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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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    »Ist sie für Hagen?« Sofort ärgerte David sich darüber, dass er die Frage gestellt hatte.
    Nathanel musterte ihn abwägend, dann antwortete er bedächtig: »Bring sie einfach in das Palais und sorg dafür, dass sie dort bleibt.«
    »Gut.« David bekam vor Anspannung kaum die Zähne auseinander. »Und wie soll ich sie, verdammt noch mal, dorthin bekommen? Jannik und du werden ja wohl den Van nehmen. Oder wollt ihr vielleicht zum Fluss laufen?«
    Nathanel zuckte lediglich mit der Schulter. »Wie du zurückkommst, ist dein Problem.«
    »Du kannst ja auf ihr reiten«, schlug Mathol vor, ehe er sich seinem Trupp anschloss und den niedrigen Raum verließ.
    David wartete ab, bis die anderen nach und nach die Feuerschutztür passiert hatten, dann deutete er der Frau mit einem Kopfnicken an, ihm zu folgen. Sie trug ein lilafarbenes Charlestonkleidchen aus zerknittertem Polyester und Tanzschuhe. Über den Arm hatte sie sich eine Jacke aus Kunstpelz gehängt, und von ihrer Schulter baumelte eine vollgestopfte Beuteltasche. Einen Moment lang dachte er darüber nach, ob sie etwas enthalten könnte, das die junge Frau vor der nächtlichen Kälte schützen würde.
    Oben an der Tür wartete Bremen auf sie, um das Lagerhaus hinter ihnen abzuschließen. Der Van drehte gerade, und David erhaschte einen Blick auf Janniks Gesicht hinter dem Steuerrad, kreidebleich vor Anspannung. Dann verschwand der Van um die Ecke.Von Mathol und seinem Trupp war längst nichts mehr zu sehen, vermutlich würde er sich tatsächlich beeilen, um Jannik vor Ruths Haus abzufangen. Dem jungen Mann stand heute Nacht vermutlich nicht nur ein Schrecken, sondern auch noch eine gehörige Abreibung bevor. Umso mehr sollte ich mich ranhalten, dachte David und warf erneut einen Blick auf die Tanzschuhe seiner verächtlich ins Leere blickenden Begleitung.
    Bremen hatte sich zu ihnen gesellt und machte sich mit einem Brummen bemerkbar. »Ich könnte euch beide in die Stadt mitnehmen«, schlug er vor. Als David ihn lediglich abwartend anschaute, hob der feiste Mann beide Hände hoch. »Sie könnte die Fahrt doch ruckzuck abarbeiten.«
    Davids Augenbrauen zogen sich zusammen, ansonsten stand er einfach nur da, die Hände in den Taschen vergraben. Die junge Frau spuckte auf den Boden. Bremen winkte ab, die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Während er zu seinem Wagen ging, rief er noch über die Schulter: »Na, dann lauft  euch mal schön den Arsch ab, ihr zwei Hübschen. Immer am Kai entlang und dann weiter geradeaus. Nach einer Stunde Fußmarsch kommt ihr zur U-Bahn, keine Ahnung, ob die um diese Uhrzeit noch fährt.«
    David sparte sich eine passende Entgegnung. Obgleich es mittlerweile kalt und diesig war, würde ihm eine nächtliche Wanderung durch die Stadt nichts ausmachen. Sie müssten zwar Grenzgebiet passieren, aber darum machte er sich keine Gedanken.Wenn die Tanzschuhe ihren Geist aufgaben, würde er eben ein Taxi anhalten, auch wenn ihm diese Idee nicht schmeckte. Er hasste es schon, selbst zu fahren, doch als Beifahrer trieb es ihm den Angstschweiß auf die Stirn.
    In der Zwischenzeit hatte die junge Frau sich ihre Jacke übergezogen und Zigaretten aus der Tasche geholt, wobei Make-up und ein kleines Notizbüchlein herausgefallen waren, die sie eiligst wieder zurückgesteckt hatte, als wolle sie keine falsche Aufmerksamkeit erregen. Mit überkreuzten Fußknöcheln stand sie nun da und blickte den Rauchschwaden hinterher.
    Da er endlich aufbrechen wollte, stieß David sie kurz an, doch sie schlug sofort nach seiner Hand. Überrascht beobachtete er sie dabei, wie sie einige Züge von der Zigarette nahm und dabei leise mit sich selbst redete. Ihre Angst paarte sich mit einem gewissen Trotz. David konnte die aufkeimende Wut wie einen roten Lichtschein sehen. Bevor sie sich in etwas hineinsteigern konnte, packte er sie am Oberarm und zog sie einen Schritt voran.
    Doch es war bereits zu spät: Die Frau begann, in einer ihm unbekannten Sprache zu fluchen und nach ihm zu schlagen. Dabei hielt sie die brennende Zigarette immer noch in der Hand, und die Glut streifte David seitlich am Kinn. Zwar hatte er im nächsten Moment ihre Hände unter Kontrolle, aber das Brennen in seinem Gesicht und ihr beharrlicher  Versuch, sich seinem Griff zu entwinden, ließen ihn brutal zugreifen.
    Ihr Schimpfen ging nahtlos in ein winselndes Betteln über, und David kämpfte gegen das Verlangen an, sie zu Boden zu ringen und sie unter seinem Gewicht zu begraben, bis

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