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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Stunden einen verträumten Blick. Burritos und Bier vor dem Fernseher - was hier gerade ablief, war für ihn nicht mehr als das übliche Tagesgeschäft.
    »Ihr nehmt den Transporter. Lasst euch, was den vereinbarten Betrag für die Lieferung angeht, nicht beschwatzen. Ihr wisst ja, wie alles abläuft. Euch gehört die vordere Reihe.« Nathanel schnitt mit einer Handgeste die Gruppe in zwei Hälften. »Jannik und ich übernehmen die da drüben - auf geht’s, Mädchen!«
    Nathanel winkte ungeduldig mit der Hand, als würde er eine widerspenstige Kuhherde zusammentreiben. Tatsächlich bewegten sich die jungen Frauen voller Unwillen, gerade so, als hätten sie diesen stickigen, überfüllten Raum als Heimathafen liebgewonnen. Sie zupften an ihren Tops, strichen sich übers Haar und blickten zurück, ob sie auch nichts auf den Sitzbänken zurückgelassen hatten.
    Jannik stand neben David und schaute ihn flehend an. Der brauchte den Blick nicht zu erwidern, um zu wissen, dass sein Freund nach wie vor darauf hoffte, nicht von ihm getrennt zu werden. Seine Unsicherheit umgab Jannik so deutlich, als wolle er sie allen Anwesenden geradezu auf die Nase binden.
    Mathol ging selbstredend sofort auf diese Art von Herausforderung ein. »Wo hast du denn deinen Köter gelassen?«, fragte er mit einem verschlagenen Funkeln in den Augen.
    »Das geht dich einen Dreck an«, erwiderte Jannik so schnell,  dass seine Furcht vor diesem Schlägertypen gar nicht erst überhandnehmen konnte. Wenn es um Burek ging, legte er eine erstaunliche Wehrhaftigkeit an den Tag.
    Doch Mathol grinste nur gehässig. »Das Vieh liegt garantiert wieder einmal auf dem Sofa von der alten Ruth. Wie jedes Mal, wenn dir verboten wird, ihn mitzunehmen. Was meinst du, wer von uns beiden seinen Job heute Nacht wohl schneller erledigt hat und zuerst bei ihr aufschlägt?«
    »Mann, Mathol, halt die Klappe und setz dich mit deinem Trupp endlich in Bewegung. Es ist verdammt eng hier drinnen«, fuhr David dazwischen, dessen Nerven mittlerweile blanklagen. Als Mathol nicht reagierte, sondern sich demonstrativ die Lippen leckte, hätte er dem Mann fast auf den Mund geschlagen, damit dieser die nächsten Tage an nichts Essbares denken mochte.
    Und genau in diesem Moment forderte Nathanel seine volle Aufmerksamkeit: »Das Mädchen in der Ecke gehört dir, David.« Er zeigte auf ein zierliches Geschöpf von höchstens zwanzig Jahren, dem das blonde Haar strähnig ins Gesicht hing. Dann schaute es auf und sah David ablehnend aus seegrünen Augen an.
    David machte einen Schritt zurück, als hätte ihn der Schlag getroffen. Die verwahrloste Gestalt sah auf den ersten Blick aus wie Meta.Auch als sie mit widerwilligen Bewegungen auf ihn zukam und er erkannte, dass ihre Nase deutlich breiter, das Gesicht eher rundlich als oval war und das Haar einen dunklen Haaransatz aufwies, konnte er sich trotzdem kaum wieder beruhigen. Mit aufgerissenen Augen starrte er sie an, unfähig, ein Wort zu sagen. Einer Frau, die Meta so ähnlich sah, in einem klaustrophobisch engen Raum gegenüberzustehen, während Mathol und Leug grunzend ein Lachen unterdrückten, brachte ihn völlig aus der Fassung.
    David wollte sich umdrehen und einfach gehen, aber da  rief Nathanel ihn bei seinem Namen. Dabei drang kein Laut über seine Lippen mit dem hinabhängenden Mundwinkel. Er rief ihn auf eine Art, der sich David unmöglich entziehen konnte. Augenblicklich vergaß er seinen Fluchtgedanken und ging auf Nathanel zu, dem seine eben demonstrierte Überlegenheit herzlich egal zu sein schien. Eigentlich hätte David dafür dankbar sein müssen, stattdessen verletzte diese Art der Behandlung ihn. Nathanel rief - er kuschte, so sah es aus.Wenigstens hatten die anderen nichts davon mitbekommen, sonst hätte Mathol sich darüber lustig gemacht.
    »Deine Aufgabe besteht lediglich darin, das Mädchen ins Palais zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie dort auch bleibt«, erklärte Nathanel unterdessen im selben gleichgültigen Ton, wie er zuvor die anderen Aufträge erteilt hatte.
    Die junge Frau hatte sich bereits neben David gestellt, und obwohl ihr der Widerwille deutlich anzumerken war, drängte sie sich an seine Seite, als suche sie Schutz. David widerstand dem Bedürfnis, von ihr abzurücken, steckte jedoch die Hände in die Jackentaschen und ballte sie dort zu Fäusten.Wenigstens glich ihr Geruch nicht einmal ansatzweise dem von Meta, und auch sein Wolf schien nichts anderes als eine mögliche Beute in ihr zu

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