Wintermond
Gesicht, aber er schien sie gar nicht zu bemerken, so vertieft war er in die Betrachtung ihres sich vor Furcht rasch hebenden und senkenden Brustkorbs. Hinter ihm stand die Tür ein Stück weit offen, und durch den Spalt fiel dämmeriges Licht. Offenkundig machte er sich keine Sorgen darüber, dass sie ihm entkommen könnte.
»Was genau mache ich hier?«, fragte Meta, als sie das Schweigen nicht länger ertrug. Ihre Stimme klang rau und brach beim letzten Wort einfach weg.
Einen Augenblick lang sah es danach aus, als ziehe der Mann vor, weiterhin ihre Brust zu beobachten, anstatt zu antworten. Dann gab er ein leises Schnaufen von sich. »Der kleine Tillmann hat dir doch gezeigt, was David ist: ein Wolf. Und bevor er beschlossen hat, diesen Nebenaspekt zu vergessen und unter deine Röcke zu schlüpfen, hat er einem Rudel angehört. An der Spitze eines jeden Rudels steht ein Anführer. Ich bin Hagen.« Erwartungsvoll zog der Mann seine buschigen Brauen hoch, Meta jedoch wartete nur reglos ab. »In einem Rudel gibt es Regeln, klare Gesetze. David hat geglaubt, wenn er mein Revier verlässt, würden sie nicht mehr für ihn gelten. Ein Fehler. David gehört mir, und was ihm gehört, ist ebenfalls meins. Und du gehörst David, richtig?«
»Ich gehöre zu David«, erwiderte Meta, unsicher, ob dieser Mann den Unterschied begriff.
Hagen ließ ein zufriedenes Brummen hören. Fast behutsam begann er, ihren Mantel zu öffnen.Wie betäubt sah Meta dabei zu, wie der Stoff sich teilte und den Blick auf ihr besticktes Folklorekleid freigab. Mit einer Geste, die bei ihr ein Déjàvu-Gefühl auslöste, griff er nach dem Saum und drängte sich an sie, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß.
Ihr Entsetzen bemerkend, hielt Hagen kurz inne und grinste sie anzüglich an. »Diese spezielle Erinnerung von David an euer gemeinsames Liebesleben gefällt mir besonders gut. Der Hausflur. Ich hätte nichts dagegen, die Nummer mit dir nachzuspielen. Allerdings auf meine Art.«
Als Hagens Hand über ihren Oberschenkel wanderte, versuchte Meta, ihn mit einem Stoß gegen die Brust zurückzudrängen. Allerdings schien Hagen nichts gegen ein kleines Gerangel einzuwenden zu haben. »Warum versuchst du es nicht mit ein wenig mehr Selbstvertrauen?«, fragte er sie, wobei sich ein seltsam hoher Ton in seine tiefe Stimme einschlich. »Ruhig ein wenig fester.«
Zunehmend panisch, hämmerte Meta ihm gegen die Brust. Dann griff sie nach seiner Hand und versuchte, sie von ihrem Oberschenkel fortzuzerren, da ihre Haut an der Stelle brannte, wo er sie berührte.
»Ist das alles, was du zu bieten hast?« Seine Enttäuschung war nicht zu überhören, während seine Finger die Spitze ihres Slips ertasteten.
»Nimm deine verfluchten Pfoten weg!«, schrie Meta nun völlig außer sich. Mit aller Kraft wand sie sich hin und her, um zu entkommen, doch Hagen hielt sie zwischen seinem muskulösen Körper und der Wand gefangen. Als er sich zwischen ihre Schenkel zwängte, bekam Meta zu spüren, dass ihre verzweifelte Gegenwehr ihm ausgesprochen gut gefiel. Augenblicklich stellte sie ihre Bewegungen ein.
»Du darfst mich nicht nehmen.« Der Satz wollte ihr kaum gelingen. »David gehört dir nämlich nicht.«
»Dieser kleine Dreckskerl ist mein!«
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, schlug er Meta mit der Faust ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite, aber der Schmerz fühlte sich unendlich viel besser an als die Berührung seiner Hand auf ihrer bloßen Haut. Da zerrte Hagen mit Gewalt an ihrem Kleid, um es entzweizureißen.Voller Entsetzen dachte Meta, dass er nach dem Zerreißen des Stoffes nicht einhalten würde. Er wäre erst befriedigt, wenn er ihre schützende Haut zerfetzt, ihren Brustkorb aufgebrochen und sich in ihren noch pochenden Innereien gesuhlt hatte. Sie spürte seinen unnatürlich heißen Atem auf ihrem Gesicht, fühlte sich ummauert von seinem drängenden Körper, nach dem sie nun wieder mit aller Kraft schlug und trat. Ihr eigenes wütendes Brüllen klang ihr auch noch in den Ohren, als Hagen ihre Handgelenke hochriss und sie gegen die Wand presste, damit sie endlich nicht mehr gegen ihn ankämpfen konnte.
Doch Meta dachte gar nicht daran aufzugeben. Sie hatte den Schatten entdeckt, der inzwischen über Hagens Antlitz tanzte. Abermals zwängte er sich nun zwischen ihre Schenkel, und Meta öffnete jene weiten Räume in ihrem Inneren und lud den Schatten ein. Komm zu mir, rief sie ihn. Einen Herzschlag lang glaubte sie, Hagens Dämon
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