und tanzte über Davids Haut wie ein dunkler Schemen. Noch einmal sah er Tillmann warnend an. »Tu das nicht«, sagte er mit einer Ruhe, die angesichts der Aufruhr in seinem Inneren unmöglich schien.
    Tillmann zögerte nur kurz. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben«, sagte er und verpasste Meta einen Schlag gegen die Schläfe.
    Meta gab ein schwaches Keuchen von sich, als sie durch die Wucht des Schlages mit Gesicht und Schulter gegen den rohen Stein schlug. Der Rosenstrauß glitt ihr aus den Händen, und sie trat darauf, als sie sich benommen von der Wand abstützte. Tillmann zerrte sie herum und schlang seinen Arm um ihren Oberkörper, so dass sie nicht ohnmächtig in sich zusammensinken konnte.
    David sah, wie sich Metas Stirn und Wange bereits rot verfärbten, dort, wo sie gegen den Stein geprallt war. Tillmann fasste ihr ins Haar und riss ihren Kopf nach hinten. Blitzschnell glitt seine Hand unter den Rollkragen ihres Pullovers und zog den Stoff herunter, bis ihre helle, pochende Kehle zu sehen war. Noch ehe David den Wolf freigeben konnte, brach der Dämon eigenständig

Weitere Kostenlose Bücher