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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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würde das Angebot ausschlagen, aber schon jagte er wie ein Windstoß durch sie hindurch. Nun setzte Hagen dazu an, in sie einzudringen. Seine freie Hand zerrte ihren Kopf in den Nacken, und er fletschte seine Zähne, um sie in ihren Hals zu schlagen. Doch da erklang hinter ihm mit einem Mal das einschüchternde Knurren eines Wolfes.
    Augenblicklich erstarrte Hagen, dann löste er sich gerade weit genug von Meta, um einen Blick über die Schulter zu werfen.Was er dort sah, ließ ihn die ihm ausgelieferte Frau mit einem Schlag vergessen: Sein eigener Schattenwolf hatte sich drohend hinter ihm aufgebaut, die hochgezogenen Lefzen zeigten Reißzähne, die in ihrer Größe und Schärfe nur noch wenig mit denen eines echten Wolfes gemein hatten. Dieses Wesen war ein Raubtier, das einem Alptraum entsprungen war, davon beseelt, anzugreifen.
    »Was, verflucht noch mal...« Weiter kam er nicht, denn der Wolf setzte zum Sprung an und riss ihn mit sich. Hagens hünenhafter Leib schlug mit einem dumpfen Knall zu Boden. Zuerst sah es so aus, als wollte er seine Finger in das Fell des Wolfes graben, um ihn zur Seite zu schleudern. Aber da verschmolz der Schatten bereits wieder mit seinem Hüter, und die Hände fuhren ins Leere. Als verursache die Rückkehr des Dämons ihm Schmerzen, begannen Hagens Glieder zu zittern wie bei einem Stromschlag. Dann blieb er totengleich liegen.
    Meta war froh, die Wand in ihrem Rücken zu haben, denn sonst hätte sie sich kaum auf ihren wackligen Beinen halten können. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie ihr Kleid glatt, dessen Saum nun wieder ihre Knie umspielte. Dann betastete sie ihr linkes Ohr, wo Hagens Faustschlag sie getroffen hatte und das nun von einem hohen Pfeifton erfüllt war. Dabei behielt sie die ganze Zeit den leblos daliegenden Hagen im Auge.
    Plötzlich ging die Tür auf, und ein Mann von stämmiger Statur trat ein. Schweigend schaute er auf Hagen, dann auf Meta. Allerdings brachte er nicht mehr als ein leichtes Runzeln der Stirn zustande. Er ging zu Hagen hinüber und stupste ihn mit der Schuhspitze an. Erst leicht, dann so kräftig, dass der Knall des Aufpralls bis zu Meta drang.
    Mit einem schmerzvollen Stöhnen drehte Hagen sich auf die Seite und sah sich verwirrt um. Der Mann war bereits wieder einen Schritt zurückgetreten. Schaukelnd, als wäre er betrunken, kam Hagen auf die Beine und zog sich die Lederhosen über die Hüften. Den Kopf gesenkt, stand er da, als müsse er sich sammeln, dann sagte er mit heiserer Stimme: »Ich drehe deinen verfluchten Kopf einmal um die eigene Achse, wenn du keinen überzeugenden Grund für diesen Auftritt hast, Anton.«
    Der bullige Mann zuckte mit den Schultern. Falls Hagens Drohung ihm Sorgen bereitete, konnte er es ausgesprochen gut verbergen. »Maggie schickt mich, damit ich dir Bericht über meinen letzten Auftrag erstatte.«
    »Warum? Kann Maggie ihren Mist auf einmal nicht mehr allein regeln?«, presste Hagen zwischen aufeinandergebissenen Zähnen hervor, während er leicht vor- und zurückschwankte.
    »Mein Auftrag lautete, Nathanel zu begleiten, während er in unserem Revier nach deinem entlaufenen Streuner sucht. Er hat ihn gefunden.«
    »Gut. Und warum muss ich mir dann deine Fresse statt Nathanels anschauen?«
    Der Mann namens Anton zögerte einen Augenblick. »Nathanel wird nicht zurückkehren. Deshalb wollte Maggie, dass ich dich hole.«
    Hagen fluchte und gab dann ein widerwilliges, aber zustimmendes Brummen von sich. Schließlich sprach er in Metas Richtung, sah ihr dabei allerdings nicht in die Augen. »Wenn ich wiederkomme, werden wir dieses kleine Vorspiel überspringen. Du wirst mir geben, was ich will, und anschließend werde ich mich in deinem Blut wälzen. Aber zuerst trete ich deinem widerspenstigen Freund in den Arsch. Wenn David brav ist, bringe ich ihn erst um, nachdem er uns beiden zusehen durfte.«
    Als Hagen endlich die Tür hinter sich schloss, atmete Meta erleichtert aus. Es war ihr tatsächlich gelungen, sich gegen diesen Mann, der mit keiner ernstzunehmenden Gegenwehr gerechnet hatte, zu behaupten. Allerdings auf eine Art, die sie verwirrte. Ihre Glieder fühlten sich so bleiern an, dass sie glaubte, gleich mit den Füßen voran durch den Boden zu sinken. Hagens Wolf Gestalt zu verleihen, hatte sie viel Kraft gekostet. Oder war es nur der Schock über diese Fähigkeit, die so plötzlich aus ihr hervorgebrochen war? Trotzdem wollte Meta der Müdigkeit nicht nachgeben. Die Drohung, die Hagen ausgestoßen

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